Neue Behelfsbrücken im Ahr-Flutgebiet

Debatte über Denkmalschutz von Nepomukbrücke

Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa). – Die tödliche Ahr-Flut hat auch viele der über 100 Flussbrücken zerstört. Das hat Anwohner zu langen Umwegen gezwungen. Der Wiederaufbau mancher dieser Bauwerke zieht sich jahrelang hin.

Trotzdem schlagen Experten immer noch neue Behelfsbrücken über den Fluss. Erst kürzlich hat das Technische Hilfswerk (THW) wieder eine provisorische Querung in Bad Neuenahr-Ahrweiler für Fußgänger und Radfahrer gebaut. Inklusive zweier noch geplanter Projekte wird das THW bald rund 30 provisorische Querungen im Ahrtal geschaffen haben, wie sein Mitarbeiter Armin Theis sagt. "Wir haben noch nie so viele Brücken in einer einzigen Region gebaut", betont er. Umso mehr werden künftige dauerhafte Ahr-Querungen noch auf etliche Jahre hinaus Thema sein.

Die Wiederaufbaubeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß (SPD), hat erläutert: "115 Brücken gibt es entlang der Ahr von der Quelle in Blankenheim in Nordrhein-Westfalen bis zur Mündung in Sinzig am Rhein im Kreis Ahrweiler." 60 Prozent davon seien bei der Sturzflut im Juli 2021 mit mindestens 134 Todesopfern schwer beschädigt oder zerstört worden, die meisten davon im Kreis Ahrweiler. Der Wiederaufbau dauerhafter Lösungen habe aber längst begonnen.

Etliche zerstörte Ahrbrücken sollen anders wieder aufgebaut werden: Die historischen Querungen mit Rundbögen und mächtigen Pfeilern haben in der Flut weggeschwemmte Bäume, Öltanks, Autos und Wohnwagen aufgehalten. Damit hat sich die gewaltige Flutwelle im teils engen Flusstal um schätzungsweise bis zu etwa 2,5 Meter erhöht, wie der für Gewässer zuständige Abteilungsleiter bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz, Joachim Gerke, erklärt.

Der Abflussquerschnitt neuer Brücken solle möglichst ein Hochwasser samt Treibgut durchlassen, das es statistisch nur alle 100 Jahre gebe – mit noch einem Meter Luft bis zur Brückenunterseite und wenigen oder keinen Pfeilern. Im Gespräch sind auch umklappbare Geländer, damit sich weniger Treibgut aufstaut.

Ein sogenannter Kolkschutz soll bei neuen Brücken Eintiefungen in der Flusssohle verhindern. Bei der Flut sind laut Gerke auch Brückenfundamente unterspült worden.

Zugleich, sagt er, gehe es nicht nur um reine Zweckbauten. Viele historische Brücken seien identitätsstiftend für das touristische Ahr-Rotweingebiet gewesen. Ein neues Betonbauwerk könne daher zum Beispiel mit Natursteinen verkleidet werden.

Auch das Projektbüro Wiederaufbau Ahrtal des Landesbetriebs Mobilität (LBM) hat kürzlich betont: "Die technischen und hydraulischen Anforderungen an die neuen Brücken sind sehr hoch und müssen gut durchdacht sein. Die Ästhetik darf dabei jedoch nicht zu kurz kommen." Das ist oft ein Spannungsfeld. Exemplarisch zeigt sich das bei der rund 300 Jahre alten Nepomukbrücke in Rech. Die Flut hat ihren vierten Steinbogen weggerissen. Jetzt tobt ein Streit, ob sie ganz abgerissen werden soll. Der neue Bürgermeister von Rech, Benjamin Vrijdaghs, (parteilos) erklärt, sein Herz bedeute ihm, das denkmalgeschützte Wahrzeichen des Winzerdorfs zu erhalten, sein Verstand sage das Gegenteil. "Die Ahr verjüngt sich gerade dort, bei einer Flut könnte es an den breiten Brückenpfeilern wieder zu viel Aufstauung kommen, die Sicherheit muss vorgehen", erläutert Vrijdaghs. "Studien sagen unisono: Die Brücke muss weg." So habe es auch der Gemeinderat beschlossen. In Kürze will die Untere Denkmalschutzbehörde endgültig über ihr Schicksal entscheiden, wie die Kreisverwaltung Ahrweiler mitteilt. Vrijdaghs sagt: "Ich habe vorgeschlagen, bei unserem neuen Gemeindehaus zur Erinnerung die Steine von der Brücke zu verwenden."

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