Reißzahn ersetzt Dynamit

Abbauverfahren für die neue Sandgrube umgestellt

Caterpillar Gewinnung
Cat Radlader 972M XE in der Verladung. Foto: Caterpillar/Zeppelin

Fensterbach (ABZ). – Leiser und mit weniger Vibrationen: So soll der Sandabbau bei Freihöls die nächsten Jahre praktiziert werden. Der Betonsteinspezialist Godelmann aus der Oberpfalz hatte die 29 ha große Lagerstätte, die auch bekannt war als Tagebau Amberg-Ost, von der Heidelberger Sand und Kies GmbH übernommen. Neben dieser Abbaufläche konnte das Unternehmen 15 ha weitere Waldflächen zweier ansässiger Landwirte erwerben, wodurch sich die Fortsetzung des Abbaus lohnt. Die erteilte bergaufsichtliche Genehmigung, um die Grube zu erweitern, ging an Godelmann über. Trotz vorliegender Sprengerlaubnis stellt dieser das Abbauverfahren auf eine umweltverträgliche Variante um. "Die Anwohner sollen entlastet werden", erklärt Unternehmer Bernhard Godelmann. Seit Kurzem setzt der Betrieb in der Sandgrube einen Cat Kettenbagger 352F L mit Reißzahn anstelle von Sprengstoff ein. Der Zahn bohrt sich dabei in den sandigen Untergrund und lockert so den Rohstoff. Dann kommt ein 3,8 m³ großer Tieflöffel zum Einsatz, der den Rohsand aufnimmt und auf einen Cat Dumper 730C verlädt. "Das Material ist manchmal extrem hart", so der Geschäftsleiter. Der 52-t-Bagger bringt 335 kN Zugkraft und eine Reißkraft von 219 kN auf. Seit 2015 produziert das Unternehmen CO2-neutral: "Wir handeln schon seit jeher umweltbewusst und ressourcenschonend, da ist das emissionsärmere Abbauverfahren mithilfe des Reißzahns eine logische Schlussfolgerung. Genehmigungsrechtlich ist das Sprengen weiterhin erlaubt – solange aber der Abbau mit Reißzahn möglich ist, halten wir an diesem Verfahren fest. Rohstoffe braucht jeder. Wir wollen sie mit möglichst wenig Erschütterungen gewinnen", stellt Bernhard Godelmann dar.Die Umstellung des Abbauverfahrens hat sich der Betrieb einiges kosten lassen. Somit waren Investitionen in den Maschinenpark verbunden, der neben dem Bagger um eine Cat Walze CS66B und eine Raupe D6T LGP für Arbeiten in der Grubenverfüllung und um einen Cat Radlader 972M XE in der Verladung erweitert wurde. Die Baumaschinen lieferte die Zeppelin Niederlassung Erlangen. "Wir produzieren selbst Premium-Qualität und da setzen wir logischerweise auch auf Premium-Maschinen, hochwertige Technologie und topgeschulte Fachkräfte", verdeutlicht Bernhard Godelmann. Produkte mit hohem Qualitätsanspruch sind ein Markenzeichen des Unternehmens genauso auch spezielle Oberflächenveredelungen. Dazu gehören etwa Pflasterbeläge, die nach Herstellerangaben dauerhaft gesundheitsschädliche Stickstoffdioxide in leichtlösliche und ungefährliche Salze, respektive Nitrat, umwandeln. Neue Kreationen wie diese zu schaffen, gehört zur Strategie. Eine weitere Neuschöpfung ist Castellato, eine dreidimensionale Wandfliese mit ausgeprägtem Relief. Bei entsprechendem Lichteinfall entstehen Schattenspiele, die Konturen hervorheben oder zurücksetzen. Jede Fliese ist ein von Hand hergestelltes und veredeltes Unikat. So auch Etrusco. Die Betonplatte setzt ebenfalls auf Effekte. Ihre Haptik erinnert an Travertin oder porösen Sandstein. "Nach dem Zufallsprinzip wird die Struktur der hochdichten Betonoberfläche bewusst "beschädigt". Das schafft diesen besonderen Used-Look", so Godelmann. Dass sich das Unternehmen immer wieder von Designern inspirieren lässt, zeigt der Auftritt im Bikini Berlin. Es ist weniger ein herkömmliches Einkaufszentrum als ein Concept Store für Designermode. Godelmann eröffnete dort Ende August seine erste Repräsentanz in der Bundeshauptstadt in Form eines Flagship-Stores. 