Nord-Ostsee-Kanal wird ausgebaut

1,5 Millionen Kubikmeter Boden werden abgetragen und eingebaut

Stemwede (ABZ). – Als 1887 mit den Bauarbeiten begonnen wurde, zählte er zur größten Erd- und Wasserbaustelle Europas und zog Arbeiter aus Ostpreußen, Russland und Italien an. Während seines 125-jährigen Bestehens hat er sich zur weltweit meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße für die Seeschifffahrt entwickelt: der 98,26 km lange Nord-Ostsee-Kanal (NOK). Um die Leistungsfähigkeit des NOK weiterhin zu erhalten, wird nun investiert.

In den kommenden zehn Jahren werde der Bund rund 500 Millionen Euro in die 20 km lange Strecke zwischen Kiel und Großkönigsförde stecken. Insgesamt fließen mehr als 2,6 Milliarden Euro in den Erhalt und Ausbau des Kanals.

"Der Ausbau der Oststrecke ist eine ambitionierte Großbaustelle, die neben den anderen laufenden Kanalprojekten Voraussetzung für eine leistungsfähige Wasserstraße ist", betont Prof. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.Was die Baumaßnahme betrifft, so ist die Firma Depenbrock Bau GmbH & Co. KG im Rahmen der ARGE Anpassung NOK Kkm 79,9-84,1 tätig.

Die Mitarbeitenden werden zwei Baulose bearbeiten. Das entspricht 4,2 km der Ausbaustrecke. Im Anschluss sollen bis 2030 vier weitere Lose auf einer Ausbaustrecke von rund 12 km von Schinkel bis Holtenau gebaut und fertiggestellt werden. Depenbrock Bau ist anteilig mit rund 60 Millionen Euro an dem aktuellen Vorhaben beteiligt. Beauftragt wurde dies vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau.

Die Arbeiten gehören zu den bislang umfangreichsten der Tiefbausparte des Bauunternehmens aus Stemwede. Bei einem Festakt zum ersten Ausbauabschnitt betonte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Bedeutung der Wasserstraße für die internationale Schifffahrt: "Schon heute ist der Kanal elementarer Bestandteil globaler Transportwege. Die Vorteile des NOK liegen auf der Hand: weniger Kosten, weniger Fahrzeit und weniger CO2. Jede Investition in den NOK ist damit aktiver Klimaschutz und stärkt die deutsche Wirtschaft."

Nadelöhr soll verschwinden

In der Arbeitsgemeinschaft mit der Nordsee Nassbagger und Tiefbau GmbH, der Dredging International NV und Van den Herik Kusten Oeverwerken B.V. wird Depenbrock Bau über eine Bauzeit von vier Jahren die Kanalsohle auf der Oststrecke von derzeit 44 m auf mindestens 70 m verbreitern sowie den Kanal durch Rückverlegung der nördlichen Böschung ausbauen. Weil Schiffe immer größer wurden, verwandelte sich der NOK zwischen den Ausweichstellen zu einer Art Einbahnstraße, auf der immer nur ein Schiff zur Zeit fahren konnte. Der Gegenverkehr musste warten, was zeit- und kostenintensiv war. Deswegen soll das Nadelöhr nun verschwinden und die bisherigen Engstellen beseitigt werden. Auch Kurven sollen durch größere Radien entschärft werden, um den Begegnungsverkehr zu erleichtern.

Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, betonte: "Mit dem heutigen Spatenstich beginnt eine wichtige Ausbau-Etappe des Nord-Ostsee- Kanals. Der NOK ist eine Lebensader für uns in Schleswig-Holstein und für die ganze Wirtschaft, vor allem in Nordeuropa. Der Ausbau nimmt mit der weiteren Schleusenkammer in Brunsbüttel und dem Ost-Streckenabschnitt die lang ersehnte Fahrt auf."

Massen bewegen

Dafür sind gewaltige Massenbewegungen seitens der ARGE erforderlich. So seien rund 200.000 m³ Oberboden abzutragen, umzulagern und anzudecken. Doch der "ganz große Brocken" ist der Trockenbodenabtrag an der vorhandenen Kanalböschung von rund + 11 mNN bis + 1,2 mNN in mehreren Abtragslamellen. "Bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter müssen an Trockenboden entfernt, abtransportiert und auf zwei Ablagerungsflächen eingebaut werden", erklärt Depenbrock-Projektleiter Leonard Heckel als Vertreter der ARGE und fügt hinzu: "Etwa 750.000 Kubikmeter davon müssen auf Schuten verladen werden, dann von der Nord- auf die Südseite des NOK verfahren, dort entladen und verarbeitet werden." Die Nassbaggerarbeiten erfolgen außerhalb der Hauptfahrrinne.

