Sanierung an der Ennepe-Talsperre

Gerüst an 20 Meter langen Stahlseilen aufgehängt

Gerüstbau
Eine Konstruktion aus Stahl-Gitterträgern bildet die Basis für 20 Aufhängepunkte der jeweils 20 m langen Stahlseile, an denen das Gerüst über dem Wasserspiegel hängt. Foto: Scafom-rux

BRECKERFELD (ABZ). - Eine außergewöhnliche Gerüstkonstruktion montierte die Firma Wlodarek Gerüstbau Ende 2014 an der Sperrmauer der Ennepe-Talsperre auf dem Stadtgebiet Breckerfelds.

Die Wasserversorgung der Städte Breckerfeld, Ennepetal aber auch Radeformwald, Schalksmühle und z. T. auch Hagen basiert unter anderem auf der Entnahme aus großen Talsperren. Für das Bergische Land bis hin ins östliche Westfalen ist dies eine für die Region typische Art der Wassergewinnung.

Alle hierzu erforderlichen Bauwerke weisen in Ihrer Struktur und in der Art der gewählten Materialien ein ähnliches Erscheinungsbild auf. Der Hauptgrund hierfür liegt sicherlich in der Entstehungsgeschichte. Wie die meisten ähnlichen Bauwerke der Region wurde auch die Sperrmauer der Ennepe-Talsperre Anfang des letzten Jahrhunderts aus den beliebten Bruchsteinen errichtet. In den Jahren 1902 bis 1912 entstand ein monumentales Bauwerk, um die Ennepe zu stauen und den Abfluss zu kontrollieren. Es entstand ein Stausee mit einem Fassungsvermögen von 12,6 Mio. m².

Die Sperrmauer hat, anders als z. B. die Möhne-Talsperre, den Krieg unbeschadet überstanden – sie lag schlichtweg zu versteckt. Dennoch nagt der Zahn der Zeit unaufhaltsam auch an den stabilsten Bauwerken. Die Achillesverse einer Sperrmauer ist die Wasserwechselzone.

Hier häufen sich Verwitterung bzw. Erosion im besonderen Maße. Bei der Ennepe-Talsperre mussten die Fugen in Höhe dieser Zone auf der gesamten Länge der Sperrmauer sowie an den beiden Schiebertürmen erneuert werden. Das 51 m hohe Bauwerk weist eine Gesamtlänge von 320 m auf. Somit wurden für das Projekt mehrere Bauabschnitte definiert. Nachdem bereits im Jahr 2012 mit den Arbeiten an der Mauer begonnen wurde, bildet die Sanierungen des linken Schieberturms den Abschluss der Maßnahmen. Bisher wurden über 14.000 m Fugen erneuert. Dass heißt, die Fugen wurden mühsam ausgestemmt und gestrahlt. Anschließend erfolgte eine neue Verfugung im Trockenspritzverfahren wobei die einzelnen Bruchsteine per Sandstrahlen erneut freigelegt wurden.

Wlodarek Gerüstbau aus Gummersbach hat in Zusammenarbeit mit Joachim Specht vom Ingenieur- und Sachverständigenbüro für den Gerüstbau IBS aus Schalksmühle eine technisch anspruchsvolle Konstruktion erdacht und umgesetzt. Das Bauwerk ist grundsätzlich für den Einsatz einer Hängerüstung prädestiniert. Nachdem durch Ablassen der Füllmenge des Stausees ein geeigneter Pegel erreicht worden war, konstruierte Wlodarek GB hierzu ein an Stahlseilen abgehängtes Gerüst aus Rux-Stahlgitterträgern 0,45 m und Gerüstrohren, das knapp über der Wasseroberfläche in der Schwebe gehalten wurde. Hierfür setzte das Gummersbacher Unternehmen Drahtseile mit einem Ø von 14 mm und – für das Projekt entscheidend – exakt gleicher Länge von 20 m ein. Die Drahtseile inklusive der Kauschen und der Schäkel, die sich an beiden Enden befanden, wurden projektbezogen produziert. Dies unter garantierter Lastaufnahme bezüglich des Gerüstes, des Strahlgutes, der Fugenmasse sowie aller eingesetzten Handwerker. Der gesamte Umfang des freistehenden Turms wurde durch die Gerüstkonstruktion mit den Abmessungen 5,50 x 6 m umschlossen und war damit Plattform bzw. Auflagefläche für die Montage der Fassadengerüste, die zur Sanierung der Wasserwechselzone notwendig waren.

