Paschal auf der bauma 2022

"Wir rechnen mit einer Aufhellung"

Dr. Marius Wunder, Paschal Geschäftsführer, sprach mit Kai-Werner Fajga, Chefredakteur der ABZ, darüber, wie sich Paschal zur bauma 2022 als Service-Marktführer präsentieren will.
Paschal Messen und Veranstaltungen
Dr. Marius Wunder ist Geschäftsführer bei Paschal. Foto: Paschal

ABZ: Herr Wunder, Sie sind seit Ende 2021 Geschäftsführer der Firma Paschal. Was erwarten Sie von der diesjährigen bauma?

Wunder: Das Format der bauma mit dem direkten Austausch zu Kunden ist in höchstem Maße wichtig für uns. Wir haben uns gut im Markt als Service-Führer etabliert. Und als solcher will man natürlich auch nah am Kunden sein. Man will verstehen, was den Kunden umtreibt, sei es bei seinen Bauprojekten, aber auch im Allgemeinen. Dieser direkte Austausch hat durch Corona in letzter Zeit gelitten und wir freuen uns, jetzt durch die bauma endlich wieder in den direkten Austausch mit Kunden gehen zu können.

ABZ: Sie bezeichnen Paschal als Service-Führer. Wie definieren Sie das beziehungsweise was steckt für Ihr Unternehmen hinter dem Begriff?

Wunder: Service bedeutet alle Teile des Geschäfts nach dem Kunden und seinen Bedürfnissen rund um Schalung auszurichten. Service-Führer bedeutet für Paschal, dass wir traditionell ein Portfolio von Services entlang der gesamten Kundenwertschöpfungskette anbieten, die Kunden durch Qualität erfolgreich machen. Bei der Planung kann der Kunde auf unsere Planungssoftware PPL oder PPpro oder auf kompetente Fachberater und Planer zugreifen. Kommt es zur Ausführung, gehört dazu etwa das Vorhalten von Schalungsteilen auf Abruf, bis der Kunde das Material braucht. Oder das flexible Verlängern der Laufzeit auf der Baustelle, wenn der Kunde Verzögerungen hat, was momentan nicht ungewöhnlich ist. Transport und Rücktransport der Teile, oder die Reinigung der Elemente nachdem sie von der Baustelle zurückkommen oder lange im Einsatz waren, sowie die Reparatur und Überholung von Kundenschalung. Auch knifflige Probleme, wie etwa im Bereich von Sonderschalung, lösen wir für den Kunden. Für unsere Service-Führerschaft bauen wir kontinuierlich Knowhow auf und teilen dieses Know-how auch innerhalb des Unternehmens effektiv.

ABZ: Paschal ist weltweit aktiv. Wie funktioniert das vor Ort, wie werden die Leistungen umgesetzt?

Wunder: Nicht anders als bei anderen Unternehmen. Wir arbeiten in den Landesgesellschaften überwiegend mit lokalen Verantwortlichen oder Managern, die dafür sorgen, dass Kunden in der Region zufriedengestellt werden. Diese regionale Struktur ist nichts Ungewöhnliches in der Bauzulieferindustrie. Die Anforderungen der Kunden in den Märkten sind unterschiedlich. In Frankreich zum Beispiel sind die Sicherheitsanforderungen auf Baustellen noch höher als in Deutschland. Und in der Schweiz mieten oft die Auftraggeber die Schalung, um sie dann den Nachunternehmern zur Verfügung stellen.

ABZ: Was gibt es Neues von Paschal zur bauma?

Wunder: Wir haben die letzten zweieinhalb Jahre genutzt, um unser Produktportfolio anzureichern und zu verbreitern. Die erste und wichtigste Innovation ist die Weiterentwicklung unserer bewährten Raster Schalung. Unsere Universal-Handschalung Raster/GE war über Jahre eine große Erfolgsgeschichte für Paschal und wir haben es nun geschafft, diese zur neuen NeoR-Leitschalung noch leichter und stabiler weiterzuentwickeln. Auch preislich und bei der Schalzeit kann sich das neue System gut sehen lassen. Universalschalung bedeutet auch, dass eine Handschalung um Großflächenelemente erweitert werden kann. Das wird ein Highlight sein. Daneben ergänzen wir unsere LOGO.pro-Elemente um Weiterentwicklungen. Wir haben die Produktpalette beispielsweise um ein großflächiges Element erweitert, das eine wichtige Funktion erfüllt, um den Industriebau zu bedienen. Unsere LOGO.pro-Reihe wurde sozusagen für Großbaustellen, Industrie und auch Spezial-Tiefbau komplettiert. Ebenso haben wir die LOGO-Palette für kleine Baustellen ergänzt, bei denen kein Kran eingesetzt wird.

Und der dritte Bereich, in dem wir uns mit Neuheiten zur bauma präsentieren werden, ist der Bereich Baustellensicherheit. Auch dazu stellen wir weitere Entwicklungen vor, da unsere Kunden weltweit hier mit steigenden Anforderungen konfrontiert sind.