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Das dabei anfallende Baggergut – etwa 1,1 Millionen Kubikmeter – muss zudem per Schuten über die Ostsee auf eine von der Baustelle rund 46 km entfernte Fläche in die Eckernförder Bucht gebracht werden. Dort wird es dann abgekippt. Zu den weiteren Aufgaben gehöre nicht nur ein umfangreicher Bodenaustausch sondern auch das Vorbereiten von Bodenlagerflächen. 32.000 m³ belasteter Boden werde gesondert gelöst, in separaten Haufwerken gesammelt, nach abfallrechtlichen Vorschriften chemisch analysiert und dann zu einer Deponie zur Entsorgung gebracht. Für jedes in sich eigenständige Baufeld sind Baustelleneinrichtungsflächen vorgesehen. Das größte ist eine rund 6000 m² große Baustelleneinrichtungsfläche mit Corona-konformen Baubüros. Des Weiteren müssen 2500 m lange Baustellenstraßen zur Material- und Geräteversorgung erstellt werden. Diese sind entlang der Ausbaustrecke vorgesehen, um die Einbauflächen erreichen zu können. Ein erheblicher Anteil an Baustraßen wird mittels Stahlplatten und Bodenverbesserungsmaßnahmen befestigt. Der Rest erfolgt durch die Verlegung von Geogittern und einer darüber aufgebrachten Schottertragschicht aus Naturgestein. Die neue Kanalböschung wird in der Neigung 1:1,75 bis 1:2,5 erstellt. Das neue Deckwerk wird durch einen Filteraufbau mit geschütteten Wasserbausteinen vor Strömung und Wellen geschützt. Hinzu kommen bauliche Böschungssicherungen und Dränschlitze zur Böschungsentwässerung und daran angeschlossene Kolben- beziehungsweise Vakuumpumpen.

Sie sorgen für die Entwässerung während der Bauzeit. Dies erfolgt, je nach Wasserandrang, rund alle 200 m im Bereich der späteren Einleitschächten, die dann im Dauerzustand direkt in den NOK entwässern. Insgesamt werden 4,5 km lange Entwässerungsleitungen und -schächte mit DN 1000-1500 angelegt. Eingebaut werden rund 44.000 m² Geogitter, etwa 90.000 m² Geotextilien sowie knapp 60.000 m² in Kombination. Mit einer Gesamtlänge von 50 km werden Faschinen – walzenförmige Reisig- beziehungsweise Rutenbündel – von einigen Metern Länge in einem speziellen Raster verlegt. Das soll die Böschung zusätzlich absichern. Darüber hinaus werden 54.000 m² Erosionsschutzmatten verbaut.

Leistungsstarke Flotte

Für diese umfangreichen Arbeiten setzt Depenbrock auf leistungsstarke Maschinen und ausgefeilte Technik: So unterstützen GPS-Systeme mit 2D- und 3D-Steuerung den Aushub und Einbau der Baumaschinen. Beim Bodeneinbau werden die Flächenprofilierungen ebenfalls nach einem digitalen Geländemodell (DGM) hergestellt. Das Bauunternehmen vertraut dabei auf Cat-Raupen, wie eine D5K und D6T mit Sechs-Wege-Schild und LGP-Laufwerk, aber auch auf einen Cat-352-Kettenbagger. Darüber hinaus setzt sich die Einsatzflotte aus weiteren Cat-Kettenbagger 336F und 325F sowie einem Mobilbagger M320F und ein Radlader 908H2 zusammen.Was die wasserseitigen Nassbaggerarbeiten betrifft, werden Schwimmbagger eingesetzt. Ein Böschungsbagger übernimmt den Abtrag des Oberbodens an der vorhandenen Böschung und ist zudem für die spätere Böschungsprofilierung eingeplant. Von den rund 1300 Mitarbeitenden der Depenbrock-Gruppe wirken fünf technische Angestellte, zwei Poliere, zwei Vorarbeiter sowie fünf Spezialbaufacharbeiter und etwa zehn Maschinisten am Projekt mit.

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