Neue Mitarbeiter gesucht

Aktives Recruiting auch in der Baubranche wichtig

Fachkräftesicherung
Thomas Rehder, Geschäftsführer des Personaldienstleisters iperdi Holding Nord GmbH: "Jede Branche muss beginnen, Jugendliche für die eigenen Berufe zu begeistern." Foto: iperdi

Ahrensburg (ABZ). – Für die deutsche Wirtschaft ist das Baugewerbe seit langer Zeit unverzichtbar – es zählt insgesamt zu den wichtigsten Branchen. Doch trotz stetig steigender wirtschaftlicher Relevanz kämpft die Branche mit Fachkräftemangel, Landflucht und vakanten Arbeitsstellen. Welche Maßnahmen können Bauunternehmer also künftig ergreifen, um ausreichend mit Personal versorgt zu sein? Thomas Rehder, Geschäftsführer des Personaldienstleisters iperdi Holding Nord GmbH, weiß Rat.

Die Baubranche zählt zu den gesamtwirtschaftlich wichtigsten Deutschlands. Allein 2015 betrug der Anteil des Bau-gewerbes an der gesamten Bruttowertschöpfung 4,7 %, so der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. Auch bei der Beschäftigung liegt die Branche vorn – insgesamt beträgt ihr Anteil dort 5,6 %. Damit befindet sie sich insgesamt noch vor dem Maschinenbau oder dem Fahrzeugbau.

So rosig stand es nicht immer um die Bauwirtschaft: Vom höchsten Stand 1995 bis hin zum niedrigsten 2009 halbierte sich die Zahl der Beschäftigten. Den Abwärtstrend stoppte der baukonjunkturelle Aufschwung 2006 nur kurzfristig. Schon damals erhöhten Unternehmen angesichts drohenden Fachkräftemangels und steigender Nachfrage die Anzahl der Mitarbeiter. Zwischen 2009 und 2015 stieg die Anzahl der Stellen um insgesamt 58.000. Somit verfügt die Branche laut Verband über nunmehr 763.000 Beschäftigte. Dadurch sank bspw. die Anzahl der arbeitslosen Bauingenieure um 37 % sowie die Anzahl erwerbsloser Baufacharbeiter um 44 %.

Doch die Statistik zeigt auch, dass der Fachkräftebedarf im Baugewerbe künftig nicht im angemessenen Maß über neue Ausbildungsverträge gedeckt wird. Im laufenden Jahr kann der Mittelstand bis zu 450.000 neue Stellen schaffen, ergab eine Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Die Anzahl der Beschäftigten steigt somit aller Wahrscheinlichkeit nach zum elften Mal in Folge. Profitieren wird davon vermutlich auch die Baubranche mit insgesamt 35.000 neuen Stellen – dem stärksten Anstieg seit vier Jahren.

Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK, warnt jedoch vor möglichen Schwierigkeiten: "Gerade in den Boombranchen Handel und Bau haben Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden." Die Schaffung neuer Stellen reicht jedoch nicht aus, um das Defizit aufzufangen, zeigt eine weitere Erhebung. 11 129 teilnehmende Unternehmen einer Online-Umfrage, die ebenfalls vom DIHK durchgeführt wurde, waren sich einig: Derzeit sei es so schwer wie nie Ausbildungsplätze zu belegen. Laut Erhebung konnten 2014 rund 32 % der Unternehmen nicht alle angebotenen Plätze mit Lehrlingen besetzen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, als die Befragung erstmalig durchgeführt wurde, lag die Zahl noch bei 12 %. Langfristig besteht die Gefahr, dass Unternehmen bei Nichtbesetzung von Stellen den Ausbildungsmarkt verlassen.

68 % aller befragten Unternehmen gaben an, wenn sie einen Auszubildenden eingestellt haben, diesen auch übernehmen zu wollen. Doch nicht nur Auszubildende, auch Fachkräfte zu finden, fällt Unternehmen schwer. Konfrontiert mit den aktuellen Entwicklungen müssen Bauunternehmer ihr Personalmanagement anders gestalten. "Stellen besetzen sich nicht mehr von alleine. Die Zeiten, in denen Unternehmen ruhig abwarten konnten, dass genügend Bewerbungen eintreffen, sind definitiv vorbei.

