Pilotanlage für Kreislaufwirtschaft

Erstes Zementwerk mit CO2-Abscheideanlage in Betrieb

Rohrdorf (ABZ). – Auf dem Betriebsgelände des Zementwerks in Rohrdorf entsteht derzeit Deutschlands erste CO2-Abscheideanlage für die Zementproduktion. Rohrdorfer, der Betreiber des Zementwerks, startet das Pilotprojekt aus eigener Initiative. Das Unternehmen will damit die Möglichkeiten der Abscheidung von Kohlendioxid und so eine klimaverträgliche Zementproduktion erforschen.

Die Anlage entsteht in Zusammenarbeit mit der Andritz Gruppe und soll bis Ende Juni 2022 in Betrieb gehen. Sie wird pro Tag zwei Tonnen Kohlendioxid abscheiden, das im Sinn der Kreislaufwirtschaft einer weiteren Verwendung in der regionalen chemischen Industrie zugeführt werden soll. Die Gesamtkosten der Pilotanlage belaufen sich auf 3 Millionen Euro und werden von Rohrdorfer getragen.

Das Fundament für die Anlage auf der Südseite des Rohrdorfer Zementwerks steht bereits. Auf rund 30 Quadratmetern entsteht ab Mitte März die 25 Meter hohe Pilotanlage für die CO2-Abscheidung. Eine weitere Anlage an einem Rohrdorfer-Standort ist bereits in Planung.

Die Anlagen werden in Zusammenarbeit mit der Andritz Gruppe errichtet. Der österreichische Spezialist für Anlagen- und Maschinenbau verfügt über langjährige Erfahrungen beim Bau von CO2-Abscheidern in Kohlekraftwerken. In der Pilotanlage wird die CO2-Abscheidung und Umwandlung getestet. Bisher gibt es dazu ausschließlich Erfahrungswerte aus Abscheide-Anlagen, die in der Kohleverstromung eingesetzt werden.

Für das Rohrdorfer Zementwerk hat die Andritz Gruppe die Anlage individuell angepasst. So soll im Ergebnis nicht nur die optimale Reinheit des CO2 erreicht werden, sondern gleichzeitig auch die hohe Langlebigkeit des zur Abscheidung genutzten chemischen Lösungsmittels. Sobald der CO2-Abscheidevorgang ausreichend getestet ist, erweitern Rohrdorfer Ingenieure und Konstrukteure die Anlage. Dann produziert diese aus dem abgeschiedenen Kohlendioxid die vielseitig nutzbare Chemikalie Ameisensäure. Voraussichtlich wird das im Herbst 2022 möglich sein.

Bereits seit Juli 2021 testet Rohrdorfer die Gewinnung von Ameisensäure aus Kohlendioxid im unternehmenseigenen Labor, um für die Produktion in der Pilotanlage optimal gerüstet zu sein. Aus den 2 Tonnen CO2, die in der Anlage pro Tag abgeschieden werden, können etwa 1800 Liter Ameisensäure gewonnen werden. Diese wird zum Beispiel an Chemiewerke in der Region geliefert und dient als Basis für Produkte wie Reinigungs-, Desinfektions- oder Enteisungsmittel. Je nach Reinheitsgrad ist das gewonnene CO2 auch in der Lebensmittelindustrie, etwa für die Kohlensäureanreicherung von Mineralwasser, verwendbar.

Die Ergebnisse des Pilotprojekts sind für Rohrdorfer ein wichtiger Schritt zum Ziel der deutschen Zementindustrie, bis 2050 klimaneutralen Zement zu produzieren. Bereits 2022 wird am Standort Rohrdorf Zement mit 45 Prozent weniger CO2 als 1990 hergestellt. Dies gelingt durch die Optimierung der Zementsorten und des Brennstoffeinsatzes. Bis 2030 soll eine Reduktion um 65 Prozent gelingen. Die restlichen 35 Prozent können nur noch durch Abscheidung reduziert werden. Die Pilotanlage zur CO2-Abscheidung soll diese Entwicklung beschleunigen.

Am 25. Januar hatte Prof. Dr. Angelika Niebler, Abgeordnete im Europäischen Parlament, zusammen mit der Rohrdorfer Geschäftsleitung den ersten Spatenstich für die Anlage gesetzt.

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