Neuartige Verarbeitung mit Mörtelpads

Monolithische Mehrfamilienhäuser profitieren von Ziegelmauerwerk

Unipor Mauerwerksbau
KfW-Effizienzhaus 70 komplett aus Ziegeln: Für das Außenmauerwerk entschieden sich Architekt und Bauherr nach intensiver Kostenbewertung für den Planziegel "Unipor WS09 Coriso". Fotos: Unipor

München (ABZ). – Energieeffizient und wohngesund: Dass die Besonderheiten eines Gebäudes oftmals erst hinter der Fassade stecken, beweisen zwei Mehrfamilienhäuser in Engelsbrand bei Pforzheim. Klare Architektur, hochwertiger Wandbaustoff und moderne Verarbeitung sorgen für eine zeitgemäße und planerisch durchdachte Wohnanlage. Sowohl Außen- als auch Innenwände sind hier mit Mauerziegeln errichtet. Revolutionär war dabei das Setzen der Ziegel mit sogenannten Mörtelpads. Dank des mit Dämmstoff gefüllten "Unipor WS09 Coriso"-Ziegels erreicht der Mehrgeschossbau mit seinen zwölf Wohneinheiten auch ohne zusätzliche Außendämmung den KfW-Effizienzhaus-Standard 70. Knapp 10 km südlich von Pforzheim liegt Engelsbrand. Ein kleines Städtchen mit etwa 4000 Einwohnern, das aus dem Zusammenschluss mehrerer Gemeinden entstanden ist. Mit der Antoniuskirche ist das Zentrum des Ortes markiert. Beidseits der Hauptstraße verstreut liegen, mit meist steilen Ziegeldächern gedeckt, kleine Einfamilienhäuser, Doppelhäuser oder Reihenwohnanlagen. Die gute Anbindung zum nahegelegenen Pforzheim und dennoch ländliche Ruhe waren nur einige überzeugende Argumente, zwei neue Mehrfamilienhäuser in der Wiesenstraße zu errichten. Ein im Osten gelegenes kleines Industriegebiet und die autarke Infrastruktur von Engelsbrand bieten sowohl Arbeitsplätze als auch alles, was Bewohner für den täglichen Bedarf brauchen.

Von Osten kommend, gleich zu Beginn des Ortes, verläuft rechter Hand die Wiesenstraße. Mit der parallel verlaufenden Hauptstraße, dem Mühlweg sowie dem Nachbargrundstück wird ein nahezu quadratischer Baugrund gefasst. Architekt Heinz Hummel aus dem nahegelegenen Neuenbürg-Dennach plante zwei leicht versetzte Mehrfamilienhäuser. Die Architektur ist zurückhaltend, auf das Wesentliche reduziert und dem städtebaulichen Umfeld angepasst. Der Südfassade vorgesetzt, bieten Terrassen bzw. Balkone die Möglichkeit für Ausblick. Die rückseitige Nordfassade ist geprägt von Dachgauben, die sich auch in der Fassade im ersten Obergeschoss als Wandvorsprünge abzeichnen.

Alles ist streng symmetrisch aufgebaut: Von dem mittig angeordneten Treppenhaus geht auf jeder Etage links und rechts jeweils eine Wohnung ab. Die Grundrisse sind gespiegelt. Nassräume liegen im unbelichteten Mittelteil der Wohnung, der Wohn- und Essbereich orientiert sich nach Süden zur Hauptstraße. Das Treppenhaus und die Nebenräume sind nach Norden ausgerichtet. Es handelt sich so um typische Zweispänner-Grundrisse, wie sie sich über die letzten Jahrzehnte in der Architektur durchgesetzt haben. Sie wurden vom Architekten funktional sauber konzipiert: Man tritt in eine zum Wohnzimmer geöffnete Diele, findet Platz für eine Garderobe und die Schuhe. Nassräume und WC sind geschickt angeordnet, Verkehrsfläche wird kaum benötigt. In den Dachgeschosswohnungen führt eine einläufige Treppe in ein zusätzliches Galeriezimmer hinauf. Einen Hauch von Luxus bieten die Garagen im Untergeschoss, die direkt an das Treppenhaus angeschlossen sind.

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Unipor Mauerwerksbau
Wohnanlage in Engelsbrand: Auch die Innenwände überzeugen in Ziegelbauweise. Hier lieferte das Unipor-Mitgliedswerk Schmid (Bönnigheim) Hochlochziegel mit hoher Rohdichte.