ABZ: Paschal plant parallel zur bauma einen digitalen Messeauftritt. Was müssen sich Interessenten darunter vorstellen?

Wunder: Der Gedanke eines digitalen Messeauftritts ist während Corona-Pandemie entstanden. Wir gehen davon aus, dass es sicher Kunden geben wird, die vorsichtig bleiben wollen und vielleicht nicht zur bauma kommen werden. Diesen Kunden wollten wir auch die Möglichkeit bieten, alle unsere Neuheiten zu erleben. Zum Glück gibt es ja inzwischen unglaubliche technische Möglichkeiten und die wollten wir auch nutzen. Paschal hat daher einen virtuellen Messestand gestaltet, der keine Kopie des realen Messestands der bauma ist, sondern wirklich unsere Exponate in Baustellenumgebungen zeigt. Dadurch bietet sich beispielsweise auch der große Vorteil, dass man keine Begrenzung in der Ausstellungsfläche oder Wettereinflüsse hat. Wir können somit einen viel größeren Messestand gestalten als unsere Wettbewerber, weil wir alle Produkte in ihrer vollen Bandbreite ausstellen können.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir auch nichts abbauen müssen nach der bauma, sondern das Konzept wird weiter existieren und kann für alle Zeiten dazu dienen, Kunden auch tagesaktuell, ganz unabhängig von einem Messezeitraum oder Messestandort unsere Produkte vorzustellen.

ABZ: Wie bekommen Kunden den Zugang zum virtuellen Messebereich?

Wunder: Ganz einfach online per Internet unter www.paschal-digital.com ohne irgendwelche Sperren. Einfach direkt im Browser anwählen. Wir haben auch Verlinkungen von unserer Webseite oder von unserem Online-Shop und per Newsletter, den die Kunden von uns erhalten, berücksichtigt. Wir bieten ebenfalls Zugriff über einen QR-Codean. Das alles allerdings erst mit Beginn der bauma, denn schließlich sehen wir unsere Kunde auch gerne persönlich.

ABZ: Wie können Teilnehmer der virtuellen Messe mit Ihnen oder mit Vertretern von Paschal in Kontakt treten?

Wunder: Dafür haben wir eine Extra-Oberfläche vorgesehen, über die Fachberater angezeigt werden, mit denen direkt ein Video-Chat begonnen werden kann. Der Fachberater kann Kunden dann sozusagen direkt durch die Exponate navigieren, wenn diese das wünschen.

ABZ: Wie präsentiert sich Paschal in diesem Jahr live auf der bauma? Was hat sich verändert gegenüber 2019?

Wunder: In diesem Jahr präsentiert sich Paschal auf dem sehr großen Messestand mit komplett überarbeitetem Standkonzept, um für alle Pandemie- und Wetterszenarien bestens gerüstet zu sein. Das heißt konkret: ein verstärkter Fokus auf den Außenbereich mit zahlreichen Exponaten, neu umverteilte, luftige Überdachungen sowie ein wohldurchdachtes Lüftungs- und Hygienekonzept.

ABZ: Wie wird sich die Anzahl der Besucher der bauma in diesem Jahr nach Ihrer Einschätzung verändern?

Wunder: Wir erwarten definitiv weniger Gäste. Ja, wir gehen davon aus, dass in etwa nur 60 bis 80 Prozent der Teilnehmenden von 2019 kommen werden. In 2019 hatte die bauma rund 650.000 Gäste.

ABZ: Zwei der wichtigsten Themen der Messe sind nach wie vor Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wie stellt sich Paschal in diesen Bereichen auf?

Wunder: Da sprechen Sie zwei für Paschal wesentliche Bereiche an. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss sich in die Strategie des jeweiligen Unternehmens einfügen. Das heißt wir bei Paschal nutzen Digitalisierung einerseits dazu, um unsere Kunden besser verstehen zu können und enger mit ihnen in Kontakt kommen zu können und anderseits natürlich, um unsere Produktion und unsere Prozesse weiter zu optimieren. Daneben gibt es digitale Services für Kunden. Wir bieten die digitale Planungssoftware PPL und PPPro und unser neues Monitoring-System Paschal Maturix, mit dem Kunden Sensoren nutzen. Dadurch lässt sich etwa bei extremen Witterungsbedingungen feststellen, wie die Festigkeitsentwicklung innerhalb des Betons verläuft. Auf der Baustelle können Kunden so sicher entscheiden, ob früher ausgeschalt werden kann, oder Takte beschleunigt werden können, was sehr wertvoll ist. Und Sie können, wenn etwa Sichtbeton hergestellt wird, eine einheitliche Qualität sicherstellen, auch wenn die Temperaturen schwanken.

ABZ: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Paschal?

