Neubau von Verwaltungsgebäude

Auf angenehme Raumverhältnisse wird geachtet

Passivhaus Architektur
Die Fassade wird als Spiel von Leichtigkeit und Schwere aufgefasst: Horizontale Bänder aus dem soliden Klinker wechseln sich mit Glasfeldern ab; bewusst wird ein schmales Oberlichtband zur Differenzierung der Fassade und indirekten Belichtung der Innendecken eingeführt.

WEINHEIM (ABZ). - Die Freudenberg Immobilienmanagement GmbH baut für die Freudenberg Haushaltsprodukte KG in Weinheim einen V-förmigen Neubau, um die verschiedenen Unternehmensbereiche unter einem Dach zusammenzuführen. Der Entwurf hat das Ziel, die verschiedenen Arbeitsstile zusammenzuführen (Teamarbeit, Einzelarbeit, Leitungsfunktionen) und gleichzeitig Raum für Inspiration und spontane Abstimmung zu schaffen. Die Kommunikation zwischen den Menschen steht im Mittelpunkt, dennoch soll konzentriertes Arbeiten bei angenehmen Raumverhältnissen (Temperatur, Raumakustik, Raumluftfeuchte) möglich sein.

In diesem Zusammenhang wurden die bauphysikalischen Rahmenbedingungen bereits in der Wettbewerbsphase an den Vorgaben und Empfehlungen des Passivhausinstituts und der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen orientiert. Dabei wurden die Teilbereiche Wärmeschutz, Raumakustik und Tageslichtausnutzung schwerpunktmäßig untersucht und in der Planung berücksichtigt. Des Weiteren wurden dem gesamten Gebäude im Hinblick auf Aspekte der Nachhaltigkeit die wesentlichen Planungsparameter Modularität, Reversibilität, Erreichbarkeit der Installationen und Verwendung baubiologisch unbedenklicher Produkte zugrunde gelegt.

Wärmeschutz und Anlagentechnik: Ziel der Dimensionierung des Wärmeschutzes ist ein überdurchschnittlich guter Wärmeschutz. Dies wird mit den vom Passivhausinstitut vorgegebenen Werten erreicht:

  • Außenhülle U = 0,15 W/m²K, wärmebrückenfrei.
  • Superverglasung Uw = 0,80 w/m²K, g-Wert ca. 50 Prozent.
  • Luftdichtigkeit n50 = 0,6 h-1.

Für die haustechnischen Anlagen gelten die Grundsätze:

  • Wärmerückgewinnung aus der Abluft mit einem Wärmebereitstellungsgrad = 75 Prozent.
  • Passive Luftvorerwärmung.
  • Hocheffiziente Stromspargeräte: Kunstlichtkonzept über präsenzmeldergesteuerte Arbeitsplatzleuchten und Grundbeleuchtung.

Zur Einhaltung des hohen Dämmstandards wurde ein Dämmpaket von 24 cm in WLG 032 in Verbindung mit Klinkerriemchen zur Erhöhung der Langlebigkeit der opaken Fassadenteile eingebaut. Für diese Konstruktion wurde eine Zustimmung in Einzelfall notwendig.

Die Verglasungen wurden als hochwärmegedämmte Aluminiumkonstruktionen mit argongefüllten 3-fach-Verglasungen und einem extrem guten Randverbund (Ug=0,70 w/m²K) realisiert.

In der Anlagentechnik konnte aufgrund der Nähe zum Werksgelände der Firma Freudenberg auf Fernwärme zurückgegriffen werden. Über diesen Energieträger wird in Kombination mit auf dem Dach befindlichen Rückkühlwerken sowohl Wärme als auch Kälte erzeugt.

Beide Energieformen werden zu 80 Prozent über eine in die Betondecken eingelegte Bauteilaktivierung an die zu konditionierenden Flächen übergeben. Durch dieses sehr effiziente System können Spitzenlasten vermieden werden und vor allem bei der Kühlung der Räume im Sommer die erforderlichen 26 Grad Celsius maximaler Raumtemperatur erheblich energiesparender als mit herkömmlichen luftgeführten Klimaanlagen erzielt werden.

Eventuell notwendige individuelle Nachsteuerungen am Arbeitsplatz können mittels einer Niedertemperatur-Heizkörperanlage mit Einzelventilen vorgenommen werden; dadurch wird insgesamt eine hohe Akzeptanz bei den über 200 Mitarbeiter erreicht, was bei der Zertifizierung der DGNB als besonders wichtiger Punkt zu erfüllen ist.

Gleiches gilt für die Fensteröffnung. Die Fenster sind für Reinigungszwecke und die Individualisierung des Gesamtgebäudes in Teilbereichen zu öffnen. Um jedoch den geregelten Luftwechsel herzustellen, verfügt das Gebäude über eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Dadurch werden die Lüftungswärmeverluste auf ein Minimum reduziert.

Insgesamt werden die Vorgaben der aktuellen Energieeinsparverordnung um circa 25 Prozent unterschritten.

Raumakustik: Um die Nachhaltigkeit des Gebäudes zu sichern, mit in Hinblick auf die Nutzerakzeptanz auch die raumakustische Behaglichkeit berücksichtigt werden. Dabei wurden die beiden Schwerpunkte "Nachhallzeiten in den Bürobereichen" und "Schallübertragung vom Foyer mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet und in einem dreidimensionalen Computermodell während der Vorplanung simuliert.

In den Bürobereichen wurden unter Berücksichtigung der Randparameter absorbierender Bürotrennwände und Deckenanteile, Teppichböden das notwendige Maß an zusätzlichen Absorberflächen ermittelt. Diese wurden durch Deckensegel realisiert, die mit der Bauteilaktivierung kombinierbar sind, um Leistungsverluste zu vermeiden. Zum Foyer hin wurden Schiebeelemente auf die Betonbrüstungen eingebaut, wodurch eine Reduzierung des Schalldruckpegels um die Hälfte (ca. 3dB) resultiert.

Der Schallschutz wurde nach den Vorgaben der DIN 4109 umgesetzt.

Tageslichtausnutzung: Die Optimierung der Tageslichtausnutzung ist für die energieoptimierte Planung der Kühllasten durch Sonneneinstrahlung einerseits und interne Lasten vor allem durch die Beleuchtungssysteme von enormer Wichtigkeit. Hierfür wurde ein 3-D-Computermodell erzeugt, mit dem die Bereiche Büroarbeitsplatz und Foyerbelichtung eingehend untersucht wurden. Durch die Betrachtung unterschiedlicher Varianten konnte bei den vertikalen Fassaden ein Tageslichtquotient von 3 im Bereich der fassadenseitigen Arbeitsplätze umgesetzt werden.

Eine große Herausforderung war die Tageslichtplanung im Foyer. Auch hier wurden unterschiedlichste Varianten untersucht, um ein Optimum zwischen Lichteintrag bis ins EG und Vermeidung von Kühllasten zu ermitteln.

Die schließlich gebaute Variante mit in Nordsüdrichtung verlaufenden Oberlichtbändern erreicht den gleichen Tageslichtquotienten wie eine streuende Vollverglasung, während die Kühllasten um 66 Prozent reduziert werden.

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