Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe

Museum nach 50-jähriger Nutzung umfassend modernisiert und saniert

Berlin (ABZ). – Mit der Komplettsanierung und -modernisierung der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe in Berlin wurde eine bauliche und logistische Mammutaufgabe gestemmt. Für die Beteiligten bestand die wesentliche Herausforderung darin, die heutigen technischen Ansprüche eines zeitgemäßen Museumsbetriebs mit den Anforderungen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen.
Foamglas Modernisierung und Sanierung
Die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe gilt als Wahrzeichen der modernen Architektur in Berlin. Nach fast 50-jähriger Nutzung wurde der Museumsbau nun umfassend modernisiert und saniert. Foto: Thomas Bruns/BBR

Dies galt auch für die Erneuerung des Dachaufbaus. Mit der Schaumglasdämmung von Foamglas ist es hier nach Unternehmensangaben gelungen, den Wärmeschutz des Museums wesentlich zu verbessern, ohne dabei die Optik des Daches zu verändern. Das nachhaltige und leistungsfähige Material kam sowohl innen als auch außen in der Dachkonstruktion und auf der Besucherterrasse zum Einsatz. Foamglas bietet einen konstanten Wärmeschutz, zuverlässige Dichtigkeit und Nichtbrennbarkeit.

Die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe gilt als Wahrzeichen der modernen Architektur. Das Gebäude wurde zwischen 1965 und 1968 im ehemaligen West-Berlin südlich des Großen Tiergartens errichtet und ist das einzige Gebäude des Architekten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Teil des Kulturforums – mit weiteren bekannten Bauwerken wie der Philharmonie, dem Kammermusiksaal und der Gemäldegalerie – zählt es heute zu den wichtigsten Berliner Sehenswürdigkeiten. Im Bestand der Neuen Nationalgalerie befinden sich bedeutende Werke der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts – zum Beispiel renommierter Künstler wie Paul Klee und Gerhard Richter.

Dach mit schwebendem Charakter

Architektonisch zeichnet sich die Neue Nationalgalerie durch das charakteristische Stahldach und die großen Glasfronten aus. Die Dachkonstruktion kragt aus und lagert lediglich auf acht Stützen. Die Glasfassade ist einige Meter nach hinten versetzt. Dies verleiht dem Dach einen schwebenden Charakter. Durch die Offenheit und Transparenz entstehen fließende Übergänge zwischen innen und außen und eröffnen dem Besucher einen Blick durch das komplette Gebäude. Diese freie Sicht fördert die Stützenfreiheit in der Halle zusätzlich. Lediglich zwei Versorgungskerne und die Treppen in das Sockelgeschoss sind hier verortet. Letzteres beherbergt unter anderem die zentrale Treppenhalle, verschiedene Ausstellungsräume, die Garderobe sowie einen Museumsshop.

Seit 2016 fand eine umfassende Sanierung und Modernisierung des Bestands im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz statt. Ausschlaggebend hierfür war die durch die intensive Nutzung in die Jahre gekommene Bausubstanz. So war an dem Museum fast ein halbes Jahrhundert keine nennenswerte Sanierung vorgenommen worden. Wesentliche Mängel bestanden nun in gebrochenen Glasscheiben, veralteter Haustechnik, Rissen und Abplatzungen am Beton sowie beim Brandschutz.

Ziel: heutige Museumsstandards

Es erfolgten daher unter anderem eine Betoninstandsetzung, eine Erneuerung der Glasscheiben sowie eine Sanierung des Stahlbaus der Fassade. Daneben galt es, die Neue Nationalgalerie an den heutigen Museumsstandard anzupassen. Dies betraf unter anderem die Klimatisierung, die Beleuchtung, die Depots und den Besucherservice. Den Auftrag für die Planung und Umsetzung der Sanierung erhielt das Büro David Chipperfield Architects.

Die Neue Nationalgalerie gilt als besonders schützenswert. Seit 1995 steht sie unter Denkmalschutz und befindet sich auf der Denkmalliste des Landes Berlin. Die wesentliche Herausforderung der aktuellen Baumaßnahme war es demnach, das visuelle Gesamtbild und die historische Bausubstanz der Neuen Nationalgalerie zu erhalten, aber gleichzeitig den technischen Standard des Gebäudes deutlich zu heben. Dies erforderte eine besonders rücksichtsvolle und sensible Vorgehensweise – und eine enge Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Im Rahmen der Modernisierung wurde das Gebäude geräumt und bis auf den Rohbau vollständig zerlegt. Rund 35.000 Bauteile wurden in diesem Zuge demontiert und zwischengelagert. Nach der Sanierung wurden diese wieder exakt an ihrem Ursprungsort platziert, um die ehemalige Optik des Gebäudes beizubehalten.

