Pilotprojekt: Häuser erhalten individuelle zweite Hülle
Gebäude seriell sanieren
Berlin (ABZ). – Mit einem neuen Verfahren namens "Energiesprong" sollen in Deutschland in diesem Jahr rund 300 Wohnungen saniert werden. Energiesprong ist niederländisch für "Energiesprung". Das Verfahren nutze den technischen und digitalen Fortschritt beim Bauen für die serielle Wohnungsbausanierung, erläutert der FMI Fachverband Mineralwolleindustrie.
Bei einer Sanierung nach Energiesprong würden Bestandsgebäude mit einem 3D-Laserscanner millimetergenau erfasst und bekämen dann eine individuelle und maschinell vorgefertigte Hülle, eine "zweite Haut" für den Null-Energie-Standard. Das Programm ist nach Verbandsangaben in Deutschland noch in einer Pilotphase. Hersteller, Bauunternehmer und Wohnungsbaugesellschaften haben sich zusammengeschlossen, um erste Sanierungen nach dem Energiesprong-Prinzip zu realisieren. Bis Ende 2020 sollen in Deutschland zunächst rund 300 Wohnungen nach Energiesprong saniert werden. In den nächsten vier Jahren wollen Bauunternehmer und Wohnungsbaugesellschaften mehr als 10.000 Wohnungen auf einen Null-Energie-Standard sanieren.
In den Niederlanden wurden bereits rund 5000 Gebäude nach Energiesprong saniert. Hier zeigte sich, dass Bestandswohnungen mit dem Programm schnell und in Masse einen Null-Energie-Standard erreichen, und dass die Kosten dafür mit der Zahl der sanierten Objekte sinken. In den Niederlanden sind es heute rund 40 % weniger Sanierungskosten pro Projekt als für die ersten Pilotprojekte.
Energiesprong ermögliche neben reduzierten Investitionskosten auch deutlich niedrigere Betriebskosten, so der Verband. "Hinzu kommt die verbesserte Förderung, die eine energetische Sanierung jetzt noch attraktiver macht", sagt Dr. Thomas Tenzler.
Die Zahl der für Energiesprong geeigneten Wohnungsbauten in Deutschland schätzt die dena auf rund 500.000. Das sind vor allem Wohngebäude aus den 1950er bis 1970er Jahren.
Energiesprong ermögliche ein sehr hohes Sanierungsniveau bei reduzierten Kosten und damit eine sozialverträgliche Umsetzung von energetischen Komplettsanierungen. In diesem Monat endete das sogenannte Energiesprong Accelerator Programm, in dem vier Bauunternehmen mit 16 Komponentenherstellern Produkte und Lösungen anhand von Pilotprojekten entwickelten.
Ein wichtiger Teil der Lösung ist der Einsatz von Mineralwolle (Steinwolle und Glaswolle) mit ihrer guten Ökobilanz und ihren sehr guten Brand- und Schallschutzeigenschaften. So findet sich gleich im ersten deutschen Pilotprojekt eine vorgefertigte Fassade aus Holztafeln, einer Dämmung aus Mineralwolle und einer Lärchenholzverkleidung. Emanuel Heisenberg ist Geschäftsführer von ecoworks, dem Energie- und Bauunternehmen, das das Hamelner Projekt nach Energiesprong sanierte. Er sagt: "Unser Energiesprong-Ziel in Deutschland ist die gute Energie- und CO2-Bilanz nach der Sanierung. Da sind der Holzbau und eine Dämmung aus Mineralwolle eine sehr gute Kombi." Das Projekt befindet sich in den letzten Zügen der Fertigstellung.
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