Persönliche Schutzausrüstung

Fallschutz an die Bedürfnisse unterschiedlicher Branchen angepasst

Baustelleneinrichtung
Heutzutage bieten einige Hersteller beschichtete Gurtbänder und somit wasserabweisende Auffanggurte für Arbeiten in Außenbereichen an. Foto: 3M/Capital Safety

Drolshagen (ABZ). – Vor knapp 30 Jahren legtedie Richtlinie 89/686/EWG fest, was eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) zwingend leisten muss. Der Fokuslag logischerweise darauf, Menschen vor Abstürzen bzw. bei einem Absturz vor Verletzungen zu schützen. Dass ein Auffanggurt auch möglichst bequem sein sollte und in den unterschiedlichen Branchen verschiedene Anforderungen an System und Material herrschen, blieb unberücksichtigt. Entsprechend schwer und unbequem war die Ausrüstung häufig. Meist scheuerte sie an diversen Stellen; Verschlüsse ließen sich nur schwer öffnen und schließen. In der Folge ließen Anwender ihre PSA immer wieder links liegen. Es kam zu Unfällen, obwohl das Material den gesetzlichen Ansprüchen genügte.Seither ist die Bereitschaft von Unternehmen immens gestiegen, in Auffanggurte zu investieren, die von den Arbeitnehmern akzeptiert werden. Umgekehrt stellen Hersteller zunehmend Schutzausrüstungen zur Verfügung, die sich an den Bedürfnissen der Anwender ausrichten. Deutlich sichtbar wurde dies 2015 auf der A+A-Messe in Düsseldorf, der international führenden Messe- und Kongressveranstaltung für Arbeitsschutz: Eine vergleichbare Vielfalt an PSA hatte es bis dato auf der Messe noch nicht gegeben.Capital Safety bspw. stellte hier seine neueste Entwicklung, den Auffanggurt ExoFit Strata vor. Ihn zeichnen zahlreiche Innovationen aus, die dem Anwen-der sehr weit entgegenkommen. Im Kern steht die Verlagerung des Gewichts von den Schultern auf jenen Körperteil, der deutlich besser für das Tragen von Lasten geeignet ist: die Hüfte. Die Lösung entstand in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Ergonomie von der Northwestern Health Science University in Minnesota, USA. Mithilfe von thermischen Sensoren, Lastzellen und Kameras zur Bewegungserfassung hatten die Forscher eine Reihe von Labortests durchgeführt. Im Ergebnis war beim ExoFit Strata die auf den Schulterbereich ausgeübte Kraft um bis zu 85 % geringer als bei vergleichbaren Auffanggurten von Mitbewerbern.Neue Materialien spielen eine zunehmend wichtige Rolle, um mehr Tragekomfort zu erzielen. Im Vergleich zu früher bieten heute einige Hersteller beschichtete Gurtbänder und somit wasserabweisende Auffanggurte für Arbeiten in Außenbereichen an. Polsterungen, die es früher gar nicht oder nur in Form eines aufgenähten Gurtbandes gab, bestehen heute bei hochwertigen Ausrüstungen aus aufgeschäumten Material. Hersteller setzen Polsterungen im Rückenbereich ein, damit der Gurt nicht direkt auf dem Körper anliegt. Somit ist für ausreichend Luftzirkulation gesorgt und der Anwender gerät weniger ins Schwitzen. Statt schwerem Stahl, wie es heute überwiegend in den USA bei PSA gang und gäbe ist, wird in Europa zunehmend leichtes Aluminium in den Auffanggurten verarbeitet.In den vergangenen Jahren haben die Hersteller zudem Lösungen entwickelt, die sich an den speziellen Bedürfnissen einzelner Branchen orientiert. Beispiel Schweißer oder ähnliche Berufsgruppen: Aufgrund ihrer feuerfesten Arbeitskleidung haben sie bei Höhenarbeiten wesentlich mehr an Gewicht als andere Höhenarbeiter zu tragen. So ist es in ihrem Interesse, eine besonders leichte PSA zur Verfügung zu haben, die gleichzeitig hitze- und flammenresistent ist. Nur so ist