Rund ums Gründach

Branche auf aktuellen Stand gebracht

Dachbegrünung Fachtagungen und Kongresse
Das Interesse am 8. Internationalen FBB-Gründachsymposium war wieder groß – etwa 130 Zuhörer waren gekommen. Foto: FBB

DITZINGEN (ABZ). - Das Interesse am 8. Internationalen FBB-Gründachsymposium in Ditzingen war wieder groß – etwa 130 Zuhörer füllten den Saal bis auf wenige Plätze.

Die veranstaltenden Verbände Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB), Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und erstmals der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) waren mit dem Zuspruch und dem Ablauf des Tages rundum zufrieden.

Wieder gab es vor den vier Themenkomplexen "Aus der Praxis", "Aus der Forschung", "Recht, Richtlinie und Verwaltung" und "Berichte aus dem Ausland" einen Einführungsvortrag, den eigentlich die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner halten sollte – doch sie war wie viele andere eingeladene Politiker verhindert. Ihren Vortrag übernahm Ministerialdirigent Martin Eggstein. Er verdeutlichte in seiner Ansprache die vielen positiven Wirkungen begrünter Dächer.

Über fachlichen Regeln

Hagen Knafla von der Gütegemeinschaft Substrate machte den Auftakt der Fachvorträge und berichtete über die Düngemittelverordnung. Die aktuell geltenden Gesetze und Verordnungen des Düngemittelrechts stehen über den fachlichen Regeln der Technik wie den FLL-Dachbegrünungsrichtlinien.

Katja Holzmüller vom Umweltamt Düsseldorf führte aus, dass im gesamten Stadtgebiet von Düsseldorf mehr als 730.000 Quadratmeter Dach- und Tiefgaragenflächen begrünt sind. Damit sich dieser grüne Flickenteppich stetig erweitert, versucht die Stadt, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um Dachbegrünungen im Rahmen der Bauleitplanung, mit Förderprogrammen sowie einer entsprechenden Abwassergebührenordnung voran zu bringen.

Bettina Krutwig von DNGB aus Stuttgart gab einen Einblick in die Zertifizierung im Rahmen des Nachhaltigen Bauens. Nachhaltiges Bauen heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Dabei wird im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung die Optimierung sämtlicher Einflussfaktoren über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes angestrebt.

FLL-Regelwerksausschussleiter Prof. Gilbert Lösken griff ein wieder aktuelles Thema auf – die Druckentwässerung in Verbindung mit Dachbegrünung. Dazu sprach er unter anderem folgende Empfehlungen aus: keine Kombinationen von Kies- und Grünflächen, neben der Beachtung der maximal anschließbaren Fläche auch Rücksichtnahme auf die Mindestanforderungen der Druckströmungsgullys, den Abfluss der Abläufe im Nahbereich nicht behindern.

Besichtigung mit Zeppelin

Roland Appl, Präsident der IGRA, berichtete über eine besondere Art der Gründachbesichtigung: mittels eines Zeppelins. Nicht nur die Lage und Größe der begrünten Dächer war erkennbar, sondern auch Alter und Zustand der Vegetation lassen sich bei langsamem Flug in niedriger Höhe einwandfrei ablesen, wie übrigens auch der Zustand von Flachdächern insgesamt. Erkennbar war, dass vor allem der Deckungsgrad auf großen Dachflächen, die wahrscheinlich per Auflage begrünt werden mussten, oftmals mehr als zu wünschen übrig ließ.

Der Geschäftsführer der Alpha Industrie, Jörg Schröder, legte offen, wie Investoren denken und welche Rolle dabei Dachbegrünungen spielen. Je nach Kunde und branchenspezifischer Amortisierungsvorgabe können Begrünungen berücksichtigt werden, oft sind jedoch das kurzfristige Denken und die bauliche Gegebenheiten ausschlaggebend, so dass Gründächer entfallen.

Dr. Daniela Haluza von der Medizinischen Universität Wien fasste Untersuchungen aus verschiedenen Ländern zusammen und zog folgendes Fazit: Werden die genannten Daten für Bäume auf Graspflanzen umgelegt und der Standort "Dach" berücksichtigt, kann ein durchschnittliches Grasflachdach mit einer Fläche von 2000 Quadratmetern und einem Bewuchs mit ungemähtem Gras, das per Quadratmeter Dach 100 Quadratmeter Blattoberfläche aufweist, der Umgebungsluft etwa 0,2 Kilogramm Schmutz pro Quadratmeter und Jahr entziehen und binden.

Max Porstmann hat im Rahmen seiner Diplomarbeit bei drei älteren Extensivbegrünungen die Gehalte an Schwermetallen sowie die sechs Indikator-PCB ermittelt. Im Durchschnitt überschritten die Schwermetallgesamtgehalte die Vorsorgewerte der BBodSchV, lagen aber unter deren Maßnahmenwerte.

Eine altersabhängige Veränderung der physikalischen und chemischen Bodenfunktionen konnte beobachtet werden. Insgesamt konnte an den untersuchten Dächern eine Speicher- und Filterfunktion sowie eine angedeutete Funktion als Archiv erkannt werden.

Susanne Herfort vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte der Humboldt-Universität Berlin hat jahrelang den "Rohstoff Schafwolle" für den möglichen Einsatz bei Dachbegrünung untersucht. Ungewaschene und ungereinigte Schafwolle beinhaltet eine Reihe pflanzenphysiologisch wertvoller Inhaltsstoffe, die sowohl in Form von Vegetationsmatten als auch in Form von Dünger eingesetzt werden kann.

Der Designer Hannes Simon hat mit seinem Projekt "Bee Hotel" (Bienen-Hotel) demonstriert, dass auch ansprechend gestaltete Dachbegrünungsprodukte hergestellt werden können. Er hat bei einer Insektennisthilfe für Wildbienen Design und Funktion gut miteinander kombiniert.

Neue Vision

Die junge Architektin Bettina Litschauer aus Wien zeigte eine neue Vision für Österreichs Altbestanddächer auf. Ihre Arbeitsthese geht von der Annahme aus, dass der großflächige Einsatz von Grünflächen das Stadtklima positiv beeinflusst und längerfristig gesehen einen Beitrag zur Verringerung der Treibhausgase sein kann. Sie möchte vor allem die bestehende Dachsubstanz Wiens nutzen und eine neue Ebene geneigter Dächer mit Grünflächen anlegen.

Der niederländische Gründachspezialist Henk Vlijm zeigte, dass aufgrund der Wasserproblematik auch in den Niederlanden Dachbegrünung landesweit und flächendeckend finanziell gefördert wird. Doch wie auch in Deutschland gibt es dabei keine einheitlichen Regelungen.

Abschließend gab das FBB-Mitglied und Chairman der "World Infrastructure network" (WRIN), Prof. Dr. Manfred Köhler, einen Überblick über die Bauwerksbegrünung in der ganzen Welt und gab viele Anregungen.

Der Tagungsband mit den Kurzfassungen der Vorträge und Bilder zur Veranstaltung können unter www.fbb.de eingesehen und heruntergeladen werden.

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