Roßweiner Gerüstbauer in den USA unterwegs

Roßwein (ABZ). - Um sich in Deutschland am Markt zu behaupten, muss man Vorreiter in vielen Dingen sein. So hat aktuell kein anderes Gerüstbauunternehmen in der Bundesrepublik derart viele Zertifizierungen vorzuweisen wie die Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH im sächsischen Roßwein mit Niederlassungen in Braunschweig und Frankfurt am Main. Jeder Mitarbeiter bekommt seine eigene Grundausstattung an Werkzeug und Kleidung. Außerdem sind alle Führungskräfte inklusive Kolonnenführer mit Tablets ausgestattet. Bei der Nachwuchsförderung verlassen die Gerüstbauer ebenfalls ausgetrampelte Pfade. So kooperierten sie im vergangenen Jahr mit Pizzalieferanten und druckten Stellenanzeigen auf die Kartons. Der eigene Youtube-Kanal, die zahlreichen Pressemitteilungen, Kinowerbung in Bayern und Baden-Württemberg um die Ossis heimzuholen, wie die Bild München dazu schrieb, aber auch Blogbeiträge und Postings in den sozialen Netzwerken haben das Unternehmen inzwischen über Branchengrenzen hinweg bekannt gemacht. Technische Innovation wird hier großgeschrieben: So sind die 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine Firmen-App immer auf dem neuesten Stand, die Buchhaltung läuft vollständig digital ab und auch die Baustellen werden digital verwaltet.

„Um weiter vorn zu bleiben, haben wir uns im Oktober auf den Weg in die USA gemacht. Im Rahmen einer Unternehmerreise mit Jörg Knoblauch von Tempus-Consulting wollten wir in Silicon Valley aus erster Hand erfahren, was die nahe und auch die ferne Zukunft an Innovationen jeder Art bringen wird und das natürlich speziell auf unser Unternehmen gesehen“, verrät Geschäftsführer Dirk Eckart. Neben Besuchen bei Apple und LinkedIn konzentrierte man sich auf Innovations-Companys wie Plug & Play, die Start-Ups an den Mann bringen. „Ganz besonders hat es uns das junge Team von Humu angetan, das Arbeit durch Künstliche Intelligenz und wissenschaftlichen Fortschritt besser machen will. Auch wenn wir in unserem Gewerk ganz vorne mit dabei sind, gibt es auch bei uns immer noch was zu verbessern“, so Eckart weiter.

„Aber wir lernten auch die Schattenseiten des Booms im Silicon Valley kennen. Bei unserer Mutmacher-Buchlesung in der evangelischen deutschsprachigen St.-Matthäus-Kirchgemeinde in San Francisco erfuhren wir von Auslandsvikarin Tia Pelz, dass die Mieten und auch die Bodenpreise explodieren“, informiert Geschäftsführer Walter Stuber. Schaut man sich die in Deutschland geltend zu machenden steuerlichen Übernachtungspauschalen bei Dienstreisen in die kalifornische Großstadt an, so liegen diese pro Nacht bei 314 Euro. Dies ist die höchste Pauschale weltweit. Kein Wunder also, dass man unter gefühlt jeder Brücke in San Francisco und den Nachbarstädten Zelte ohne Ende sieht, in denen Menschen leben, die es finanziell nicht geschafft haben. „Auch in Silicon Valley leben Menschen in Autos, weil sie trotz guter Jobs die extrem hohe Miete nicht zahlen können. Duschen müssen sie auf Arbeit – manche schlafen gleich am Arbeitsplatz. Aber am meisten schockiert hat mich die Geschichte von Leah und ihren siebenjährigen Sohn Theo, die mir Tia Pelz berichtete“, so Stuber weiter.

Die beiden wohnten in der Nähe der Kirche in einem Zelt. Seit fünf Jahren waren sie schon obdachlos. Leah verließ damals ihre Wohnung, die sie mit ihrem Mann teilte, weil sie von ihm missbraucht und geschlagen wurde. Für sie war das die einzige Möglichkeit, um ihren Sohn zu schützen. Zunächst lebten sie von ihrem Ersparten in Motels. Als das Geld alle war, musste ein Zelt als Schlafplatz herhalten. Zwar hatte sie im Laufe der Jahre mehrfach einen Wohnungsgutschein von der Stadt bekommen, aber wer vermietet schon gerne an Obdachlose? Die Vorurteile und Ängste der Vermieter waren (und sind) groß. Dazu kam, dass Leah während der Schwangerschaft ernstlich erkrankte und seitdem als schwerbehindert und arbeitsunfähig eingestuft wurde. Leah kümmerte sich trotz aller Schwierigkeiten und Handicaps von Anfang an liebevoll um ihren Sohn. Theo besucht mittlerweile die 1. Klasse und bekommt in der Schule Frühstück, Mittagessen und einem Nachmittagssnack. Da die beiden aus ihrer Lebenssituation kein Geheimnis machten, helfen Lehrer und Eltern, wo sie können.

Die Geschichte von Leah und Theo hat Stuber bis heute keine Ruhe gelassen. Jetzt erfuhr er, dass für Leah noch eine weitere Sorge hinzugekommen ist: Ihr Ex-Mann will das Sorgerecht für Theo erstreiten. Die Chancen stehen gut, denn der Vater kann sich einen Anwalt leisten. Mit ihrer minimalen Rente, die sie aufgrund ihrer chronischen Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche bezieht (Folgen der schweren Misshandlungen!), ist das natürlich nicht möglich. Ziel ist es, genug Geld zu sammeln, um einen potentiellen Vermieter mehrere Monate im Voraus bezahlen zu können, um dadurch Ängste zu nehmen. Obwohl das Mitleid der Menschen in Kalifornien groß ist, ist die Hilfsbereitschaft beschränkt, denn viele sind selbst nur einen Monatslohn von der Obdachlosigkeit entfernt.

„Mich rührt das Schicksal von Mutter und Sohn ganz besonders. Natürlich gibt es auch direkt vor unserer Haustür Menschen, die unverschuldet in die soziale Schieflage gekommen sind. Aber durch die Schilderungen von Tia Pelz haben die beiden mein Herz erobert. Deshalb unterstütze ich sie seit unserem Besuch gerne finanziell. Ich möchte, dass der Golden State, wie man Kalifornien auch nennt, für Leah und Theo wieder eine glänzende Zukunft bereithält. Wir alle in Deutschland können froh sein, in einem Sozialstaat wie dem unseren leben zu dürfen“, so Stuber, „vielleicht können die Vereinigten Staaten da sogar noch was von uns lernen!“

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