Prävention

"Wir arbeiten entweder sicher oder wir arbeiten gar nicht"

Ausbildung und Beruf
Thomas Springer setzt sich als Vorsitzender des Fachverbandes Betonbohren und -sägen für Arbeitssicherheit ein.

Über die Gefahren der Tätigkeit in der Branche, wie man sie vermeidet und die Vorzüge des Berufes des Bauwerksmechanikers sprach der Vorsitzende des Fachverbandes Betonbohren und –sägen Thomas Springer im Interview mit ABZ-Redakteurin Sonja Weiße.ABZ: Ein Schwerpunkt der Jahreshauptversammlung des Fachverbands Betonbohren und -sägen war die Unterzeichnung der "Charta für mehr Sicherheit auf dem Bau". Wie kam es dazu?Springer: Der Fachverband arbeitet seit vielen Jahren im Rahmen der Prävention eng mit der BG Bau zusammen. Es waren zum Beispiel immer wieder Experten der BG Bau auf unseren Regionaltreffen. Somit war es für uns selbstverständlich, auch den neuen Teil des Präventionsprogramms der Berufsgenossenschaft aufzugreifen.ABZ: Zu dem Präventionsprogramm gehört es, dass jeder und jede das Recht und auch die Pflicht hat, "Stopp!" zu sagen, um Risiken zu vermeiden. Wie oft kommt es denn bei Ihnen im Betrieb vor, dass jemand "Stopp" sagt?Springer: Das kommt schon vor. Die Mitarbeiter rufen uns dann an, und es fährt einer von uns raus und überprüft das. Bei uns gilt das Prinzip: "Wir arbeiten entweder sicher oder wir arbeiten gar nicht". Es kommt nicht darauf an, wie viel jemand schafft, sondern darauf, dass er ordentlich, sauber und sicher arbeitet. Dafür müssen die Beschäftigten aber sensibilisiert werden. Der Monteur auf der Baustelle will seine Aufgabe am liebsten fertig machen. Er muss wissen, dass er keine Angst haben muss, bei Sicherheitsbedenken den Chef anzurufen und diese zu äußern.ABZ: Was ist aus Ihrer Sicht die größte Gefahr für die Beschäftigten in der Branche?Springer: Zu den großen Gefahren gehören Absturz und die Arbeit mit Maschinen, die gefährlich werden können, wenn man sie falsch benutzt. Wenn Sie bei einer Wandsäge nicht aufpassen und sie nicht richtig an der Wand befestigen, und sie kommt ihnen im Betrieb entgegen, dann ist jedes Gliedmaß, das im Wege ist, anschließend nicht mehr da. Und bei Seilsägen kommt es immer wieder zu einem tödlichen Unfall, manchmal durch Unwissenheit, manchmal durch Leichtsinn.ABZ: Derzeit gehört zum Arbeitsschutz ja auch, die Beschäftigen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Wie setzen Sie das in Ihrem Betrieb um?Springer: Da das Arbeiten mit Maske schon ein Problem ist, haben wir unsere Mitarbeiter mit Helmen mit Visier ausgestattet. Die Beschäftigten arbeiten außerdem in festen Teams, diese sind konstant beieinander geblieben. Außerdem gab es zum Bauleitungsbüro nur begrenzte Zugänge.ABZ: In der Corona-Krise gab es zeitweise Schwierigkeiten, Masken zu erhalten. Hatten Sie diesbezüglich auch Schwierigkeiten und was haben Sie von den Mitgliedsunternehmen des Verbandes dazu gehört?Springer: Wir haben eine feste Bezugsquelle und hatten selber diese Probleme nicht. Ich habe aber von Betrieben gehört, die diesbezüglich Schwierigkeiten hatten. Zudem sind die Preise exorbitant in die Höhe geschossen. Teilweise sollte man 4,50 oder 5 Euro für eine Maske zahlen. Normalerweise bewegen sich die Preise dafür im Centbereich. Das ist wirklich unverschämt.ABZ: Wie hat sich die Akzeptanz beim werkzeuglosen Bohrkronenwechselsystem PQ 6 entwickelt?Springer: Das System ist serienfertig und die BG Bau fördert die Anschaffung. Die Monteure, die damit arbeiten, sind hochzufrieden. Ein Problem ist, dass die Bebosa ausgefallen ist. Als Verband hätten wir dort einen Praxisstand gehabt und den PQ 6 beworben. Ich bin nach wie vor von dem Produkt überzeugt und ich denke, dass wir bei der Bebosa im kommenden Jahr den Durchbruch erzielen werden. Da setze ich sehr viel drauf. Bis zur bauma sollte die Markteinführung dann auch wirklich abgeschlossen sein.ABZ: Wie hoch ist das Interesse an dem Angebot der neuen Meisterausbildung inzwischen?Springer: Es gibt bereits wieder acht verbindliche Anmeldungen, so dass auch in diesem Jahr der Lehrgang stattfinden kann.ABZ: Sie beklagen, dass in der Branche zu wenig ausgebildet wird. Woran liegt das?Springer: So ein Ausbildungsplatz kostet ein Unternehmen in den drei Jahren inklusive der Ausbildungsvergütung 60.000 Euro. Ich glaube, viele schreckt das ab. Sie sagen, die Ausbildung kostet viel Geld und wenn der Lehrling danach weggeht, war das umsonst. Ich bin aber der felsenfesten Überzeugung, dass das eine Investition in die Zukunft ist, die sich rechnet. Sonst bekommt man keine Fachkräfte.ABZ: Bilden Sie selber auch aus?Springer: Ich habe seit 2005 sieben Azubis ausgebildet. Wenn Du den Leuten so etwas erzählst, musst Du es vorleben.ABZ: Wie finden Sie Ihre Lehrlinge?Springer: Ich habe die Ausbildungsplätze bei der IHK und beim Arbeitsamt ausgeschrieben. Ich habe den Beruf aber auch bereits auf einer Ausbildungsbörse und in Schulen vorgestellt. In Zeiten der geburtenschwachen Jahrgänge kommen die Lehrlinge nicht einfach durch die Tür rein. Man muss halt etwas tun! Man muss die Jungs suchen und man muss den Beruf auch mal vorstellen. Oder zu einem Tag der offenen Tür auf den Betriebshof einladen.ABZ: Wie bringen Sie den Jugendlichen den Beruf nahe?Springer: Ich habe immer einen Azubi bei den Vorstellungen mitgebracht, der den Beruf erklärt. Außerdem haben wir vom Verband zwei Ausbildungsfilme erstellt, die auf unserer Homepage abrufbar sind.ABZ: Wo sehen Sie die Vorzüge des Berufs, was könnte die Jugendlichen daran begeistern?Springer: Der Beruf verlangt viel technische Versiertheit und Geschick. Ein Maurer hat eine Kelle, einen Hammer und eine Wasserwaage – gestatten Sie mir die kleine Überzeichnung. Ein Bauwerksmechaniker, der hier vom Hof fährt, hat ein Equipment im Wert zwischen 70.000 und 120.000 Euro auf dem Auto.Das ist Hightech mittlerweile. Wenn im Ausbildungszentrum in Hamm die Bauwerksmechaniker mit ihren Maschinen unterwegs sind, dann drücken sich die Azubis anderer Gewerke sprichwörtlich ihre Nasen an der Scheibe platt. Und dann bedient man die Maschinen mit dem Joystick in der Hand, das kann die junge Generation spielend. Das ist eine völlig andere Geschichte, als mit der Kelle Spachtel abzuziehen.

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