Wunder: Eine sehr wichtige, denn wir sind wirklich stolz auf die Lebensdauer unserer Produkte. Denn es gibt nichts Umweltfreundlicheres als ein Produkt, das ein Leben lang hält. Und unsere Schalung-Elementrahmen sind bis zu 36 Jahre und länger im Einsatz. Und dann muss noch erwähnt werden, dass unsere Schalhaut, also die Verschleißteile der Schalung, aus Holz besteht und somit voll recyclingfähig ist. Wettbewerber verwenden dort Kunststoffverbundplatten, die vom Kunden nur teuer entsorgt werden können, bewerben diese aber als "recyclingfähig" oder "leicht recycelbar".

ABZ: Im Markt gibt es aktuell große Herausforderungen durch unsichere Lieferketten, Preisexplosionen und einen möglichen Mangel in der Rohstoffversorgung. Inwieweit ist Paschal davon betroffen?

Wunder: Ich bin bisher positiv überrascht, wie wenig wir davon betroffen waren. Wir beobachten natürlich die Entwicklungen im Markt und analysieren mögliche Auswirkungen. Tatsächlich ist es aber so, dass die langjährigen Beziehungen, die wir mit unseren Lieferanten aufgebaut haben, Bestand haben. Lieferantenwechsel stellten eher eine Ausnahme dar. Wir sind natürlich betroffen bei Themen wie Transportkostenerhöhungen oder der Verfügbarkeit von Transportkapazitäten. Aber wir versuchen die Auswirkungen für unsere Kunden so niedrig wie möglich zu halten, auch preislich. Wir können schon mit Stolz sagen, dass wir dieses Jahr in der ersten Jahreshälfte keine Preiserhöhung vornehmen mussten. Die letzten Preiserhöhungen letzten Dezember und diesen September waren zudem sehr moderat und wurden auch rechtzeitig angekündigt. In der neuen Preisliste bleiben viele Preise sogar gleich. Uns ist es wichtig, dass Kunden, die in laufenden Bauprojekten schon Zusagen gemacht haben, nicht in eine schwierige Situation kommen.

ABZ: Probleme mit der Rohstoffversorgung ist auch kein Problem für Paschal?

Wunder: Wenn es wirklich so weit kommen sollte, dass die Industrie in Deutschland kein Gas mehr bekommt, dann hätte das ja fatale Auswirkungen auf die gesamte Konjunktur. Die Bauindustrie hängt an der Konjunktur und deren Zulieferindustrie damit natürlich auch. Sollte das eintreten, dann wäre ja nicht nur Paschal betroffen, sondern dann wären wir alle in besorgniserregender Weise betroffen. Vorbereiten kann man sich auf solche Szenarien nur begrenzt, aber das tun wir aus der komfortablen Situation eines familiengeführten Unternehmens heraus, das über einen hohen Eigenkapital-Background verfügt. Das reicht aus, um eine Krise, sei sie auch noch so schlimm, eine gewisse Zeit durchzustehen. Bei den Materialien, die wir verarbeiten, sind wir sehr stark auf Zulieferer angewiesen. Da muss man auch durch entsprechend frühe Rahmenverträge und vor allem auch durch ausgewogene Lagerhaltung dafür Sorge tragen, dass die eigene Lieferkette bestehen bleibt.

ABZ: Was ist Ihre Strategie für das kommende nächste Jahr bezüglich der Produktentwicklung?

Wunder: Paschal ist ein Unternehmen mit sehr viel Potential. Unsere Hoffnung liegt aktuell auf dem neuen Produkt NeoR.

Es soll im Bau zu unserem Haupt-Umsatzträger heranwachsen. Auf dieses Ziel richten wir unsere nächsten Schritte in den Bereichen Marketing, Einkauf und Vertrieb aber auch Innovation aus. Das heißt, wir tragen nun zunächst dafür Sorge, dass wir mit NeoR den Markt weiter durchdringen. Einerseits müssen wir die bereits hohe Nachfrage für dieses Produkt bedienen und zugleich jetzt in Vorleistung für Bestellungen gehen, die zur bauma und dann aus dem Markt kommen werden.

ABZ: Wie beurteilen Sie die konjunkturelle Entwicklung?

Wunder: Dieses Jahr wird sehr schwierig, auch aufgrund der momentan negativen Stimmung. Trotzdem rechne ich mit einer kleinen Aufhellung. Für nächstes Jahr kalkulieren wir mit einem Marktwachstum von lediglich 2 bis maximal 3 Prozent, ebenso übernächstes Jahr. Das Wachstum sollte bei Paschal durch die neuen Produkte und den ersten Indikationen aus dem Markt, die wir auch hinsichtlich dieser Produkte haben, aber höher ausfallen. Natürlich könnte es danach wieder ein bisschen schwieriger werden. Aber auch wir wissen nicht, was die Baukonjunktur in den Jahren nach 2024 wirklich triggern oder eben nicht triggern wird. Ob zum Beispiel Konjunktur- und Förderprogramme, auf die wir hoffen, im Betonbau greifen oder nicht.

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