Neues Geschäftsfeld Gewinnung

Durch Kohleabbau unabhängiger von saisonal geprägter Bauwirtschaft

Amsdorf (ABZ). – Ob Schuhcremes, Polituren, Schmierstoffe, wasserabweisende Emulsionen für Baustoffe, Form- und Trennmittel im Keramik- und Metalldruckguss, Zusätze für Kunststoffe, Kabel, Dämmstoffe, Imprägnierungen oder Korrosionsschutzmittel: In all diesen Anwendungen steckt Rohmontanwachs. Dessen Ausgangsstoff ist bitumenreiche Braunkohle.
Caterpillar Gewinnung
Bei der Schlüsselübergabe (v. l.): Thomas Riemer, Verkaufsrepräsentant von der Zeppelin-Niederlassung Erfurt, Michael Kroll, Serviceberater der Zeppelin-Niederlassung Erfurt, Andreas Reiche, Geschäftsführender Gesellschafter von Mütze & Rätzel, Andres Sommer, Prokurist von Mütze & Rätzel, Eckhardt Zinke, Zeppelin-Vertriebsdirektor, und Fred Kraus, Zeppelin-Verkaufsrepräsentant. Foto: Mütze & Rätzel

Diese kommt in dem mitteldeutschen Braunkohlerevier in Sachsen-Anhalt vor. Romonta lässt sie im Tagebau Amsdorf bei Halle an der Saale deswegen abbauen und veredelt sie. Mit dem erst dieser Tage beschlossenen Kohleausstieg der Bundesregierung bis 2038 gewinnt dieser Geschäftszweig weiter an Bedeutung. Doch nach wie vor erfolgt der Kohleabbau im Zuge der nachgeschalteten Kohleverstromung, um damit das angeschlossene Kraftwerk versorgen zu können. Die Kohlegewinnung übernehmen in dessen Auftrag die beiden Firmen Mütze & Rätzel sowie Bares. Im Tagebau Amsdorf erfolgt der Abbau seit 2013 mobil, das heißt aus der Förderkombination Bagger-Bandanlagen-Absetzer. Um diese Aufgabe effizient stemmen zu können, wurden Investitionen in Baumaschinentechnik getätigt sowie neue Mitarbeiter eingestellt und entsprechende Voraussetzungen für den Abbau geschaffen. Bis zum Projektstart mussten umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden.

Zu Romonta wurde eine jahrelange Geschäftsbeziehung gepflegt, die nun weiter ausgebaut wird. "Den Kunden kennen wir mittlerweile seit zehn Jahren und mit Bares, der seine Stärke in der Ver- und Entsorgungslogistik hat, arbeiten wir schon länger eng zusammen. Daher trauen wir uns diese neue Aufgabe auch zu", erklärt Andreas Reiche, der Geschäftsführende Gesellschafter von Mütze & Rätzel. Er verfolgt das Ziel, durch zusätzliche Dienstleistungen neben dem klassischen Kerngeschäft Straßen- und Tiefbau zu wachsen und so unabhängiger von der saisonal geprägten Bauwirtschaft zu werden. "Wir streben eine kontinuierliche Beschäftigung an und dazu trägt dieser Auftrag bei, weil wir nun eine permanente Auslastung haben, was alles entspannter macht", fügt er hinzu. Längst werden Rekultivierungsarbeiten angeboten, aber auch Nischen wie Deponiearbeiten und Wasserbauarbeiten bedient. Seit 2014 ist der Betrieb mit der Verfüllung von Abraum betraut, der aus dem Großprojekt von Stuttgart 21 stammt und per Bahn auf Lkw verladen wird. Diese bringen das Material dann in den Steinbruch Kohnstein. Dort sollen von den 8 Millionen t Abraum von Baden-Württemberg 2,5 Millionen t eingebaut werden. Bislang gingen im Schnitt in der Woche durchschnittlich 15 Züge ein. "2.000 Züge haben wir bislang entladen und 2,1 Millionen Tonnen wurden bislang von uns verfüllt. Auch hier haben wir wieder eng mit Bares zusammengearbeitet. Die Hauptmassen sind mittlerweile durch.

