Neue Anwendungsbereiche und Korrosionsschutz

Carbonbewehrung leitet Elektrizität

Albstadt (ABZ). – Bewehrungen aus Carbonfasern sind üblicherweise mit einem Polymer imprägniert, das eine isolierende Wirkung hat. Dementsprechend leiten sie elektrischen Strom nicht. Der Bewehrungshersteller solidian hat nun mit seinem solidian eGRID eigenen Aussagen zufolge eine Carbonbewehrung auf den Markt gebracht, die genau das kann. Der Vorteil: Die Bewehrung ist nun in der Lage, Zusatzaufgaben zu übernehmen, an die bislang niemand gedacht hat.
Solidian Baustoffe
Das solidian eGrid eignet sich unter anderem für den kathodischen Korrosionsschutz. Foto: solidian

Beispielsweise lassen sich mit der leitfähigen Carbonbewehrung Betonoberflächen erwärmen und so Landebahnen oder Laderampen enteisen. Und sie verhindert beim Einsatz als kathodischer Korrosionsschutz (siehe Kasten unten) die Korrosion der Stahlbewehrung.

Dabei kann sie die bislang verwendeten, sehr teuren Titannetze und -bänder vollständig ersetzen. Darüber hinaus sind mit der Carbonbewehrung erweiterte Funktionen wie zum Beispiel die gleichzeitige Verstärkung des Bestandes denkbar. Werden nicht eine, sondern zwei Lagen solidian eGRID eingebaut, kann zusätzlich das Eindringen von Feuchtigkeit in den Beton überwacht werden.

Zwischen ihnen wird der Elektrolytwiderstand des Betons gemessen und so eine Feuchtezunahme angezeigt. Um diese Anwendung so einfach wie möglich zu machen, bietet der Hersteller ein entsprechend vorkonfektioniertes System an, das aus zwei Lagen Bewehrung und den erforderlichen Abstandhaltern besteht.

Bewehrungsstahl wird in der Regel mit einer dicken alkalischen Betonschicht überdeckt, wie das Unternehmen erläutert. Diese sorgt dafür, dass auf dem Stahl eine schützende Passivschicht entsteht. CO2 kann jedoch bewirken, dass der pH-Wert des Betons sinkt und die Passivschicht schwindet. Zum gleichen Ergebnis können auch eindringende Chloride (Streusalze) führen. Die Folge: Stahlkorrosion. Der Grund: An der ungeschützten Stelle wird der Stahl zur Anode, der geschützte zur Kathode und es entsteht der Effekt einer galvanischen Zelle (Batterie).

Dabei kommt es zu einem leichten Stromfluss, bei dem der ungeschützte Stahl nach und nach abgetragen wird. Dieser Prozess lässt sich durch Strom, der von außen eingebracht wird, unterdrücken, was als kathodischer Korrosionsschutz bezeichnet wird. Beim präventiven kathodischen Korrosionsschutz wird der Strom schon eingebracht, wenn der pH-Wert noch nicht im kritischen Bereich liegt beziehungsweise wenn die Chloride noch nicht bis zur tragenden Bewehrung vorgedrungen sind. Dadurch wird die Lebensdauer des Stahlbetons verlängert und eventuell anfallende Reparaturen können auf einen günstigen Zeitpunkt verschoben werden.

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