Rohstoffabbau extrem

Kiesgewinnung in mehr als 1000 Metern Höhe

Caterpillar Bagger und Lader
Das Gestein muss auf eine Spülrinne verladen werden. Foto: Zeppelin

Nüziders/Österreich t(ABZ). – Unternehmer Herbert Zech hat auch mit 81 Jahren das Steuer noch fest im Griff. Das bezieht sich zum einen auf seinen Betrieb, die Zech-Gruppe in Vorarlberg, aber auch auf seinen Geländewagen, mit dem er auf verschneiten, engen und rd. 40° steilen Waldwegen auf mehr als 1000 m Höhe souverän durch den Wald nach oben fährt, um nach seinem Lebenswerk zu schauen: dem Abbau des Schesa-Murbruchs, dem größten Murbruch Europas an den Steilhängen des Bürserbergs oberhalb von Bludenz. Dieser fällt unter die Kategorie extrem. Seit 1802 wurden immer wieder kleine, aber auch mächtige Murenabgänge verzeichnet, die rd. 50 Mio. m³ Gestein vom Bürserberg zu Tal beförderten. Mithilfe von Wildbach- und Lawinenverbauung sollten die unberechenbare Natur und die Hänge stabilisiert werden, etwa indem Erosionsflächen begrünt und 88 Sperren gebaut wurden, um die darunter befindlichen Gemeinden zu schützen. Doch die Hangrutschungen gingen trotz der Investition in Sicherungsmaßnahmen in Höhe von 1 Mrd. Schilling (rd. 70 Mio. Euro) weiter. 1966 beförderte ein Abgang an der Ostseite 500.000 m³ Geröll nach unten. "Es waren schon Wissenschaftler aus der ganzen Welt vor Ort und haben teilweise ganz abenteuerliche Vorschläge gemacht, wie man den Hang in den Griff bekommt. Doch die beste Lösung ist, das lose Gestein kontrolliert abzutragen", erklärt der Firmengründer und Eigentümer Herbert Zech.

Mit dem gewonnenen Material versorgt er seit 1958 die Bauwirtschaft in der Region Vorarlberg mit Kies, Schotter, Sand und Splitt. Sein Unternehmen darf als einer der größten Betonlieferanten des Landes bezeichnet werden. 120 Mitarbeiter beschäftigt die Firmengruppe, die seit mehr als 60 Jahren besteht. An der Rheinmündung im Bodensee betreibt die Zech-Gruppe ein weiteres Kieswerk, doch das größere befindet sich am Firmensitz.

Der Abbau am Bürserberg ist jedoch ein gewagtes Vorhaben, das angesichts des Abbaugebiets mehr als 1000 m über Null als risikoreich gilt. Das Problem: Wasser bricht aus und spült den Kies heraus. Die Folge: Die bis zu 200 m hohe Wand bricht ein. Dann ist auch noch das Geröll mit einem hohen Schlammanteil durchsetzt, der bis zu 30 % der Gesamtmasse ausmacht. Das erfordert einen Waschgang, um täglich rd. 5000 t Rohmaterial verarbeiten zu können und 1 Mio. t Ausstoß zu erzielen.

Um den Abtransport des Materials ins Tal zu gewährleisten und die Höhenunterschiede von rd. 500 m bis zur Weiterverarbeitung zu überwinden, ließ der Unternehmer ein 3,5 km langes unterirdisches Förderband installieren, das die Bremsenergie in elektrischen Strom verwandelt. "Wir sind in der Lage, mit der Bremsenergie des abwärts führenden Förderbandes jährlich bis zu 150.000 kWh Strom zu produzieren", führt Geschäftsführer Christof Wirth aus. Auch sonst hat sich der Betrieb eigenen Angaben zufolge auf Energiegewinnung ausgerichtet: Das Unternehmen betreibt das Alfenz-Kraftwerk, das die eigenen Firmen und Kunden im Versorgungsgebiet mit rd. 16 Mio. kWh Strom versorgt. Zwei von drei Cat-Kettenbaggern 336F XE, die Zeppelin Verkäufer Christoph Bitschnau aus Innsbruck lieferte, sind am Murbruch im Einsatz und arbeiten einem Cat-Kettenbagger 352F zu. Ihre Hydraulik basiert auf Hybridtechnik, indem ein Druckspeicher die Bremsenergie des drehenden Oberwagens speichert und im passenden Moment wieder abgibt. "Es hieß, der Bagger braucht weniger Diesel. Das haben wir ausprobiert und das können wir auch bestätigen. Aber es hängt natürlich auch stark vom Einsatz ab", so Herbert Zech.

Mit den Hybridmaschinen wird an verschiedenen Stellen gearbeitet. Sie müssen hartes Gestein umschlagen und auf Förderbänder und eine Spülrinne verladen. Sie dürfen jedoch nur so viel lösen, wie auch mit Wasser nach unten gespült werden kann. Alleine 100.000 m³ Schlammgemisch falle dabei innerhalb eines Jahres an, so das Unternehmen. Weil es nicht verwendet werden kann, muss dieses gesondert eingelagert werden. Dazu sind Deponien vorgesehen, aber auch Baggerseen. "Auch das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Es wird immer schwieriger, den Kies aus dem Murbruch zu gewinnen, aber es ist ungemein wichtig, dass die Kiesversorgung in der Region bleibt und kein Kies eingeführt wird. Denn Kies ist das einzige Naturprodukt, das Wasser verdrängen kann und daher wird es immer benötigt werden", macht der Firmengründer deutlich. Auch deshalb stellt er sich nach wie vor dem schwierigen Abbau des größten Murbruchs in Europa.

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