Polymer-Silikat-Kombination

Spezialmaterial sichert Dichtigkeit auf Industriebrache

Baustoffe
Für den dauerhaften Schutz des Behälters vor Fetten, Reinigungsmitteln oder biogener Schwefelsäure wurde der Abscheider mit IPA Polyschicht, einer Polymer-Silikat-Kombination versehen, die pH-Werten von 0 bis 14 widersteht. Foto: Rohrsan

AACHEN (ABZ). - Schmutzwasserschächte, Fett- und Ölabscheider zählen zu den sicherheitskritischen Bereichen im Gewerbebau: Je nachdem welche Stoffe durch sie laufen, reicht schon eine kleine Leckage zur Kontamination des umgebenden Bodens oder gar des Grundwassers aus. Bei der Neunutzung aufgelassener Fabrikgebäude oder Industriebrachen können über Jahre kaum gewartete und verwitterte Abwasserinstallationen daher zum Problem werden – so auch beim Verkauf eines Teils des alten Philips-Geländes in Aachen. Lediglich zwei Wochen hatte die beauftragte Kanaltechnikfirma Rohrsan Zeit, um 15 Schächte sowie einen Fettabscheider instand zu setzen. Um innerhalb dieser knappen Frist die vorhandenen Löcher zu schließen und die Betonwände dauerhaft zu schützen, nutzte das Unternehmen eine Kombination sehr schnell abbindender Mörtel und Beschichtungen des Bausanierungsspezialisten IPA. Damit waren alle Schachtanlagen nach nur fünf und der Abscheider nach drei Tagen wieder funktionstüchtig.

Schon seit 2009 wurde das Gelände an der Aachener Weisshauserstraße nicht mehr genutzt. Als ein Kaufinteressent Mitte 2013 die Bedingung stellte, dass das Abwassersystem intakt und gemäß § 61 a des Landeswassergesetzes (LWG) Nordrhein-Westfalen dicht sein müsse, wurden die entsprechenden Schächte erstmals inspiziert und gravierende Mängel festgestellt. "An 15 Schächten fand sich neben den herkömmlichen Schäden eine z. T. massive Grundwasserinfiltration", berichtet Michael Schreiber, Geschäftsführer der Rohrsan Rohr- und Kanaltechnik GbR. "Auch beim Fettabscheider der hauseigenen Kantine drückte Grundwasser durch den Boden. Außerdem war er stark korrodiert, die Zuschlagstoffe im Beton waren deutlich sichtbar."

Da bereits ein fester Termin zur Übergabe des Objekts vereinbart war, blieben für die notwendigen Sanierungsarbeiten nur zwei Wochen Zeit. Jeder zusätzliche Tag wäre mit Konventionalstrafen belegt worden. Herkömmliche Mörtel und Abdichtmassen fielen damit aus, da sie zum Abbinden teils sehr lange brauchen und sich die folgenden Arbeitsschritte dadurch verzögert hätten. Auch sind längst nicht alle Materialen für den Einsatz in so feuchter Umgebung und mit permanentem Wassereintritt geeignet. Um ein passendes Abdichtsystem zu finden, arbeitete das Unternehmen daher mit der IPA Bauchemische Produkte GmbH zusammen, die auf Mittel zur Instandsetzung von Abwasserbauwerken und Abscheidern spezialisiert ist. "Vorteil dieser Produkte ist, dass sie sich sehr leicht und sicher verarbeiten lassen und nach dem Aufbringen schnell belastbar sind. Immerhin spielt der Faktor Zeit in der Schacht- und Abscheidersanierung generell eine große Rolle", so Schreiber.

Hinzu kam, dass der Gebietsleiter von IPA für Nordrhein-Westfalen, Martin Lokotsch, die Maßnahme vor Ort begleitete und die Kanaltechniker mit seinem Fachwissen unterstützte, indem er bspw. die zu beachtenden Parameter oder die richtigen Mischverhältnisse erklärte. Auf diese Weise konnte sichergestellt werden, dass die Ergebnisse von Beginn an den Anforderungen an die Dichtheit entsprachen.

Um die geeigneten Ausgangsbedingungen für die Sanierung zu schaffen, wurden die Schächte zunächst soweit möglich geleert und alle bindungsstörenden Elemente, wie lose Bruchstücke oder auch die Reste der Chlor-Kautschuk-Beschichtung im Abscheider, entfernt. Risse, Ausbrüche und Löcher wurden anschließend mit IPANEX Stopfmörtel verschlossen. "Dabei handelt es sich um einen mineralischen Schnellbindemörtel, der sogar gegen eindringendes Wasser in Leckagen eingesetzt werden kann.