Um auch langfristig Schutz vor schwankenden Energiepreisen zu bieten, war die energetische Zielvorgabe das Erreichen des KfW-Effizienzhaus-Standards 70. Ein verbesserter Wärmeschutz sollte für den Architekten und Ökologen Hummel jedoch nicht mit einer Wärmedämmverbundfassade (WDVS) einhergehen. Decken und Kellerwände in Stahlbeton sind aktueller Stand der Technik, doch sowohl für die Innenwände als auch für das Außenmauerwerk boten Ziegel die optimalen Voraussetzungen. Hummel konzipierte ein Energieeffizienzhaus komplett aus Mauerziegeln. An seiner Seite: der Bauherr Joachim Gaag. Die Wohnungsinnenwände waren eine leichte Fingerübung. Hierfür lieferte das Ziegelwerk Schmid (Bönnigheim), Mitgliedsunternehmen der Unipor-Gruppe, Hochlochziegel mit hoher Rohdichte. Ihre gute Speicherfähigkeit trägt dauerhaft zu einem gesunden Raumklima bei. 11,5 cm stark sind die nichttragenden Zimmertrennwände. Tragende Wände bzw. Wände mit erhöhten Schall- und Brandschutzanforderungen wie Wohnungstrennwände wurden mit 24 cm starken Schalungsziegeln erstellt.

Für das Außenmauerwerk entschieden sich Architekt und Bauherr nach intensiver Kostenbewertung für den Planziegel "Unipor WS09 Coriso". "Die Mauerziegel-Gattung 'Coriso' wurde speziell für energieeffizientes Bauen entwickelt", erklärt Dr. Thomas Fehlhaber, Geschäftsführer der Unipor-Gruppe (München). "Sie kombiniert modernste Ziegeltechnologie mit den optimalen Eigenschaften der integrierten mineralischen Dämmstoff-Füllung." Diese Kombination ermöglicht einen hochwertigen monolithischen Wandaufbau. Hergestellt mithilfe von Wasser, Lehm und Feuer entsprechen die Rohstoffe dem ökologischen Verständnis von Architekt und Bauherren. Mit Kalkputz auf der Innenseite (1,5cm) sowie mineralischem Leichtputz auf der Außenseite (2 cm) erreicht das 36,5 cm starke Außenmauerwerk einen U-Wert von 0,23 W/(m²K). Dank des diffusionsoffenen Mauerwerks ist zudem eine natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte sichergestellt. Neben seinen besonders wärmedämmenden Eigenschaften punktet der "Unipor WS09 Coriso" hier mit einem Rw,Bau,ref von 51,9dB auch im Schallschutz.

Überzeugend sind zudem die zulässigen Druck-spannungen von bis zu 1,4 MN/m² sowie der hohe Brandschutz. "Sowohl die 'Coriso'-Dämmstoff-Füllung als auch unsere Mauerziegel sind nach Baustoffklasse A1 als 'nicht brennbar' klassifiziert", erklärt Fehlhaber. Im Zusammenspiel mit Fenstern in Dreifachverglasung, einer 220 mm starken Zwischen-sparrendämmung sowie einer durchgehenden Aufsparrendämmung von 35mm wurden die Vorgaben des KfW-Effizienzhauses 70 mühelos erreicht – in monolithischer Bauweise ohne WDV-System. Im wahrsten Sinne des Wortes noch eins draufgesetzt haben Architekt und Bauherr den beiden Gebäuden mit den Dächern. Mit ihren Flachdachpfannen aus gebranntem Ton werden auch hier ihre ökologischen Vorstellungen kompromisslos umgesetzt: Naturbaustoffe aus ortsnaher Produktion.

Gesichertes "Neuland" betraten Architekt und Bauherr bei der Verarbeitung der Ziegel: Auf Empfehlung des Bauunternehmers Fuchs (Bad Liebenzell) entschieden sie sich für den Einsatz der modernen Mörtelpads von Franken Maxit (Azendorf). Die industriell vorgefertigten Mörtelplatten wurden hier trocken auf das plangeschliffene Mauerwerk aufgelegt. Gemeinsam mit den Unipor-Ziegeln entstand so ein beständiges und hochwertiges Mauerwerk. Entscheidungskriterium für die Mörtelpads war neben der sauberen Baustelle auch die leichtere Verarbeitung. Die Mauerarbeiten wurden im Sommer 2015 ausgeführt, der mit Rekordtemperaturen aufwartete.

Die hohe Qualität in der Ausführung der Gebäudehülle ergibt zusammen mit einem energetisch effizienten Grundriss einen Primärenergiebedarf von 17,7 kWh/(m²a). Dieser wird durch eine im Untergeschoss installierte Pelletheizung abgedeckt. Zusätzlich hat der Architekt eine thermische Solaranlage auf zweimal 16 m² eingeplant. Beide Häuser sind in ihrer Technik komplett autark ausgestattet, obwohl sie direkt aneinandergesetzt sind. In Summe betrachtet, wurden zwei Mehrfamilienhäuser errichtet, die sich äußerlich optimal in das Ortsbild einordnen. Die zurückhaltende architektonische Gestaltung ist in diesem Kontext Architektur im besten Sinne. Die Qualität in der Ausführung dank hochwertiger Mauerziegel und baubiologischem Verständnis ebenso.

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