Sauber eingefädelt

Raupenkrane demontieren Rotorblätter eines Windrads im Tandemhub

Krane und Seilmaschinen
Der belgische Krandienstleister Aertssen entschied sich für den Einsatz seiner beiden CC 3800 Gittermast-Raupenkrane, um die Rotorblätter eines Windrades zu demontieren. Zusammen waren die Krane ausreichend leistungsstark dafür - und sie brachten die notwendige Zuverlässigkeit und Präzision mit. Foto: Demag

Estinnes (ABZ). – Während der Wartung einer Windturbine demontierte der belgische Krandienstleister Aertssen im Auftrag von Enercon die 72 t schweren und 58 m langen Rotorblätter einer Enercon E 126 Windkraftanlage in einer Höhe von rd. 136 m. Was sich wie ein Routine-Job anhörte, erwies sich als durchaus kniffelige Angelegenheit, die das Team jedoch mit viel Erfahrung und zwei CC 3800 Gittermast-Raupenkranen kürzlich erfolgreich meisterte. "Zunächst einmal mussten wir entscheiden, welchen Kran wir bei diesem Job einsetzen sollten", berichtet Aertssen Projektleiter Peter Bertels. Denn grundsätzlich hätten zwei Optionen zur Wahl gestanden: entweder ein Großkran, der die Hübe alleine durchführen konnte, oder zwei kompaktere Krane, die den Job in Tandemhüben erledigen könnten. Letztendlich habe sich das Team aufgrund der besseren Wirtschaftlichkeit für den Einsatz seiner beiden CC 3800 Krane entschieden, die zusammen ausreichend leistungsstark waren und die notwendige Zuverlässigkeit und Präzision für die Hübe mitbrachten. Allerdings musste im Vorfeld noch geprüft werden, ob die Bodenlastkapazitäten auf der Baustelle in Estinnes ausreichend für den Einsatz der beiden Raupenkrane waren, da diese beim damaligen Aufbau der Windkraftanlage nur für den Einsatz eines Kranes berechnet wurden. Nachdem aber auch hier grünes Licht gegeben wurde, stand dem Einsatz der beiden CC 3800 dann endgültig nichts mehr im Wege.

Insgesamt 52 Transporte mit Lastkraftwagen waren erforderlich, um die beiden Krane von der rd. 130 km entfernten Aertssen Niederlassung in Stabroek auf die Baustelle zu bringen, die dort von einem fünfköpfigen Aertssen-Team innerhalb einer Woche aufgebaut wurden. Dabei wurde zunächst der etwas weiter von der Windkraftanlage positionierte Kran auf dem Zufahrtsweg zum Windrad aufgebaut und anschließend der zweite, näher am Turm platziert. Bei der Konfiguration entschied man sich bei beiden Kranen für die Hauptausleger-Variante mit 141 m LSL + 12 m LF4 bei einer Abwinkelung von 20°. Der Superlift-Mast hatte eine Länge von 36 m; ballastiert wurden die Krane mit jeweils 165 t sowie 50 t Superlift-Gegengewicht. So gerüstet, waren die beiden Krane und das Aertssen-Team bereit für die technisch anspruchsvollen Hübe. Denn die 72 t Rotorblätter mussten nicht nur aus einer Höhe von 136 m sicher auf den Boden herabgelassen werden, sondern dabei auch jederzeit perfekt ausbalanciert sein.

Dazu führte zunächst der Fahrer des näher am Turm platzierten CC 3800 das an einer vierfach eingescherten Traverse herabhängende Hebeband über die Spitze des Rotorblatts. Anschließend wiederholte der Fahrer des zweiten Krans diese Prozedur. Beim "Einfädeln" der Bänder um die Rotorblätter waren die beiden Kranfahrer auf die Anweisungen von Enercon Mitarbeitern angewiesen, die bei diesem Job ebenfalls mit vor Ort waren.

"Denn obwohl wir Kameras auf den Traversen installiert hatten, konnten unsere Kranfahrer vom Boden aus nicht erkennen, ob sich die Hebebänder auf der richtigen Höhe befanden. Das Ganze hatte etwas vom Einfädeln eines Bindfadens in ein Nadelöhr", berichtet Aertssen Projektleiter Peter Bertels. Nachdem beide Bänder das Rotorblatt "gefischt" hatten, schwenkten die Krane die Bänder an die vorgesehenen Befestigungspunkte. Jetzt begann der kniffelige Teil des Jobs: Zunächst einmal mussten sich beide Krane parallel drehen, um das Rotorblatt aus dem Rotor herauszulösen. Kran 1 hatte nun eine Bruttolast von 46 t am Haken und Kran 2 eine Last von 36 t. Anschließend konnte das Blatt in einem Arbeitsradius von rd. 22 m abgelassen werden. Dabei musste es jedoch jederzeit in absolut waagerechter Position gehalten werden, um zu verhindern, dass es aus den Bändern rutscht. Deshalb hatte man zuvor in die Blätter digitale Funk-Wasserwaagen installiert, die den Kranfahrern in ihren Kabinen permanent anzeigten, ob sich die Blätter in der Waagerechten befanden.

Vor allem diesen hochkritischen Teil des Jobs beobachteten die Enercon-Mitarbeiter verständlicherweise mit Argus-Augen – und sie zeigten sich beeindruckt von der Präzision, mit der die beiden Kranfahrer diesen Job mit ihren CC 3800 Kranen verrichteten: Während aller drei Hübe mit insgesamt rd. 400 m Ablassstrecke musste nur zweimal kurzzeitig korrigiert werden.

Zum Abschluss der Hübe stand dann noch einmal eine im Vergleich kleinere Herausforderung auf dem Plan. Während Kran 1 den Hub in seiner Position beenden konnte, musste Kran 2 unter Last zurückfahren, um das Rotorblatt in der bereitstehenden Lagerstütze abzulegen. "Auf diese Weise konnten wir alle Hübe sicher durchführen. Und hätte das Wetter mitgespielt, wären wir problemlos im ursprünglich vorgesehenen Zeitrahmen geblieben. Da der Wind jedoch zwei Wochen zu stark für eine sichere Durchführung der Hübe war, verlängerte sich unser Aufenthalt auf der Baustelle von vier auf sechs Wochen", berichtet Peter Bertels.

Dennoch zeigte sich Peter Bartels mit schlussendlich mit dem Verlauf des Projektes sehr zufrieden: "Auf das Wetter hatten wir zwar keinen Einfluss, aber mit unserer Entscheidung für die beiden CC 3800 Krane lagen wir absolut richtig – dank ihrer präzisen und feinfühligen Steuerung hatten wir buchstäblich jederzeit alles sicher im Griff."

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