Der manuelle Druck von der einen Seite und der Wasserdruck von der anderen Seite komprimieren dabei das Material und sorgen für eine feste Bindung mit den umgebenden Wandflächen", erläutert Lokotsch. Der Stopfmörtel wird dazu plastisch angerührt und vorgeformt, bevor er in die Öffnung gepresst wird. Da er bereits nach zwei Minuten endgültig abgebunden ist, kann so sehr schnell eine grundlegende Dichtheit als Basis für weitere Arbeitsgänge hergestellt werden. Die Druckfestigkeit dieses Mörtels liegt nach einem Tag bei 25 N/mm², nach 28 Tagen bei 90 N/mm². Zudem ist das Material quellfähig: Solang es in Kontakt mit Wasser steht, wird dadurch der sonst oft zu beobachtende Volumenschwund kompensiert, was die Haltbarkeit der Abdichtung erhöht.

Aufgrund der raschen Abbindung konnten die Rohrsan-Mitarbeiter direkt im Anschluss mit der Reprofilierung der Betonoberflächen beginnen. Dazu wurde IPA Unimörtel Rapid verwendet, ein schrumpfarmer, chloridfreier Reparaturmörtel. "Dieser erfüllt zweierlei Funktionen: Zuerst wird eine schlämmfähige Anmischung zur Verbesserung der Haftung mit Quaste oder Bürste als Grundierung eingearbeitet. Anschließend wird der Mörtel steifplastisch angerührt und damit in einer Schicht die neue Oberfläche hergestellt", so der Baustoffexperte. Um eine glatte Wandung zu erhalten, wurde diese zweite Lage einfach durch die Sanierer sauber abgezogen und abgerieben. Eine Erleichterung war dabei die hohe Stellfähigkeit des Materials, durch die es auch dicker aufgetragen werden kann, ohne unter seinem eigenen Gewicht wieder von der Wand zu rutschen, wie Schreiber bestätigt: "Die maximale Schichtdicke lag bei uns bei etwa 20 mm." Als Abbindezeit reichen etwa 20 Min., bei dem Objekt in Aachen ließ Rohrsan den Mörtel sogar über Nacht trocknen.

Zum Abschluss wurde die Innenseite des Abscheiders noch zum Schutz vor aggressiven Medien mit IPA Polyschicht überzogen, einer hochbeständigen Polymer-Silikat-Beschichtung, die pH-Werten von 0 bis 14 zuverlässig widersteht. Damit kann der Untergrund künftig nicht mehr von Fetten, Ölen, Reinigungsmitteln oder sogar biogener Schwefelsäure angegriffen werden. Das Zwei-Komponenten-System aus Bindemittel und Härter wurde nach DIBT Z-59.12-374 zugelassen, ist allerdings noch recht neu auf dem Markt, weshalb Fachmann Lokotsch hier insbesondere bei der Anmischung und Verarbeitung half. "Aufgrund ihrer Konsistenz ließ sich die Beschichtung einfach mit Flachpinsel und einer Farbrolle auf die reprofilierte Fläche aufbringen", berichtet Rohrsan-Geschäftsführer Schreiber. "Die notwendige Schichtdicke von 2 mm wurde so in zwei aufeinander folgenden Arbeitsgängen erreicht." Das Gemisch haftet auf mineralischem Untergrund ebenso wie auf Beton und Stahl, wodurch Behälterwände und auch etwaige Edelstahl-Komponenten der Anlagen nahtlos damit bestrichen werden konnten. Seine volle Belastbarkeit erreicht es nach 12 bis 24 Stunden.

In Anbetracht der knapp bemessenen Sanierungsfrist, war vor allem dieses schnelle Aushärten und Abbinden der IPA-Produkte essentiell, da auf diese Weise die verschiedenen Bearbeitungsschritte direkt hintereinander durchgeführt werden konnten. Insgesamt dauerte die Sanierung des Abscheiders damit nur zwei Tage. Die Prüfung am Morgen des dritten Tages ergab bereits "dicht ohne Wasserverlust", so dass die Anlage sofort wieder in Betrieb genommen werden konnte. Auch die 15 Schmutzwasserschächte waren innerhalb von fünf Tagen wiederhergestellt und frei von Infiltrationen. So konnte das Gelände mit funktionstüchtigem Abwassersystem termingerecht übergeben werden.

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