Neuer Kramer-Geschäftsführer Christian Stryffeler

"Wir müssen die gesamte Organisation immer wieder auf den Kundennutzen ausrichten"

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Kramer-Geschäftsführer Karl Friedrich Hauri (l.) und sein Nachfolger Christian Stryffeler am Stand der Wacker Neuson Group auf der bauma 2019. Foto: Bachmann

Mehr als 15 Jahre leitete Karl Friedrich Hauri die Geschäfte bei Kramer. Mitte dieses Jahres übergibt er den Staffelstab an Christian Stryffeler. ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann traf den scheidenden und den neuen Kramer-Chef auf der bauma in München und sprach mit ihnen über alte und neue Herausforderungen für das Unternehmen.ABZ: Herr Hauri, nach mehr als 15 Jahren bei Kramer werden Sie Mitte dieses Jahres in den Ruhestand gehen. Darf man Sie beglückwünschen?Hauri: Das muss sich noch zeigen (lacht). Das ist natürlich eine große Veränderung, sowohl für mich persönlich als auch für Kramer. Wir haben diesen Plan daher bereits vor einigen Jahren das erste Mal besprochen und sorgfältig vorbereitet. Jetzt ist es an der Zeit, die Geschäfte zu übergeben. Nichtsdestotrotz realisiert man dann doch erst zum Schluss, was dieser Schritt wirklich bedeutet. Noch eine bauma als krönenden Abschluss miterleben zu können, ist da natürlich ein tolles und durchaus emotionales Highlight.ABZ: Sie waren fast zwei Jahrzehnte bei Kramer aktiv. Wie beurteilen Sie rückblickend die Entwicklung von Kramer während ihrer Zeit?Hauri: Ich bin vor etwa 18 Jahren bei Kramer als Gesamtverkaufsleiter eingestiegen. Damals war Geschäftsführer noch Martin Lehner, der heute CEO der Wacker Neuson Group ist. 2002 habe ich diesen Posten dann übernommen. Das war in der Tat eine bewegte Zeit. Als ich zu Kramer kam, war die Fusion zwischen Neuson und Kramer noch ganz frisch. Damals waren wir mit 156 Mitarbeitern noch im alten Produktionsstandort in Überlingen aktiv. Die Produktpalette wurde damals kritisch unter die Lupe genommen und in kürzester Zeit erneuert. Ich durfte diesen Prozess im Markt umsetzen. Seitdem haben wir unseren Umsatz versechsfacht und den Personalbestand auf mehr als 600 Mitarbeiter angehoben.Strategisch von großer Bedeutung war für uns das Geschäftsfeld der Teleskopen, das wir während dieser Zeit aufgenommen haben. Die OEM-Partnerschaft mit Claas hat uns auch wieder den Zugang in die Landwirtschaft verschafft. In diesem Bereich sind wir jedes Jahr ein Stück weiter gewachsen, was es dann letztlich notwendig gemacht hat, 2006 in ein neues Werk am Standort Pfullendorf umzuziehen.Durch die Fusion mit Wacker sind wir schließlich ein Konzern geworden. Auch das hat uns noch einmal Zugang zu neuen Märkten und Vertriebsstrukturen verschafft – v. a. außerhalb Europas. Innerhalb Europas war Kramer immer schon als starke Marke vertreten.

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Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach kompakten Radladern und Teleskopen aus dem Hause Kramer zog das Unternehmen 2008, nach einjähriger Bauphase, von Überlingen nach Pfullendorf.

