Rad- und Fußwegbrücke erneuert

Spätere Bedämpfung ohne Eingriff ins Bauwerk

Brixen/Südtirol (ABZ). – Auch bei kleinen, aber feinen Projekten zeigt sich, worauf es bei der Brückenbautechnik ankommt. In Brixen (Südtirol) wurden an der Rad- und Fußwegbrücke Zinggen die Dämpfer in einer ungewöhnlichen Montageaktion nachträglich eingebaut.
Maurer Brückenbau
Von zwei Seiten bedienen die Kranausleger die Montagestelle in der Mitte der Brücke: Links der Dämpfer, rechts die Monteure im Korb. Foto: Maurer

Die maßgeschneiderten Schwingungsdämpfer ersparten einen zweiten Monteurseinsatz für die Nachjustierung – und waren so vorbildlich, dass ein Folgeprojekt in der Nähe entsprechend umgesetzt wurde.

Verschweißte Konstruktion

Die Zinggen-Brücke in Brixen hat die Form eines Trogbauwerks aus Stahl und schwingt sich mit einer Länge von 36,2 m als Einfeldträger über den Eisack nördlich von Brixen. Die gesamte Konstruktion ist verschweißt, was eine elegante Optik, aber auch reichlich vertikale Schwingungen mit sich bringt. "Diese Schwingung beeinträchtigt die Tragfähigkeit nicht, aber der Bauherr, die Gemeinde Brixen, forderte auch bestimmte Komfortwerte, damit jedermann die Brücke benutzen kann", erläutert Projektleiter Peter Huber von Maurer. Um diesen Komfort sicherzustellen, wurde Maurer vom tragwerksplanenden Ingenieurteam Bergmeister einbezogen, um eine optimale Bedämpfung sicherzustellen. Vorgabe war, dass es keinerlei Eingriffe ins Bauwerk gibt. Zudem hatte sich Maurer um alles zu kümmern, was mit der Bedämpfung zu hatte, von der Modellrechnung über die Auslegungen mit Zeichnungen und die Produktion bis zur Montage.

Verschiedene Szenarien erstellt

Auf der Basis der Bauwerksdaten erstellte Maurer verschiedene Fußgängerbelastungsszenarien (laut HIVOSS-Richtlinie) und stellte dem die gewünschten maximalen Beschleunigungen gegenüber, zum Beispiel 0,35 m/s² für einen Läufer.

Damit wurden mehrere Simulationen im Modell durchgeführt. Auf dieser Basis wurden dann Bauart und Position des Schwingungsdämpfers sowie die notwendige Dämpfermasse ermittelt.

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Maurer Brückenbau
Für die Feinjustierung des Dämpfers kommen Hydraulikpressen zum Einsatz, damit die vorgebohrten Löcher millimetergenau aufeinander passen. Foto: Maurer

Das Problem war, dass der so errechnete einzelne Dämpfer nicht unter der Brücke montiert werden konnte. Denn an der Unterseite verlaufen Längsrippen zur Stabilisierung der Brückenkonstruktion und die Abstände zwischen den Stahlrippen sind zu eng für einen ausreichend großen Dämpfer.

Deshalb wurde die erforderliche Dämpfermasse auf zwei baugleiche, schmale Dämpfer mit jeweils halbierter Masse verteilt. Diese passten dann zwischen die Rippen, so dass sie optisch von außen nicht mehr erkennbar sind. "Unter Berücksichtigung aller Vorgaben haben wir dann eine optimale TMD-Lösung vorgeschlagen und mit dem Ingenieurteam Bergmeister abgestimmt", erklärt Huber.

Klassische Bauart gewählt

TMD steht für Tuned Mass Damper und ist ein Feder-Masse-Dämpfer klassischer Bauart: Die Masse liegt auf vier Spiralfedern. Die Federn wurden technisch so abgestimmt, dass sie vertikal außer Phase "gegen" die Eigenfrequenz des Bauwerks schwingen. Dies wurde nicht nur theoretisch errechnet, sondern auch praktisch ermittelt: nach Fertigstellung der Brücke mit dynamischen Messungen: Beschleunigungsaufnehmer wurden auf die Brücke gesetzt und vorher festgelegte Test-Fußgänger und -Gruppen gingen oder liefen über die Brücke. So konnte das Verhalten der Brücke exakt beurteilt und die Schwingungsdämpfer konnten passgenau produziert werden: mit einer Frequenz von 2,45 Hz und einer schwingenden Masse von 480 kg.

Exakter als jedes Modell

"Diese Messung vor Ort ist natürlich genauer als jede Modellierung", erklärt Huber. "Wir können unseren Schwingungsdämpfer optimal darauf abstimmen und wissen schon vorab, dass er sicher funktioniert.

Das spart Zeit und Geld, denn ein zweiter Monteureinsatz zur Nachjustierung ist nicht nötig." Allerdings waren die Schwingungsdämpfer dann auch relativ schnell zu liefern. Die beiden Dämpfer sind je 1350 mm lang, 400 mm hoch, 250 mm breit und haben als Besonderheit einen Rahmen um Federn und Masse herum.

Dieser ist der Montage geschuldet, damit der Feder-Masse-Dämpfer relativ stabil als Paket unter der Brücke eingebaut werden konnte. Der Einbau im Nachhinein war dann nur noch eine eintägige Aktion. Die Bilderfolge unten zeigt die Montage Schritt für Schritt. Die Umsetzung war vor Ort so überzeugend, dass in Brixen ein Folgeprojekt beauftragt wurde: der Hochwasserschutz der Fußgängerbrücke in Priel.

Federführend war dort das Büro hbpm Ingenieure. Dieses Büro war auch Prüfer beim Erstbauwerk.


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