Wie kaum ein Bauteil blieb auch das prägnante Stahldach nicht von der Sanierung ausgenommen. Das quadratische Flachdach weist eine Kantenlänge von 65 x 65 m auf. Ein Stahltragwerk dieser Dimension war zurzeit des Baus ein Novum – und damit eine große konstruktive und logistische Herausforderung. Schon während der Planungsphase stellte Mies van der Rohe fest, dass das Dach aufgrund der enormen Länge optisch durchhängt. Dieses Problem wurde durch eine Überhöhung der Mitte um 10 cm gelöst. Eine anspruchsvolle Angelegenheit war auch die Montage des Daches im April 1967. Hierzu kam Mies van der Rohe nach seinem ersten Besuch zur Grundsteinlegung ein weiteres Mal persönlich nach Berlin.

Erhalten des Erscheinungsbildes

Im Jahr 2009 wurde der bauliche Zustand des Daches genauer untersucht. Stehendes Wasser innerhalb der Konstruktion machte eine komplette Sanierung des Dachaufbaus – inklusive dem Austausch der alten XPS-Dämmung und Abdichtung – notwendig. Beim Rückbau wurden auch schadstoffhaltige Materialien entfernt. Bei der Wahl des neuen Dämmstoffs war eine langlebige und sichere Lösung mit guten Dämmeigenschaften gefragt. Ziel war es, einen besseren Wärmeschutz und Dichtigkeit zu erzielen, jedoch die bauzeitliche Erscheinung zu erhalten. Die Entscheidung fiel schließlich auf die Schaumglasdämmung von Foamglas.

Rund 4250 m² Fläche wurden als dauerhaftes und unterlaufsicheres Kompaktdach mit Foamglas ausgeführt. Hierbei wurde die Dämmschicht vollflächig und vollfugig mit Heißbitumen verlegt. Oberhalb erfolgte eine hochwertige, bituminöse zweilagige Abdichtung. Um das optische Erscheinungsbild des Dachrandes nicht zu beeinträchtigen, wurden die Schaumglasplatten in einer geringen Dicke von 6 cm verbaut. Trotz der schlanken Materialstärke konnte so der Mindestwärmeschutz erreicht werden. Oberhalb der Abdichtung brachten die Handwerker einen Belag in Form einer Granit-Kiesschicht auf. Um den Wärmeschutz zusätzlich zu verbessern und Tauwasserausfall im Gebäude zu vermeiden, wurde auch innenliegend gedämmt. Hierbei wurden die Felder der Kassettendecke mit 12 cm dicker Dämmung ausgefacht und die Flanken in 4 cm Dicke gedämmt. Die Befestigung erfolgte nicht mechanisch, sondern mittels Verklebung. Unterseitig wurden Stahlmatten montiert. Auch der Außenbereich – die Besucherterrasse der Neuen Nationalgalerie – wurde aufwändig saniert. In diesem Bereich kamen nochmals rund 6000 m² Foamglas-Platten innerhalb eines Kompaktdachaufbaus zum Einsatz. Hier machte eine Durchnässung der alten XPS-Dämmung den Austausch erforderlich.

Mit der Schaumglasdämmung von Foamglas wurde ein nachhaltiges und umweltfreundliches Dämmmaterial gewählt. Foamglas beinhaltet einen Recyclinganteil von rund 60 %. Das Material ist zudem frei von umweltschädlichen Flammschutzmitteln, Treibgasen und Fasern. Dank der hermetisch geschlossenen Zellstruktur ist Foamglas zudem hochdruckfest sowie wasser- und dampfdiffusionsdicht. Der Dämmstoff verfügt damit über eine integrierte Dampfsperre, welche die Aufnahme von Feuchtigkeit ausschließt. Das wirkt sich auch auf die Wärmedämmleistung aus, die über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes dauerhaft bestehen bleibt. Innerhalb des Kompaktdachs werden die Dämmplatten untereinander und mit den anderen Schichten vollständig verklebt. Die bauphysikalische Sicherheit ist somit zuverlässig gegeben. Eine weitere Eigenschaft, die Foamglas auszeichnet, ist die Nichtbrennbarkeit. Diese ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor für das Museum und die darin beheimatete Kunstsammlung .

Getreu dem Motto "So viel Mies wie möglich" erstrahlt die Neue Nationalgalerie mit dem erfolgreichen Abschluss der Grundinstandsetzung im alten Glanz. Zu verdanken ist dies einem respektvollen Umgang mit dem einzigartigen architektonischen Erbe und dem hohen Qualitätsanspruch bei der Restaurierung und Sanierung.

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