ABZ: Die Partnerschaft mit Claas ist zwischenzeitlich ausgelaufen . . .Hauri: Diese Zusammenarbeit ist nach zwölf Jahren zu Ende gegangen. Ich denke, das war für beide Seiten eine hervorragende Partnerschaft. Seit 2017 arbeiten wir nun in EMENA im Rahmen einer strategischen Allianz mit John Deere zusammen, die uns wiederum den Zugang zu einem der stärksten Vertriebsnetze im landwirtschaftlichen Sektor ermöglicht.ABZ: Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?Hauri: Erinnerungswürdig war sicherlich der Umzug ins neue Werk. Die Herausforderung bei einem solchen Schritt ist immer, das Know-how nicht zu verlieren. Wir haben deshalb entschieden, in der Region zu bleiben und haben mit Pfullendorf einen Standort gefunden, der uns von Gemeindeseite her sehr positiv aufgenommen hat und an den uns der Großteil unserer Mitarbeiter auch gefolgt ist.Eine besondere Herausforderung war nicht zuletzt, den Übergang nach dem Auslaufen der Claas-Kooperation zu gestalten. Eine Produktion ist ja auf eine gewisse Menge eingestellt. Insofern war die strategische Allianz, die wir mit John Deere geschlossen haben, enorm wichtig. Die Zielsetzung war immer, dass wir keinen Umsatz verlieren. Das ist uns ganz klar gelungen.ABZ: Der Konzern Deere & Company ist auf dieser bauma präsenter denn je, insbesondere durch seine besondere Akquisitionsfreudigkeit in den vergangenen Jahren. Mitunter wird das von einigen Messebesuchern hier in München auch mit Skepsis beobachtet. Das betrifft aktuell eher den Bereich Bau, macht sich das im Rahmen ihrer Zusammenarbeit dennoch in irgendeiner Form bemerkbar?Hauri: Man muss da schon ganz klar unterscheiden. Die Marke Deere hat sich hier in Europa in den 70er-Jahren nahezu komplett aus der Bauwirtschaft zurückgezogen. Wir sehen jetzt hier auf der bauma die ersten Schritte des Wiedereinstiegs. Das sorgt natürlich hier und da für offene Fragen und wilde Spekulationen. Der für uns relevante Bereich, die Landwirtschaft, ist jedoch eine ganz andere Baustelle. Hier ist John Deere auch in Europa eine der ganz großen Marken und weltweit die stärkste. Was bei den Händlern sicherlich ein Thema war, ist der Umstand, dass John Deere bis vor 15 Jahren eine kurze Zeit lang selbst Teleskopen gefertigt hat und dann wieder aus diesem Markt ausgestiegen ist. Jetzt steigen sie mit uns wieder ein. Die meisten haben das super aufgenommen, auch weil beide Markenwelten emotional sehr gut zusammenpassen. Einige werden sich aber auch erinnert und gefragt haben, wie lange das jetzt läuft. Denen können wir nur bestätigen, dass die Zielsetzung ganz klar eine langfristige Kooperation vorsieht.

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Auf knapp 6.000 m² präsentierte die Wacker Neuson Gruppe auf de rbauma ihr umfassendes Produktportfolio.Mit dabei natürlich auch die Teleskopen von Kramer, die mit dem 8145T jüngst einen schwergewichtigen Zuwachs bekommen haben. Fotos: Kramer

ABZ: Herr Stryffeler, Sie werden im Nachgang zur bauma den Staffelstab in der Geschäftsführung von Kramer übernehmen . . .Stryffeler: Rein formell bin ich seit Februar diesen Jahres eingetragener Geschäftsführer bei Kramer. Wir wollen den Übergang möglichst fließend gestalten, bis Herr Hauri dann Ende Juni sein Mandat niederlegen wird. Die Möglichkeit, mich auf diese Weise mit ihm abstimmen und auf die Aufgabe vorbereiten zu können, ohne von Tag eins an gleich zu 100 % im operativen Geschäft zu sein, ist ein echtes Privileg. So konnte ich mir die Zeit nehmen, das Werk und die Mitarbeiter kennenzulernen. Zuletzt war ich sehr viel draußen bei den Händlern und Kunden und konnte hier enorm viel lernen. In diesem Geschäft, wie eigentlich überall, geht es v. a. um Menschen und Kommunikation.ABZ: Was haben sie vorher gemacht?Stryffeler: Auch ich bin vor etwa 15 Jahren in die Baumaschinenwelt eingetaucht. Mein erster Arbeitstag in der Branche war der erste April 2004, direkt auf der bauma. Dort habe ich die Geschäftsdivision Maschinen bei der Fa. Ammann übernommen. Später war ich für kurze Zeit bei einem Mitbewerber von Kramer, wo ich mich bereits mit allradgelenkten Baufahrzeugen vertraut machen konnte. In den vergangenen drei Jahren war ich dann zuletzt für den weltweiten Vertrieb bei einem deutsch-schweizerischen Kommunalfahrzeughersteller verantwortlich.ABZ: Welche Schwerpunkte haben Sie sich für den Anfang gesetzt?Stryffeler: Wir arbeiten derzeit intensiv an einer "Vision 2025". Dann wird Kramer 100 Jahre alt. Ein Punkt ist dabei, dass wir den Ausbau unseres Vertriebsnetzes im Rahmen der strategischen Allianz mit John Deere weiter vorantreiben werden. Hier sehen wir ein großes Wachstumspotenzial. Wir werden sicher auch in der Baumaschinenwelt noch internationaler werden. Wir haben heute sehr gute Marktanteile in der DACH-Region, darüber hinaus sehen wir jedoch weiteres Potenzial auch in anderen Märkten. Zudem wird das ganze Thema Digitalisierung, Industrie 4.0 etc. künftig noch viel mehr Raum einnehmen. Hier geht es v. a. darum, konkrete Lösungen für unsere Kunden zu schaffen.Wir werden sicher auch weiter wachsen. In diesem Zusammenhang werden wir auch die Produktion in Pfullendorf sukzessive vergrößern und modernisieren.Nicht zuletzt wird uns die E-Mobilität in Zukunft stark beschäftigen. 2025 werden etwa 20 bis 30 % unserer Produkte keine Dieselmotoren mehr haben. Das ist ein Bereich, in den wir stark investieren müssen und werden.