Inzwischen sind wir bereits an anderen Bahnprojekten dran", so Reiche. Die im Zuge der Verfüllung der Restmassen aus Stuttgart 21 erworbene Expertise im Bereich Bergbautechnik kann das Unternehmen nicht nur dort, sondern auch für Arbeiten bei seinem neuen Projekt im Tagebau Amsdorf anwenden. Denn diese Aufgabe ist ebenso mit Herausforderungen verbunden. "Der Kohleprozess muss kontinuierlich weitergehen und wir müssen den Abbau sowie die Versorgung des Kraftwerks und der Montanwachsfabrik mit Rohstoffen sicherstellen. Durch unplanbare Ereignisse wie einen Störfall an einer Maschine oder schlechte Witterung dürfen wir uns nicht beeinträchtigen lassen. Daher ist es gut, dass wir mit Bares auch einen starken Partner an der Seite haben", erklärt Andres Sommer, Prokurist und Gesellschafter von Mütze & Rätzel.

Täglich müssen 1500 t Kohle geliefert werden. Im Vorratslager kann Material für etwa 1,5 bis zwei Tage gebunkert werden. Ist das aufgebraucht, muss Nachschub her. Aufgrund der geogenen Besonderheiten erfordert der Abbau der Lagerstätte ein planvolles Vorgehen: So befindet sich die Braunkohle unter dem 10 m mächtigen Restabraum, der beseitigt werden muss, um "ans Eingemachte" zu kommen. Die Lagerstätte durchziehen unterschiedlich gelagerte Flöze mit unterschiedlichem Bitumengehalt. Das obere Kohleflöz ist etwa bis 10 m mächtig, das untere etwa 6 m. Das Deckgebirge weist eine Mächtigkeit von 80 m auf und wird in bis zu fünf Abraumschnitten abgetragen. Der Abraum wird mittels Bandanlagen einem Bandabsetzer zugeführt und mit ihm die Bergbaufolgelandschaft gestaltet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lagerstätte Anfang des 19. Jahrhunderts bergmännisch erschlossen wurde, was über einen Stollenvortrieb erfolgte. Das heißt, immer wieder tauchen Holzbohlen in der obersten Kohleschicht auf. Sie sind Störstoffe, die beseitigt werden müssen. Für das Ausbaggern des Abraums und das Lösen der Kohle kommen zwei Cat-Kettenbagger 336 samt Drei-Kubikmeter-Löffel ins Spiel. Diese verladen das Material auf zwei Cat-Dumper 745. Die vier Baumaschinen erwarb Mütze & Rätzel über Verkaufsrepräsentant Thomas Riemer von der Zeppelin-Niederlassung Erfurt – normalerweise liefert er dem Unternehmen Baumaschinen der Kategorie Kurzheck- und Mobilbagger für den Tief- und Straßenbau. Diesmal waren große Baumaschinen angesagt. Das Einbringen und Einplanieren des Abraums übernimmt ein Cat-Kettendozer D6T. Diesen hat Bares über die Zeppelin-Niederlassung Leipzig und ihren Verkaufsrepräsentanten Fred Kraus erhalten. Die Raupe soll die Fahrwege herstellen, auf denen die beiden Cat-Dumper sowie ein weiterer Knicklenker verkehren.

