Qualität der Raumluft hängt von Sorptionsvermögen der Baustoffe ab

Mit Lehm die Feuchtigkeit regulieren

von: Sven Eulenstein

Waldsassen/Schirnding (ABZ). – Wochenlang war der Lebensraum vieler Menschen aufgrund der Pandemie-Bekämpfung mehr oder weniger auf die eigenen vier Wände beschränkt. Mehr als sonst wurde in dieser Zeit klar, wie hoch der Stellenwert von Lebensqualität in Häusern und Wohnungen anzusiedeln ist.

Dieser Aspekt sollte daher am besten schon bei der Planung einer Immobilie bedacht werden. Und zwar nicht nur bei der Gestaltung und Ausstattung der Räume, sondern auch bei der angestrebten Raumluftqualität. Die wiederum hängt maßgeblich von den verwendeten Baumaterialien ab. Doch Bauplaner kümmern sich allzu häufig nur um die nachweispflichtigen Eigenschaften ihrer Konstruktionen wie etwa Standsicherheit, Brand-, Wärme- und Schallschutz.

Das Thema wird immer noch unterschätzt, gewinnt aber an Bedeutung, je länger die Verweildauer der Bewohner in den Räumen ist. Als angenehm empfunden wird eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 %. Über den Tag verteilt kommt es allerdings, zum Beispiel durch Kochen oder Duschen, immer wieder zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit. Die oberflächennahen Wandbaustoffe müssen diese dann möglichst schnell aufnehmen können. Im Gegenzug möchten wir bei zu trockener Luft anfallende Feuchte im Raum halten. Diese feuchtespeichernde Eigenschaft nennt man bei Baustoffen Sorptionsvermögen. Ist dieses gut, kann es die Bedingungen in Räumen verbessern und die Bewohner fühlen sich wohl.

Ein Baustoff mit außerordentlich gutem Sorptionsverhalten ist Lehm. Das traditionsreiche Baumaterial ist für sein feuchteregulierendes Verhalten bekannt. Das hat gerade in wärmeren Jahreszeiten Vorteile: So vermittelt zum Beispiel die angenehme Sommerkühle in Lehmbauten für die Bewohner ein Gefühl natürlichen und gesunden Wohnens, selbst wenn beispielsweise künstliche Hilfsmittel wie Rollläden oder Klimaanlagen fehlen. Durch die Auswahl von geeigneten Baustoffen lässt sich demnach das Raumklima im Sommer positiv beeinflussen.

Wie aber kann Lehm mit modernen Bauweisen kompatibel gemacht werden? Früher wurde er eher als erdfeuchter Nassputz in Stampflehm- oder Fachwerkbauten benutzt. Die historischen Anwendungen passen aber nicht zu modernen Wandkonstruktionen der Gegenwart. Die Lösung des Problems sind Lehmplatten. Trockenbauwände mit Lehmplatten sind zwar schwerer als Wände mit Gipskartonplatten, bieten jedoch hinsichtlich bauphysikalischer Eigenschaften wie Schall- oder Brandschutz ähnliche Werte wie Massivwände - bei deutlich geringerem Gewicht.

Die Verarbeitung von Lehmplatten ist noch einfacher geworden, nachdem unter dem Markennamen "Lemix" eine neue Generation des Wandmaterials entwickelt wurde, die erstmals industriell mit hoher Maßgenauigkeit und ebener Oberfläche gefertigt wird. Die neue Lehmplatte entspricht der neuen DIN 18948, die alle bauphysikalischen Anforderungen an das Material regelt. Sie weist Stärken von 16 und 22 mm auf, kommt mit einer einseitigen Armierung aus Jute aus, hat eine Rohdichte von in etwa 1450 kg/m³ und ist hinsichtlich des Brandschutzes in die Baustoffklasse A1 (nicht brennbar) eingestuft.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Lebensqualität innerhalb eines Gebäudes ist der Schallschutz. Die hohe Rohdichte der Lehmplatten spiegelt sich in den guten Schalldämmwerten von Trennwänden in Holzständerbauweise wieder. So konnte bei Messungen einer Wand mit einer Gesamtstärke von etwa 15 cm ein bewertetes Schalldämmmaß Rw von 56 dB nachgewiesen werden. Ein weiterer Umweltaspekt ist darüber hinaus die Energie sparende Herstellungsmethode von Lehmplatten und ihre volle Recyclingfähigkeit.

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Der Autor ist Diplom-Ingenieur und Produktmanager bei der Hart Keramik AG.

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