gewährleis-tet, dass die Ausrüstung auch bei hohen Temperaturen zum Einsatz kommen kann und resistent gegen Schweißperlen, Funken und Störlichtbögen ist.Beispiel Gerüstbauer: Für den Auf- und Abbau von Standardgerüsten, die in der Regel 3 m lang sind, ist ein Aktions-radius von über 2 m zwingend notwendig – bei Gewährleistung der vollen Sicherheit. Gleichzeitig dürfen die Verbindungsmittel einer PSA, die diesen Spielraum ermöglichen, den Gerüstbauer nicht bei der Arbeit stören. Aufgrund der besonders schweren Arbeit, die bei der Montage von Gerüsten anfällt, droht sich zudem erfahrungsgemäß das Gurtband immer wieder zu lockern.Das bedeutet nicht nur ein erhöhtesRisiko für den Anwender, sondern auch ein dauerhaft lästiges Nachjustieren des Gurtbandes, was die Arbeitsabläufe erschwert. Nicht zuletzt tragen Gerüstbaumonteure eine Reihe von Werkzeugen mit sich, etwa Hammer, Ratsche und Wasserwaage, für die es mittlerweile innovative, fallschutzsichere und gut zugängliche Aufbewahrungsmöglichkeiten gibt. Die sichere Fixierung von Geräten und Material bei Höhenarbeiten ist zwingend als Teil der PSA zu betrachten. Nach einer Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) kam es 2014 zu mehr als 26.000 Unfällen durch herabfallende Gegenstände; 31 Menschen verloren ihr Leben. Fallende Gegenstände sind nach Personenabstürzen die zweithäufigste Ursache für Todesfälle. Bereits ab einer Fallhöhe von knapp 2 m und bei einem Gewicht von 0,5 kg kann eine Person durch einen herabfallenden Gegenstand ernsthafte Schäden erleiden. Zudem können fallende Gegenstände, die seitlich abprallen, Dutzende von Meter zur Seite fliegen und somit weit entfernte Personen verletzten.Ohnehin sind PSA systemisch zu verstehen. Ein Schweißer, der bspw. über einen hitzebeständigen Auffanggurt verfügt, muss selbstverständlich auch mit einem hitzebeständigen Verbindungsmittel ausgestattet sein. Bei einer PSA, die auf eine besonders hohe Traglast zugelassen ist, bspw. auf 140 kg, muss auch das Verbindungsmittel entsprechend robust und im Falle eines Absturzes widerstandsfähig sein. Auch das Thema Training ist Teil dieses Sicherheitssystems: Regelmäßige Schulungen sind notwendig und gesetzlich vorgeschrieben, werden jedoch in der Praxis gerne unterschätzt. Dabei ist es unerlässlich, dass die Anwender lernen, die Gefahren ihres Arbeits-platzes richtig einzuschätzen, ihre PSA korrekt einzusetzen und im Fall eines Absturzes Rettungsmaßnahmen durchzuführen. International agierende Unternehmen müssen zudem bei der Wahl der richtigen PSA für ihre Mitarbeiter zwingend auf nationale Bestimmungen achten. Die für PSA geltenden Normen können sich teilweise erheblich voneinander unterscheiden. In den USA sind etwa die Prüfgewichte bei der Zertifizierung eines durchschnittlichen Auffanggurtes auf 140 kg vorgeschrieben; in Europa sind es 100 kg. Unterschiede entstehen zudem aufgrund verschiedener Arbeitsschutzbestimmungen.In den USA wird bspw. in der Energiebranche bei Arbeiten auf Gittermasten der Strom nicht abgestellt – im Gegensatz zu Europa. Entsprechend muss die PSA in den Vereinigten Staaten für diese Arbeiten mit einen Lichtbogenschutz (Arc Flash) ausgestattet sein. Fazit: Anspruch und Angebot an PSA haben sich in den vergangenen zehn Jahren enorm verändert. Bequemes Tragen einer PSA und ihre Funktionalität rücken zunehmend in den Fokus von Arbeitgebern und Höhenarbeitern. Beide Faktoren sind wichtig für die Akzeptanz einer PSA und damit auch für den Schutz der Mitarbeiter.

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