Nationale Statistikbehörde Südafrikas

Metallgewebe als sprechende Hülle

Fassaden
Eine symbolträchtige Imagebotschaft sendet das mit über einer halben Million Knöpfe verzierte nationale Statistikamt Südafrikas aus. Es ist ein Spiegel des Wandels Südafrikas. Das bunte Spektrum an Kulturen, Religionen und Völkern prägte Südafrikas Beinamen Regenbogennation. Vor fast 25 Jahren besiegelte die Kaprepublik das Ende der Apartheid mit einer neuen Verfassung und wählte Nelson Mandela zum Staatspräsidenten. Die seitdem rasant wachsende Infrastruktur und Wirtschaft verwandelten das Bild Südafrikas nachhaltig. Heute zählt das Land zu einem der wichtigsten Schwellenländer. Eine Schlüsselrolle zur Messung dieses unaufhaltsamen Fortschritts nimmt das nationale Statistikamt, die Statistics South Africa (Stats SA) in Pretoria ein. Die südafrikanischen Architekturbüros GLH und Terra Ether gestalteten den Bau in Kooperation und verliehen ihm durch eine Fassade aus Metallgewebe der GKD – Gebr. Kufferath AG sein unverwechselbares Gesicht. Foto: GLH-TE JV

Das bunte Spektrum an Kulturen, Religionen und Völkern prägte Südafrikas Beinamen Regenbogennation. Vor fast 25 Jahren besiegelte die Kaprepublik das Ende der Apartheid mit einer neuen Verfassung und wählte Nelson Mandela zum Staatspräsidenten.

Pretoria/Südafrika (ABZ). – Die seitdem rasant wachsende Infrastruktur und Wirtschaft verwandelten das Bild Südafrikas nachhaltig. Heute zählt das Land zu einem der wichtigsten Schwellenländer. Eine Schlüsselrolle zur Messung dieses unaufhaltsamen Fortschritts nimmt das nationale Statistikamt, die Statistics South Africa (Stats SA) in Pretoria ein. Mit einem umgerechnet über 100 Mio. Euro teuren neuen Hauptgebäude trug das Land der Bedeutung des Amtes Rechnung. Die südafrikanischen Architekturbüros GLH und Terra Ether gestalteten den Bau in Kooperation und verliehen ihm durch eine Fassade aus Metallgewebe der GKD – Gebr. Kufferath AG sein unverwechselbares Gesicht. Verziert mit über einer halben Million Knöpfe wird sie zur symbolträchtigen Imagebotschaft der Behörde.

Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt veranlasste Nelson Mandela die erste Volkszählung in Südafrika, um eine solide Basis für die prosperierende Demokratie des Landes zu schaffen. Gut 20 Jahre später ist die in diesem Rahmen gegründete Stats SA auch international von Bedeutung. Parallel zum Ansehen wuchs die Zahl der Mitarbeiter der Stats SA von 500 auf landesweit 3500 Mitarbeiter, die zuletzt auf vier verschiedene Gebäude in der Hauptstadt Pretoria verteilt waren. Bereits 2005 begannen deshalb die Überlegungen für einen Neubau, der ausreichend Platz für alle Mitarbeiter an einem Standort bietet.

Auf einem 60.000 m² großen Grundstück am Rande des Regierungsviertels und in fußläufiger Entfernung zum Freedom Park entstand ein Gebäudekomplex mit 31.800 m² Bürofläche. Als eines der ersten öffentlichen Dienstleistungsgebäude wurde das ambitionierte Projekt durch ein Public Private Partnership-(PPP-)Modell finanziert. Die Vorgaben an die Architekten von GLH und Terra Ether waren herausfordernd: So galt es, einen sanierungsbedürftigen Komplex historischer Gebäude mit ihrer wagenburgförmigen Anordnung auf dem Grundstück in den Neubau zu integrieren. Der gesamte Bereich ist zudem Teil eines Infrastrukturprogramms zur Erneuerung des Salvokop-Stadtteils mit insgesamt zehn Projekten.

Der Neubau des Stats SA sollte deshalb auch eine Katalysatorfunktion für die Gesamtmaßnahme übernehmen. Kernaufgabe der Architekten war jedoch, durch den Bau des neuen Behördensitzes die Arbeit der Stats SA und deren Funktion der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Ihre Lösung war ein Gebäudekomplex, der mit einer reichhaltigen Symbolik die Vision und Mission der Stats SA veranschaulicht. Wie eine gigantische Trommel mit fünf Fingern fügt sich der mit vier Sternen vom Green Building Council South Africa (GBCSA) zertifizierte Bau harmonisch in die umliegende Hügellandschaft ein. Das zickzackförmige Dach des Haupteingangs erinnert an die Kurven, mit denen die Stats SA die Ergebnisse ihrer Erhebungen darstellt. Architektonisches Pendant der fünf Erhebungsbereiche sind die hintereinander angeordneten Finger, von denen jeder durch Farbwahl und Dachwinkelform seine eigene Identität hat.

Ein Rundbau am Haupteingang erhält durch die optisch nahtlose Bespannung mit einer Hülle aus Metallgewebe die Anmutung einer Trommel. Dieses in der afrikanischen Kultur als Symbol für Kommunikation verankerte Instrument visualisiert die Aufgabe der Statistikbehörde, Informationen aufzunehmen und mitzuteilen.