Warum Fahrwege gut in Schuss sein müssen, erklärt Andres Sommer: "Die Baumaschinen fahren auf einem Untergrund, der nicht aus Schotter, sondern ausschließlich aus Kohle besteht. Hier kann es schnell zu Reifenschlupf kommen, wenn es tagelang geregnet hat und die Fahrbahn aufgrund der bindigen Bestandteile aufweicht." Die Ausrüstung der eingesetzten Gerätetechnik sollte daher gut überlegt sein. Um auch bei schlechter Witterung arbeiten zu können, haben die kettengeführten Baumaschinen breite Bodenplatten erhalten. Für die beiden Cat-Dumper 745 wurde aus diesem Grund Breitbereifung gewählt. Deren Allradantrieb verleiht ihnen ohnehin eine ausgeprägte Geländegängigkeit. Hinzu kommt: Die automatische Traktionskontrolle sperrt die Differenziale, bevor eines der sechs Räder durchdreht. Die fahrbahnabhängig arbeitende Gaspedaldämpfung verhindert starke Drehzahlschwankungen, wenn der Fahrer in rauem Gelände durch die Schwingungen des Fahrersitzes keinen gleichbleibenden Druck auf das Pedal ausüben kann. Das waren alles Aspekte, die vor der Investitionsentscheidung bei Mütze & Rätzel ins Gewicht fielen. So wurde vorab beurteilt: Wie standfest ist der Bagger? Welche Hubleistung legt er an den Tag? Wie hoch ist der Dieselverbrauch? Deswegen wurde Stefan Oppermann von der Zeppelin-Projekt- und Einsatzberatung hinzugezogen, der die Einsatzbedingungen vor Ort analysierte. Er führte verschiedene Berechnungen durch, mit welcher Gerätetechnik die geforderte Massenbewegung produktiv in den anvisierten Umlaufzeiten erreicht werden kann, wenn die Dumper 600 m Wegstrecke zurücklegen. "In einer Schicht fahren wir bis zu 45 Umläufe. Die Strecke relativiert sich aufgrund der zurückgelegten Höhenunterschiede und Rampen, die zu überwinden sind", räumt Andres Sommer ein.

Technische Features in den Baumaschinen unterstützen die Firmen in der Ausführung der Aufgaben. Zum Beispiel nutzt Mütze & Rätzel die in Bagger und Dumper integrierte Kontrollwaage zur Ermittlung der umgeschlagenen Massen. So wird dem Fahrer während des Beladevorgangs präzise die echte Nutzlast angezeigt, um maximale Produktivitätswerte zu erzielen. Der 2D-Steuerung samt Planierautomatik in den Cat-Baggern bedient man sich, um effizient den Aushub sowie ein Planum herzustellen. Hierbei handelt es sich um eine halbautonome Funktion, welche die Bewegungen von Ausleger und Löffel automatisiert, damit schnellere Abtragungen ohne Nacharbeit möglich sind.

Personell hat sich Mütze & Rätzel um drei zusätzliche Mitarbeiter verstärkt, welche die Baumaschinen im Tagebau bedienen – das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 150 Mitarbeiter. "Wir haben erfahrene Maschinisten, die eine hohe Affinität zu solchen Assistenzsystemen haben und erwarten uns davon, dass diese zu Produktivitätssteigerungen beitragen", so Andreas Reiche. Entsprechend hohe Erwartungen hat er daher auch an die eingesetzte Technik. "Wir hoffen, dass wir uns für das richtige Produkt entschieden haben, dass wir so die an uns gesetzten Anforderungen seitens des Auftraggebers erfüllen können. Aber aufgrund unserer bestehenden jahrelangen Erfahrungen mit Cat-Geräten und der intensiven Zusammenarbeit mit Zeppelin sind wir optimistisch", fügt er hinzu. Mütze & Rätzel baut hier vor allem auf den Kundendienst, der über die Zeppelin-Niederlassungen Erfurt und Leipzig erfolgt. "Wir sind hier zu 100 % auf den Full-Service angewiesen, da wir im Zwei-schichtbetrieb arbeiten und die Monteure nur nach Feierabend und am Wochenende die Maschinen wieder flottmachen können. Da verlassen wir uns voll auf Zeppelin", so Andres Sommer.

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