Es gibt viele Wege, Personal zu finden und zu binden", meint auch Thomas Rehder. Die Möglichkeiten sind dabei viel-fältig. Dabei stehen aktuell die Begriffe "Employer-Branding" und "Recruiting" im Vordergrund. Während das "Employer-Branding" als Marketingmaßnahme dazu dient, Unternehmen positiv als Arbeitgeber darzustellen, nutzen diese Maßnahmen gleichzeitig dem Recruiting – der aktiven Suche nach neuen Mitarbeitern. "Beide Methoden sorgen dafür, dass Unternehmen gezielt daran arbeiten, neues Personal zu gewinnen", so Rehder. Um neue Auszubildende und Mitarbeiter zu finden, können Unternehmen bspw. an Berufsinformationstagen oder Kooperationen an Schulen teilnehmen.

"Jede Branche muss beginnen, Jugendliche für die eigenen Berufe zu begeistern", meint Rehder. So können Kinder und Jugendliche erfahren, welche ungeahnten Möglichkeiten bspw. in der Baubranche auf sie warten.

"Kleine und mittelständische Unternehmen sollten, genau wie große Unternehmen, die Chance nutzen, aktiv ihr Image zu pflegen", so Rehder. Während große Unternehmen bei Arbeitnehmern hoch im Kurs stehen und zu den Toparbeitgebern gehören, müssen kleine Unternehmen in puncto Imagepflege den großen in nichts nachstehen. Zur Grundausstattung eines Unternehmens gehört eine informative, ansprechende Website, auf der potenzielle Bewerber alle nötigen Materialien finden. Alumnivorträge an Universitäten oder ein "Tag der offenen Tür" tragen dazu bei, dass mögliche neue Mitarbeiter auf das Unternehmen aufmerksam werden. Auch eine sportliche Zusammenarbeit ist denkbar: So tritt bspw. die iperdi Holding Nord GmbH als Sponsor für den iperdiCUP, das Jugendsommerturnier des SSC Hagen Ahrensburg, auf.

Gerade junge Bewerber erwarten in der heutigen Zeit zunehmend mehr von ihrem Job. Weiterbildungsmaßnahmen und Zusatzqualifikationen binden Arbeitnehmer langfristig ans Unternehmen. Denkbar wäre auch die Verknüpfung von Ausbildung und Studium zum sogenannten dualen Studium. Die Baubranche erhält so die Möglichkeit, bspw. künftige Führungskräfte gezielt ans Unternehmen zu binden. Auch zusätzliche Leistungen wie die Finanzierung einer Mitgliedschaft im Fitnessstudio stärken das Unternehmen als Marke gegenüber dem Arbeitnehmer.

Die iperdi GmbH nutzt Strategien des Personalmarketings zur langfristigen Einbindung von Interessenten: "Das Recruiting wird durch Karriere-Rubriken, Mitarbeiterstimmen und eine Jobbörse auf unserer Website vorangetrieben. Wir erhöhen die Attraktivität für Arbeitnehmer zudem durch eine Reihe firmeninter-ner Boni: bspw. die Kostenübernahme für Schulungen, aber auch Branchenzuschläge und ein Bonuspunktesystem. Diese Bonuspunkte können die Angestellten bei uns durch Mehrarbeit an Wochenenden und Feiertagen sammeln und schließlich gegen Prämien wie Tankgutscheine eintauschen", so Rehder. Für dieses Projekt setzt iperdi ihre Auszubildenden ein. Diese können Verbesserungsvorschläge konzipieren und das Image von einem anderen Standpunkt aus beleuchten.

"Die hier vorgestellten Prozesse sind langwierig und kosten Zeit", weiß auch der Experte. Sie zahlen sich jedoch langfristig aus. Qualität und Zufriedenheit der Bewerber und Angestellten werden so gewährleistet und das Fundament für eine dauerhafte, gute Zusammenarbeit wird gelegt.

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