Neubau des Klinikums

Verlegung eines Mischwassersammlers

Memmingen (ABZ). – Es ist eines der größten Krankenhausbauprojekte in Bayern: Der geplante Neubau des Klinikums Memmingen und der Bezirkskliniken Schwaben. Seit Anfang 2024 laufen am Autobahnkreuz im Memminger Norden die Erschließungsmaßnahmen für den hochmodernen Gesundheitscampus.
Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG Betonfertigteile
Hergestellt wird der neue Mischwassersammler in offener Bauweise aus rund 170 Stahlbeton-Rechteckprofilen, die speziell für diese Maßnahme entwickelt wurden. Foto: Hans Rinninger u. Sohn

Für rund 468 Millionen Euro entstehen auf einer Fläche von 7,7 ha mehrere Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 75 230,60 m² und insgesamt 480 Betten. Nach seiner geplanten Fertigstellung 2029 wird neben dem Klinikum ein ambulantes OP-Zentrum, ein Facharztzentrum, ein Physio- und Vitalcenter, ein Altenpflegeheim, eine Krankenpflegeschule, sowie eine Apotheke und eine Kita beheimatet sein.

Wichtige Grundpfeiler beim Klinikneubau sollen eine optimale Wegeführung und Prozessabwicklung im neuen Krankenhaus, eine Wohlfühlatmosphäre für Patienten und Mitarbeiter sowie Nachhaltigkeit bei Bau und laufendem Betrieb sein. Weil der am neuen Standort des Klinikums bestehende Mischwassersammler nicht überbaut werden darf, musste dieser vor Beginn der Baumaßnahme verlegt werden. Die für den Bau des neuen Kanals verwendeten Rechteckprofile des Betonwerks Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG aus Kißlegg im Allgäu, stiften dabei laut eigener Aussage einen mehrfachen Nutzen.

Knappe 400 m misst der neue Mischwassersammler am geplanten Großprojekt. B. Eng. Maximilian Ganzenmüller, Bauleiter bei der Josef Hebel GmbH & Co. KG Bauunternehmung aus Memmingen beschreibt die Maßnahme. "Zwei Gründe sprachen für die Verlegung des alten Kanals: Erstens lag dieser nicht tief genug unter der Erde und wäre so den geplanten Kellergeschossen der geplanten Klinikgebäude im Weg gewesen. Außerdem sollte der Kanal nicht überbaut sein, um eine Revision zu ermöglichen", so Ganzenmüller.

Hergestellt wird der neue Mischwassersammler in offener Bauweise aus rund 170 Stahlbeton-Rechteckprofilen, die speziell für diese Maßnahme entwickelt wurden und über besondere Eigenschaften verfügen. "Vor dem Hintergrund eines nachhaltigen Betriebes des Klinikums, sah es die Planung vor, dass in den Mischwassersammler auf einer Länge von 260 Metern, Elemente zur Nutzung des thermischen Potentials des Mischwasserabflusses eingebaut werden, sowohl zur Heizungsunterstützung, als auch zur Kühlung des neuen Klinikums", fährt Maximilian Ganzenmüller fort. Um diesem Wunsch Rechnung zu tragen, fertigte das Unternehmen Rinninger Rechteckprofile mit einem asymmetrischen Gerinne, in dem nach Montage der Betonelemente Wärmetauscher verbaut werden.

Um Schmutzwasserkanäle vor dem Angriff aggressiver chemischer Substanzen zu schützen, kommen häufig nachträgliche Kunststoffbeschichtungen oder spezielle Innenauskleidungen zum Einsatz. Diese Lösungen sind laut Unternehmen jedoch teuer und aufwändig und im Hinblick auf eine spätere Wiederverwendbarkeit von Nachteil. Das Unternehmen Rinninger entwickelte für diese Maßnahme eine andere Lösung.

"Die Elemente, die für diesen Mischwasserkanal gefertigt wurden, haben wir mit einem neuen SWB-Hochleistungsbeton gefertigt, der einen ständigen Säureangriff bis pH 3,5 übersteht", erklärt Jörg Rinninger, geschäftsführender Gesellschafter des Betonwerks. "Das Besondere: Für den Beton verwenden wir klinkerreduzierte Bindemittel, was sich auch positiv auf die CO2-Bilanz der Bauteile auswirkt. Weil wir bei den Betonelementen auf eine Beschichtung verzichten, lassen sich diese auch leichter recyceln", so Rinninger.

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Seit Dezember 2023 fertigte das Betonwerk drei Elemente pro Tag. Jedes Fertigteil hat ein Gewicht von 27 t und beeindruckende Außenabmessungen. Die für die Anlieferung notwendige Just-in-time-Logistik mit knapp 200 Sondertransporten, führte der Fertigteilhersteller Rinninger mit eigenen Spezialfahrzeugen durch. Die Montage durch Firma Hebel begann im März.

Dabei kam ein mobiler Raupenkran, der bis 220 t heben kann, zum Einsatz. "Der Kran kann sein Fahrwerk auf bis zu 7,5 Meter ausfahren und ist damit in der Lage, die rund 27 Tonnen schweren Betonelemente trotz der großen seitlichen Ausladung in die Baugrube zu versetzen", beschreibt Ganzenmüller. "Weil der Freispiegelkanal ein Gefälle von nur 0,44 Prozent aufweist, war hier eine sehr große Präzision erforderlich.

Die gute Verarbeitung und die hohe Maßhaltigkeit der Bauteile kam uns dabei sehr entgegen." Weil vier Kolonnen der Firma Hebel Hand in Hand gearbeitet haben (1. Aushub auf die Grabensohle und Feinplanum für Sauberkeitsschicht, 2. 15 cm betonieren, 3. 5 cm Splitt abziehen und Elemente versetzen, 4. Lagenweise Verfüllung des Kanals) konnten zwölf Elemente pro Tag versetzt und montiert werden. "Das war mehr als ursprünglich geplant", ergänzt Ganzenmüller.

Auch an die Dichtheit der Fertigteile wurden hohe Anforderungen gestellt. Dazu Jörg Rinninger: "Die Bauteile werden nach den hohen Anforderungen der FBS-Qualitätsrichtlinie Teil 1 bis 3 sowie den Normen DIN-EN 1916 und DIN-V-1201 produziert. Dies bedeutet zum Beispiel, dass die Elementverbindungen bis zu einem Druck von 1 bar bei Abwinkelung und Scherlast geprüft sein müssen. Dazu wurde im Fertigteilwerk extra ein Prüfstand aufgebaut und die Rechteckprofile einer projektbezogenen Dichtheitsprüfung unterzogen.

Für eine optimale Hydraulik sorgt die monolithisch hergestellte Sohlprofilierung ohne Arbeitsfugen." Im Frühjahr 2025 beginnt der komplettte Rohbau des Klinikums, für den Herbst 2026 ist das Richtfest geplant, Inbetriebnahme dann erst ab 2029. Der Mischwasserkanal steht schon einmal bereit und sobald das Abwasser fließt, wird auch über die Wärmetauscher nachhaltige Energie produziert.

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