Prinzip des Formschlusses

Metalldachsystem überspannt Synagoge in der Regensburger Altstadt

Zambelli Dachbaustoffe
Ein quadratisches Kuppeldach mit einer Metalldachkonstruktion überspannt den Synagogenraum. Entsprechend der Kuppelform wurden die ca. 6,25 m langen Profile in konischen Scharen bombiert. Foto: Stefan Effenhauser/Stadt Regensburg

Regensburg (ABZ). – Die wachsende Jüdische Gemeinde ließ in der Regensburger Altstadt an Stelle der 1938 zerstörten Synagoge ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge errichten. Um den noch erhaltenen Bau des Gemeindezentrums mit dem Neubau zu verbinden, wurden die Synagoge und das neue Gemeindezentrum unter einem Dach zusammengefasst und über einen großen Innenhof auf den Altbau bezogen. Den Synagogenraum überspannt ein quadratisches Kuppeldach mit einer nachhaltig konzipierten Metalldachkonstruktion von Zambelli, das der Hersteller unter der Bezeichnung "Rib-Roof" führt. Reflexion und Absorption des Lichts geben dem "Rib-Roof" Metalldach der Kuppel interessante und lebhafte Strukturen. Der Bau knüpft mit einer gestaffelten Dachlandschaft an die niedrigen trauf- und giebelständigen Häuser der denkmalgeschützten Altstadt an. Seine massiven, hell geschlämmten Ziegelmauern sind farblich auf die Putzfassade des Altbaus abgestimmt und öffnen sich über großzügige Verglasungen und mehrere Höfe zur Umgebung.

Gestaltet hat den Bau das Büro Staab Architekten aus Berlin. Es gewann den Architekturwettbewerb für ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge, den die jüdische Gemeinde ausgelobt hatte. "Besondere Sorgfalt wurde auf die Gestaltung der Synagoge gelegt, die städtebaulich wirksam an der Süd-Ost-Ecke des Neubaus positioniert wurde", erläutert der Architekt seinen Entwurf. Der ruhig proportionierte Raum habe eine zweite, nach Osten ausgerichtete Holzschale erhalten, deren Lamellen den Verlauf des Sonnen- und Tageslichts gedämpft in den Innenraum übertragen würden.

Den gesamten Sakralbau überspannt eine bisher einzigartige quadratische Kuppelkonstruktion, deren Form dem Grundriss einer in ein Quadrat gesetzten Kugel mit einer Grundfläche von 13,1 m x 13,1 m mit einem Radius r = 25 m nachempfunden wurde. Den Auftrag für die Kuppelgewerke Stahl- und Holzbau führte das Unternehmen "Ihr Tischler" aus Harth-Pöllnitz in Thüringen aus, die BSP-Schale und die BSH-Träger stammen von Merk-Züblin Timer in Aichach. Den Auftrag für die Dacheindeckung mit dem Rib-Roof Komplettdachsystem erhielt der autorisierte Zambelli- Verarbeitungsbetrieb Pichler aus Regen.

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Kürzlich wurde die neue Synagoge im Stadtzentrum von Regensburg eröffnet. 500 Jahre nach der Zerstörung der alten und 80 Jahre nach der Zerstörung der Jugendstil-Synagoge durch die Nationalsozialisten. Foto: Stefan Effenhauser/Stadt Regensburg