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Über 500.000 auf die gewebte Haut der GKD applizierten Edelstahlknöpfe ergeben ein Muster, das die Inschrift eines Zählwerkzeugs aus der Steinzeit nachbildet. Foto: GLH-TE JV

Traditionell lädt die Trommel in Afrika zudem alle Menschen zum Kommen und Mitmachen ein. Gleichzeitig ist der trommelförmige Bau eine Referenz an die Geschichte des Standorts: Zu Zeiten des Postzugverkehrs hieß er Signal Hill, da von hier die bevorstehende Ankunft der Züge angekündigt wurde. Das ausgeklügelte Zusammenspiel von über 500.000 auf die gewebte Haut applizierten Edelstahlknöpfen ergibt ein Muster, das die Inschrift eines 2002 gefundenen Zählwerkzeugs aus der Steinzeit nachbildet und somit einen weiteren Bezug zum Tätigkeitsfeld des Statistikamtes herstellt. Deshalb wurden auch die beiden Büroblöcke 1 und 5 mit dem Edelstahlgewebe vom Typ Omega, dessen Knopfmusterapplikation an Perlenstickerei erinnert, verkleidet. Die speziell entwickelten, 30 bis 50 mm großen Knöpfe wurden nach einem von Marius Botha entworfenen Design von Hand auf der metallischen Haut fixiert. Der Großteil der Knöpfe wurde naturbelassen, ein kleinerer Teil jedoch bronzefarben beschichtet.

Insgesamt 2280 m² Omega-Gewebe wurden zu 41 Paneelen in unterschiedlicher Breite und jeweils 10,14 m Höhe verarbeitet. Für die Verkleidung der Trommel wurden die Paneele so gebogen und mit Klammern fixiert, dass sie der Form des Gebäudes konsequent parallel auf einer Ebene folgen. Dabei galt es auch, die Musterübergänge von Paneel zu Paneel exakt auszurichten. Für das authentische Erscheinungsbild der Trommelbespannung war deshalb auch die Gestaltung der Klammern von entscheidender Bedeutung. Insgesamt 75 verschiedene Arten maßgeschneiderter Klammern setzte GKD Buismet für die Befestigung und Spannung des Gewebes ein. Neben der Krümmung des Bauwerks stellte dabei das Knopfmuster das südafrikanische Tochterunternehmen der Gewebeexperten vor die größte Herausforderung seiner Firmengeschichte.

Die vier verschiedenen Knopfarten variierten nicht nur in der Größe und Farbe, sondern alle 500.000 Knöpfe hatten auch eine durch das Muster exakt vorgegebene Position auf dem Gewebe. Diese musste einzeln mit entsprechenden Schablonen auf den Paneelen im Werk markiert werden. Die eigentliche Montage der Knöpfe konnte nicht im Werk erfolgen, da der Transport fertig bestückter Paneele ausschied: Angesichts der gewaltigen Dimensionen der Elemente wäre das Risiko einer Beschädigung von Knöpfen oder Gewebe viel zu hoch gewesen. Folglich mussten die Knöpfe an der Baustelle während der Gewebemontage installiert werden.

Dafür wurde jedes einzelne Paneel mit Hilfe von Kettenblöcken langsam angehoben, damit die Knöpfe Stück für Stück mit selbstsichernder Nylock-Mutter und M3 Abstandsbolzen von Hand an dem Gewebe befestigt werden konnten. Der enorme Zeitdruck und die große Anzahl an ungelernten lokalen Arbeitern erschwerten diese anspruchsvolle Mammutaufgabe zusätzlich. Terra Ether Architects wählten das Gewebe von GKD jedoch nicht nur wegen seiner besonderen Ästhetik und flexiblen Spannbarkeit für die Fassaden. Bei der Trommel dient die Verkleidung auch als effektiver Sonnenschutz sowie als Absturzsicherung an den Balkonen. Für den Einsatz an den Büroblöcken hingegen war die bewährte Funktion als Sonnenschutz ausschlaggebend.

In nur 18 Monaten Bauzeit wurde der ISIbalo genannte Neubau der Stats SA errichtet. Isibalo bedeutet in den Nguni-Sprachen mathematische Summe, abgeleitet von dem Wort ukubala für zählen – dem Kerngeschäft der Statistikbehörde. Das Gebäudeensemble aus Trommel und fünf Fingern umschließt die restaurierten historischen Eisenbahngebäude. Ehemalige, durch Luftaufnahmen dokumentierte Trampelpfade spiegeln sich in dem neu geschaffenen Wegenetz wider, das die alte und neue Bausubstanz verbindet. Neben der verschlungenen Wegführung zeugen davon auch die als Muster auf die Gehwege gedruckten ursprünglichen Laufwege. Durch die gleichermaßen behutsame wie vielschichtige Verknüpfung der neuen Architektur mit Kultur, Landschaft und Historie verkörpert das neue Headoffice der Stats SA das Selbstbewusstsein Südafrikas ebenso wie das Selbstverständnis der Statistikbehörde – und wird so zum Grundstein für die angestrebte infrastrukturelle Neuorganisation.

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