162 m² bieten eine digitale Präsentationsfläche für die 1:1 Bemusterung. Oberfläche, Verlegeverband, Fugenbreite – alles, was die Oberpfälzer zu bieten haben, wird digital dargestellt. Hinzu kommen reale Stein- und Farbmuster. So ergibt sich ein Wechselspiel zwischen digitalem und analogem Produkterlebnis, um mit Bauherren, Planern und Architekten die gewünschten Steinerzeugnisse zu entwickeln. Formen, Farben und Oberflächen sind keine Grenzen gesetzt. Neben Pflastersteinen und Terrassenplatten stellt das Unternehmen Mauersteine und Stufen sowie Sonderbauteile her – eingeschlossen ist Betoninterieur wie Sitzmöbel, Waschbecken oder Küchenarbeitsplatten. Für all das braucht es Sand – Sand, wie er in Freihöls abgebaut wird. Die neue Sandgrube dient daher ausschließlich dem Eigenbedarf. 20 m hoch ist die Wand, welche die Mitarbeiter dort abtragen. "Für die nächsten 30 Jahre haben wir durch die Sandgrube einen Teil unserer Rohstoffversorgung gesichert", meint der Oberpfälzer. Mit dem Reißzahn gewonnenes Material wird nach der Zerkleinerung der Sandaufbereitung zugeführt. Von den Lagerstätten wird der Sand in einen Vorbrecher zur Aufbereitung gegeben, um dann Körnungen der Fraktionen 0/0,5, 0/2 und größer 2 mm herzustellen. Derzeit laufen Verhandlungen mit Anbietern von Anlagentechnik, berichtet der Unternehmer. 2020 soll eine neue Anlage zur Sandaufbereitung in Betrieb gehen. Derzeit wird die Aufbereitungsanlage jeden Tag mit rd. 1000 t des Rohstoffs gefüttert. In zwei Jahren soll sich die aufgegebene Menge verdoppeln. Das Personal, das für die Sandgewinnung in der neuen Grube arbeitet, soll dann die Fördermenge in einem kürzeren Zeitraum erreichen. Neben dem Sandabbau müssen sich die Mitarbeiter auch um die Verfüllung der Grube mit Material Z0 und Z 1.1 kümmern.Dafür hat Godelmann die Cat Raupe und Walze vorgesehen. Assistenzsysteme wie Grade mit Assist sollen dabei den Fahrer unterstützen, wenn sich beim Abschieben automatisch der Dozer-Schild stabilisiert und dessen Niveau und Neigung an die Vorgabe angepasst wird. Darüber hinaus wurde die D6T LGP mit einem Drei-Zahn-Ripper bestückt, um den Boden aufzulockern. Um das Material in der Grube zu verdichten, wird die Walze mit einer Stampffußbandage ausgestattet. Für sie wurde zusätzlich eine Glattmantelbandage gewählt, sollten die Tragschichten planiert werden – auch da hat der Firmenchef schon um die Ecke gedacht: "Wir können die Walze auch in unserem Werk in Fensterbach einsetzen, wenn Lagerflächen oder Produktionsflächen erweitert werden." So wurden die Zufahrtswege zur Sandgrube bereits angelegt und der Platz rund um die stationäre Waage gepflastert. "Wir haben schon einiges unternommen, um das Gelände nach unseren Vorstellungen zu modellieren und anzupassen", stellt der Geschäftsleiter dar. So wie das Abbauverfahren auf den Reißzahn umzustellen.

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