Russisches Gas für EU

Bau der Ostseepipeline beginnt

MOSKAU/GREIFSWALD (dpa). - Nach fünf Jahren harten Ringens um die Ostseepipeline Nord Stream feiert der Gasriese Russland nun den Startschuss für Europas größtes Energieprojekt. Wenn am 9. April im russischen Wyborg der Bau der 1220 Kilometer langen Trasse nach Lubmin bei Greifswald beginnt, sehen sich auch Moskaus Regierungschef Wladimir Putin und sein Freund, Altkanzler Gerhard Schröder, am Ziel.

Gemeinsam haben sie das 2005 beschlossene und lange von den baltischen Staaten und von Polen kritisierte Vorhaben durchgeboxt. Deutschland und die ganze EU versprechen sich von der 7,4 Milliarden Euro teuren Leitung durch die Ostsee mehr Energiesicherheit. Russland will besonders am wachsenden Energiehunger der EU kräftig verdienen.

Wenn der erste von zwei Strängen Ende 2011 Gas von Russland, dem weltweit größten Gasproduzenten, in die EU pumpt, sollen auch die Energiekrisen wie zuletzt in der Ukraine Geschichte sein. Die Ukraine, bisher das wichtigste Transitland, bleibt zwar ein wichtiger Transportweg. Doch ist der Ruf des Landes als Transitstrecke seit den "Gaskriegen" mit Russland angekratzt. Zuletzt saßen im Januar 2009 auch in Osteuropa viele Menschen im Kalten, weil Moskau im Streit um Lieferpreise mit Kiew den Gashahn zugedreht hatte.

Seit der Wahl von Viktor Janukowitsch zum ukrainischen Präsidenten bessern sich zwar die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew.

Allerdings muss die finanziell gebeutelte Ukraine ihr völlig marodes Pipeline-Netz rundum erneuern. Ein Plan für die Sanierung in Höhe von mehreren Milliarden Euro ist bislang nicht in Sicht. Die Probleme in der Ex-Sowjetrepublik veranlassten Russland ungeachtet der Bedenken – etwa von Umweltschützern – eine Pipeline durch die Ostsee anzustoßen.

Rückendeckung erhielt "Gas-Putin", wie Moskaus Medien den Ex-Kremlchef oft nennen, von Schröder, der nach seiner Amtszeit Vorsitzender beim Aktionsausschuss des russisch-dominierten Betreiberkonsortiums Nord Stream wurde. Als "Chef-Lobbyist" sollte der Ex-Kanzler Misstrauen gegen das riesige russische Projekt aus anderen Ostseeländern ausräumen. Zudem band der russische Gasmonopolist Gazprom als Mehrheitseigner bei der Nord Stream AG die europäischen Energieriesen E.on, BASF/Wintershall und aus den Niederlanden Gasunie als Teilhaber mit ein.

Im Wettlauf um die Energieversorgung Deutschlands und anderer EU-Länder schafften die Russen gegen die Konkurrenz etwa der Nabucco-Leitung rasch Fakten. Insgesamt 26 Banken, darunter auch federführend die Commerzbank aus Deutschland, sorgen für das Geld.

Große Verlegeschiffe versenken in den kommenden Monaten die vor allem in einer Fabrik in Mülheim an der Ruhr hergestellten Stahlrohre in der Ostsee, durch die das Gas von sibirischen Feldern künftig fließt. Etwa 75 Prozent der russischen Gasexporte gehen in die 27 EU-Länder.

Durch die Nord-Stream-Pipeline sollen in den beiden Leitungen künftig je zur Hälfte 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich gepumpt werden. Das entspricht dem Energiebedarf von rund 26 Millionen Haushalten. Damit soll Nord Stream einmal maximal elf Prozent des gesamten Energiebedarfs in der EU decken. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage in der EU bis 2030 um knapp 200 auf dann 516 Milliarden Kubikmeter Gas ansteigt.

Um Nord Stream mit dem russischen Gasnetz zu verbinden, verlegt Gazprom zudem auf dem Festland eine 917 Kilometer lange Leitung. Von Greifswald aus werden zwei Leitungen in Richtung Süd und West mit einer Gesamtlänge von 850 Kilometern durch Wingas Transport und e.on Ruhrgas gebaut, um an das europäische Netz anzuknüpfen.

Fraglich ist aber, ob in den deutschen Gewässern die Arbeiten für die Trasse wie geplant im Mai beginnen können. Die Umweltverbände BUND und WWF klagen gegen die Baugenehmigung für einen 50 Kilometer langen Abschnitt vor der Anlandestation.

Im flachen Greifswalder Bodden soll die Leitung nicht auf dem Meeresboden verlegt, sondern mit Rücksicht auf die Pflanzen- und Tierwelt eingegraben werden. Nord Stream will die Rohre nach der Heringslaichsaison verlegen. An Land gibt es keine Probleme. "Wir sind davon überzeugt, am 15. Mai auch im Wasser starten zu können", sagte Nord-Stream-Sprecher Steffen Ebert.

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