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Das neue Flaggschiff von Kramer, der Radlader 8155, zeigte den bauma-Besuchern auf der Demofläche am Wacker Neuson-Stand, was in ihm steckt. Foto: Kramer

ABZ: E-Mobilität ist derzeit ein sehr präsentes Thema – auch hier auf der bauma. Nehmen Sie vor diesem Hintergrund ein gestiegenes Kundeninteresse für ihr Elektro-Lader-Segment wahr?Hauri: Das Kundeninteresse ist auf jeden Fall vorhanden. Als wir vor drei Jahren mit dem ersten E-Lader kamen und Wacker Neuson insgesamt mit den ersten E-Produkten, sind wir eigentlich davon ausgegangen, dass v. a. der landwirtschaftliche Zweig darauf gewartet hat. Tatsächlich werden die Maschinen bis heute zu 70 bis 80 % in die Bauwirtschaft geliefert. Hier werden diese vorwiegend dafür genutzt, bestimmte Problemfälle zu meistern, bspw. Indoor-Anwendungen ohne aufwendige Entlüftungen.Wir gehen nicht davon aus, dass die E-Mobilität den Diesel komplett ablösen wird. Aber wir sehen hier eine konsequente Entwicklung, die weit über eine reine Nische hinausgeht.Unser Ansatz dabei war immer, keine Raketentechnologie zu liefern, sondern praktikable Lösungen, mit denen man arbeiten kann. Deshalb haben wir zu Beginn auch vorwiegend auf Bleisäurebatterien gesetzt, stellen jetzt aber, wo die Entwicklung weiter aufgeholt hat, sukzessive auf Lithium-Ionen-Batterien um.Wir glauben, dass die E-Mobilität zwar eine Zwischentechnologie ist, die aber nicht nur kurzfristig, sondern mindestens die nächsten zehn bis 15 Jahre bleibt, bevor dann vielleicht die Entwicklung von Wasserstoffantrieben so weit ist, dass sie sicher und wirtschaftlich genutzt werden können.ABZ: Wo sehen Sie die größte Herausforderungen, denen sich Kramer jetzt und in Zukunft stellen muss?Stryffeler: Ich denke, die größte Herausforderung wird sein, mit dem voranschreitenden Wachstum die Komplexität zu reduzieren. Wir müssen die ganze Organisation immer wieder auf den Kundennutzen ausrichten. Wir müssen die Identität der Marke Kramer bewahren, sowohl in der Wahrnehmung der Mitarbeiter, der Lieferanten und insbesondere unserer Kunden.ABZ: Die Wacker Neuson Group zeigt sich insgesamt sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien und der Digitalisierung. Wie wirkt sich das auf die Arbeit und das Produktangebot bei Kramer aus?Stryffeler: Wir haben für die Bauwirtschaft die Telematiklösung EquipCare in unsere Maschinen integriert, die den Kunden, aber auch den Händlern neue Möglichkeiten erschließt, bspw. im Fuhrparkmanagement und bei der Planung von Wartungen. Wir wiederum profitieren von den Daten, indem wir künftig auf dieser Basis u. a. unsere Lastenhefte besser darstellen und spezifischer auf Kundenapplikationen entwickeln können. Hier sehen wir noch viel Spielraum. Das ist ein sehr spannendes Gebiet und fällt ganz klar in den Bereich, den ich zuvor ansprach: Komplexität reduzieren und auf den Kundennutzen ausrichten. Nur dann wird sich das auch am Markt durchsetzen.

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