Netto-Null-Kohlenstoff beim Bau ist machbar

Die Branche für Logistikimmobilien setzt ein nachhaltiges Zeichen

Frankfurt am Main. – Je deutlicher wir die Auswirkungen der Karbonwirtschaft auf unsere Umwelt sehen, desto klarer wird, dass sich etwas ändern muss. Das gilt für die meisten Branchen einschließlich der Bauwirtschaft und der Logistik, und es geschieht ja auch schon viel. Auf europäischer Ebene hatdie EU-Kommission mit dem Europäischen Green Deal das Ziel gesetzt, Europa bis zum Jahre 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Und natürlich gilt die Forderung nach CO2-Reduktion auch für die Infrastruktur im Hintergrund, an deren Anfang stets das Bauen steht – die Logistikimmobilien.
Bauwirtschaft
Patrick Frank. Foto: GLP PF Germany Management

Ein Logistikgebäude mit dem Zertifikat: "Netto-Null Kohlenstoff beim Bau", das in Großbritannien bereits existiert, setzt ein Zeichen dafür, dass ein hohes Potenzial an Einsparmöglichkeiten bei den Treibhausgasemissionen besteht.

Durch die Kombination von Maßnahmen beim Bau und beim Gebäudebetrieb einschließlich Heizen ohne fossile Brennstoffe kann der Sektor für Logistikimmobilien zur Verringerung der CO2-Emissionen beitragen.

CO2 von Anfang an begrenzen

Die Baubranche ist für 38 % der jährlichen energiebedingten Treibhausgasemissionen auf der Welt verantwortlich, berichtet eine Studie des Weltwirtschaftsrats für Nachhaltige Entwicklung (WBCSD) aus dem Jahre 2021. Rund 50 % der CO2-Emissionen, die während der Lebensdauer eines Gebäudes entstehen, stammen aus gebundenem Kohlenstoff, also aus CO2, das in den Baumaterialien enthalten ist oder beim Bauvorgang freigesetzt wird, so die Studie weiter.

Grund genug für führende Vertreter der Logistikimmobilienbranche, bei Neuentwicklungen auch neue Wege der Nachhaltigkeit zu beschreiten. Ziel ist es, den CO2-Fußabdruck zyklusübergreifend zu begrenzen, einschließlich des in den Baustoffen gebundenen CO2 und der CO2-Emissionen, die bei Errichtung und Betrieb entstehen. Ein wesentlicher Meilenstein ist die Entwicklung nachhaltiger Netto-Null-Gebäude, die nicht erst beim Gebäudebetrieb mit der Einsparung beginnen, sondern bereits dort ansetzen, wo ein großer Teil der Kohlenstoffemissionen im Gebäudelebenszyklus anfällt: in der frühen Phase des Gebäudelebens, bei den Baumaterialien und beim Bauvorgang.

Gebundenes CO2 reduziert

Es war ein symbolträchtiger Schritt im Kampf für Klimaneutralität: Im August 2020 wurde die erste Logistikimmobilie der Welt mit dem Nachweis: Netto-Null-Kohlenstoff beim Bau gemäß den Vorgaben des UK Green Building Council verifiziert. Das Gebäude mit dem Namen "Magnitude 314" steht im britischen Logistikpark Magna Park Milton Keynes nordwestlich von London und wurde von dem Entwickler GLP realisiert. Im Verständnis des Entwicklers ist dieses Gebäude ein Vorreiterprojekt. Er plant, ab 2023 in jedem europäischen Markt ein Pilotprojekt nach dem Prinzip: "Netto-Null-Kohlenstoff beim Bau" zu starten.

Üblicherweise sind 70 % der beim Bau anfallenden Emissionen das in den Baustoffen gebundene CO2.

Bei "Magnitude 314" hat das Analyseunternehmen Circular Ecology den CO2-Fußabdruck des Gebäudes kalkuliert.

Bezugspunkt des Vergleichs waren die Zahlen für ein regulierungskonformes Logistiklager. Bei der Errichtung des Gebäudes wurden 25,8 % des üblicherweise in Baustoffen gebundenen CO2 eingespart. Die für den Gebäudebetrieb geplanten CO2-Emissionen wurden um 26,9 % gesenkt. Bei früheren Objekten sparte der Entwickler 12 % des in den Baustoffen gebundenen CO2 und 15 % der beim Gebäudebetrieb entstehenden CO2-Emissionen ein. Aufgrund vorrausschauender und frühzeitiger Entscheidungen in der Planungsphase wurde ein großer Anteil der CO2-Einsparungen ohne Mehrkosten erzielt.

Wie wurden diese Fortschritte erzielt? Ein wesentlicher Punkt war die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Mitgliedern in der Lieferkette, darunter Materialhersteller und Anbieter von Komponenten. Sie wurden gebeten, eine vollständige Aufschlüsselung und Bewertung der zu liefernden Produkte vorzulegen einschließlich Angaben zu deren Herkunft, dem gebunden CO2 und der Recyclingfähigkeit. Auf dieser Basis wurde das gebundene CO2 dann so weit wie möglich aus dem weiteren Verfahren entfernt.

Wo ein Gebäude wie das Magnitude in puncto Emissionen in besonderem Maße punkten kann, weisen auch andere moderne Logistikimmobilien klare Vorteile gegenüber vielen älteren Gebäuden auf. Maßgeblich ist dabei die stets eine nachhaltige Bauweise. Erst sie ermöglicht es den Kunden, ihren Energieverbrauch, CO2-Fußabdruck und Wasserverbrauch zu senken. Als Reaktion auf steigende Energiepreise könnte die Nachfrage nach solchen modernen, energieeffizienten Logistikflächen sprunghaft steigen. Denn viele ältere Logistikhallen dürften sich als energetisch inneffizient und damit als im Unterhalt zu teuer erweisen.

In Richtung Energieautarkie

Nach der Planung und Entwicklung bietet selbstverständlich auch der Gebäude-betrieb weitreichende neue Möglichkeiten, um den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. So plant beispielsweise GLP bei der Entwicklung neuer Flächen, weitere Innovationen einzuführen, etwa die Installation von Heizungssystemen, die unabhängig von fossilen Brennstoffen betrieben werden. Wird auf dem Gebäudedach beispielsweise eine Photovoltaik (PV)-Anlage installiert, kann der Kunde seinen CO2-Fußabdruck verbessern und seine Stromkosten begrenzen. Besonders vorteilhaft für den Kunden ist die Kombination von PV und Wärmepumpen. Wärmepumpen gewinnen Energie aus Umweltwärme, beispielsweise der Umgebungsluft. Die gewonnene Energie wird für die Heizung des Gebäudes und die Aufbereitung von Warmwasser eingesetzt. Die Wärmepumpe bezieht Energie aus einer regenerativen Energiequelle, und für ihren eigenen Betrieb ist nur ein vergleichsweise geringer Teil an zusätzlichem Strom erforderlich. Dieser zusätzliche Anteil wird durch die PV erzeugt, er muss nicht aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Dezentrale Stromerzeugung durch PV mit hoher anteiliger Eigennutzung durch Wärmepumpen kann langfristige Sicherheit bei den Betriebskosten für das Gebäude bieten. Der potenzielle Kostenvorteil für den Kunden wird besonders deutlich angesichts des hohen Gaspreises, der innerhalb nur eines Jahres um das Drei- bis Sechsfache gestiegen ist.

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