Objektbezogen setzten die Gerüstmonteure GFK-Boote zur Materialbeförderung und zur Montage der unteren Plattform ein. Für den Aufbau der Fassadengerüstkonstruktion war eine Geda 60 Winde hilfreich. Teilweise montierte Wlodarek GB das moderne Fassadengerüst Super von Scafom-rux aus Hagen bis in eine Höhe von 20 m bis zur Krone des Turms.

Arbeiten in Trinkwasserschutzgebieten sind mit besonderen Auflagen verbunden. Definitionsgemäß dann, wenn diese direkt über der Wasseroberfläche stattfinden. Das Gerüstbauunternehmen um Thorsten Wlodarek sagte dem beauftragenden Ruhrverband eine hundertprozentige Abdichtung der Konstruktion im Sanierungsbereichzu. Hierzu montierte das vierköpfige Gerüstbauteam Sandstrahlnetze im Außenbereich und sorgte für eine Komplettabdichtung der unteren Plattform, um das Austreten von Strahlgut oder Fugenmasse in das Trinkwasser zu unterbinden. Die Plattform und damit die Gesamtkonstruktion aus Fassadengerüst wurde an 20 Aufhängepunkten stabil über der Wasseroberfläche gehalten. Basis für die Aufhängung bildete wiederum eine Konstruktion aus Stahlgitterträgern in Verbindung mit Gerüstrohren, die auf der Mauer sowie auf der Krone des Turms aufgeständert wurde und über den Durchmesser des Turms hinausragte. Eine Verankerung der Konstruktion erfolgte lediglich mittels Druckanker. Im Mauerwerk selbst war keine klassische Verankerung möglich.

Nach fünf Aufbautagen konnte das Arbeitsgerüst an die nachfolgenden Gewerke übergeben werden. Wie immer termingerecht, wie Geschäftsführer Thorsten Wlodarek ausdrücklich bemerkt. "Wir verweisen gern auf die zuverlässige Ausführung bisheriger Projekte. Hundertprozentig sichere und korrekte Ausführung der geplanten Gerüstbauleistung ist der Anspruch, den wir an uns selber stellen. Dafür stehen wir mit unserem Namen. Unser Erfolg gibt uns Recht."

Ein Blick in die Projekt-Historie, auf die das Unternehmen stolz verweist, zeigt, dass schwierige Hängerüstungen, Kirchen- und Brückenrüstungen sowie herausfordernde Sanierungsaufgaben und Sonderkonstruktionen ebenso zum Leistungsportfolio gehören wie die Einrüstung von Einfamilien- oder Hochhäusern.

In Gummersbach weiß man, was man tut. Und das nicht erst seit gestern. Immerhin handelt es sich bei der Wlodarek Gerüstbau GmbH um das älteste Gerüstbau-Unternehmen im Oberbergischen Land.

Beim 1946 gegründeten Unternehmen wurden anfangs Holz-Leitergerüste im eigenen Sägewerk produziert bevor später der Wechsel zu Systemgerüsten aus Stahl erfolgte.

Ein Aktionsradius von ca. 200 km lässt viele Möglichkeiten zu, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens neu zu beweisen. Moderne Fassadengerüste aus Hagen helfen dabei, erfolgreich zu sein.

Die Wasserqualität bleibt, nicht zuletzt durch die 280.000 Euro teuren Sanierungs-Maßnahmen an der Sperrmauer, von besonderer Güte. Es gibt Berichte, wonach Wasser von Besuchern aus Übersee abgefüllt wurde, um in der Heimat Kaffee à la Bergischem Land zu brühen.

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