Das Holztragwerk der Kuppel ruht auf vier bogenförmigen ausgebildeten Randträgern HEB 160 und vier Rundstützen mit 219 mm Ø mit einer 20 mm starken Wandung. Für das Tragwerk und den Aufbau (v. i. n. a.) wurde auf der Raumseite eine Lage aus Furnierschichtholz verwendet. Besonders sind die hochkant angeordneten Furnierlagen, d=15mm, zweiachsig gebogen, mit lasierendem Anstrich. Für die Dachtragschale (Kuppel) wurden 20 zweiachsig gebogene Brettsperrholzelemente verwendet, Dicke 7 x 18 mm = 126 mm und zwei Lagen 5 m lange Aussteifungs-Schalung (d = 20 mm), die überkreuzt verlegt wurden. Hierauf liegen radial und quer angeordnete BSH-Sparren (10/14, Achsradius r = 24,74 m, e = 75 cm). Darauf liegt als Dämmung eine hochverdichtete, 12 bis 14 mm dicke Mineralwolle (a = 0,035 W/m²K), mit einem U-Wert von 0,24 W/m² K, ?UWB: 0,1 W/m² K. Den Abschluss bildet ein in sich homogenes Metalldachsystem, bestehend aus Aluminiumprofilen "Rib-Roof" Evolution. Entsprechend der Kuppelform wurden die ca. 6,25 m langen Profile in konischen Scharen, ohne Bodensicken vor Ort bombiert und mit zum System gehörenden Halteclips formschlüssig miteinander verbunden.

Die Stehlfalzprofilsysteme lassen sich den Angaben des Herstellers Zambelli zufolge vielfältig in der Gebäudehülle anwenden. Die oberflächenveredelten Leichtbauelemente haben zudem gute bauphysikalische Eigenschaften, erläutert Zambelli. "Rib-Roof" sei ein dampfdiffusionsoffenes Aluminiumprofil. Es sei so konzipiert, dass keine Spannungen bei Windlasten auftreten und temperaturbedingte Dehnungen aufgefangen würden. Durch die hohe Dilatationsfähigkeit der Profilbahnen in den Systemclips könne sich das Material bei Temperaturen zwischen –20 und + 80 °C schadlos ausdehnen. Bei "Rib-Roof" würden die Profilbahnen durch ihre Geometrie verbunden, wodurch es besonders gut gleiten könne. Diese Fähigkeit mache es langfristig funktionssicher. Auch große Stützweiten können ohne Bedenken überspannt werden, so wie beim quadratischen Kuppelbau der Synagoge Regensburg, erklärt Hersteller Zambelli.

Zambelli Dachbaustoffe
Der Neubau der zweigeschossigen Synagoge ist direkt mit dem historischen Gemeindehaus verbunden und knüpft mit seiner Dachlandschaft an die niedrigen trauf- und giebelständigen Häuser der denkmalgeschützten Altstadt an. Foto: Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Das "Rib-Roof" könne schnell und effizient montiert werden. Durch das Prinzip des Formschlusses könnten die einzelnen Bahnen und das Zubehör auf den Profilstegen ohne Durchdringungen befestigt werden. Benachbarte Profilstege würden ineinander greifen. Die einzelnen Profilbahnen würden in die bereits verlegte Profilbahn und die fixierten Halteclips eingeschwenkt statt festgeklemmt. Der jeweilige Halteclip sei genau auf die Steghöhe der Profilbahn angepasst worden. Das beuge Kippbewegungen oder Hebelwirkungen vor.

Bei dieser Montagemethode würden die Profilbahnen die Halteclip-Positionen automatisch vorgeben. Allein durch die Profilbahngeometrie entstehe eine dauerhafte formschlüssige Verbindung. Selbst hohe Sogkräfte können einem "Rib-Roof"-Dach nichts anhaben, verspricht Zambelli. Der Formschluss ermögliche darüber hinaus eine bessere Wasserdampfdiffusionsdurchlässigkeit als bei Profilbahnverbördelungen. Hierdurch sei das Dach bauphysikalisch gut ausgestattet und dauerhaft dicht gegen Regen. Alle erforderlichen Profile seien passgenau gefertigt worden, sodass auf der Baustelle keine weiteren Anpassungen mehr notwendig waren. Die Konstruktion müsse nicht gewartet werden.

Kürzlich wurde die neue Synagoge im Stadtzentrum von Regensburg eröffnet – 500 Jahre nach der Zerstörung der alten und 80 Jahre nach der Zerstörung der Jugendstil-Synagoge durch die Nationalsozialisten. Der Bau wurde im Programm "Nationale Projekte des Städtebaus" und durch Spenden gefördert.

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