Schnecken-Tempo

Nord-Ostsee-Kanal bleibt Dauer-Baustelle

BRUNSBÜTTEL (dpa). - Der Nord-Ostsee-Kanal bleibt Dauer-Baustelle. Die von Hamburg und Schleswig-Holstein geforderten Sanierungsmaßnahmen gehen nur im Schneckentempo voran. Über Ostern ruhten die Arbeiten in der defekten Brunsbütteler Doppelschleuse vollständig. "Wir haben nicht die Kapazitäten", sagte Thomas Fischer vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA). "Wir sind nicht in der Lage, jedes Wochenende arbeiten zu können." Die Taucher, Elektriker, Schlosser und Ingenieure schieben demnach bereits jetzt einen "Berg von Überstunden" vor sich her.

Eine von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) versprochene "Sondereinsatztruppe" ist demnach noch nicht zusammengestellt. Bevor die Stellen für einen Ingenieur, acht Handwerker sowie eine zweiköpfige Schiffsbesetzung ausgeschrieben werden können, müsse diversen Vorschriften genügegetan werden, sagte Fischer. Daher werden die Stellen "voraussichtlich nicht vor dem 1. Juni besetzt sein."

Mit einer Passage von rund 42.000 Schiffen jährlich gilt der Kanal als meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord bewegen im Durchschnitt 95 Schiffe jeden Tag knapp 300.000 t Ladung auf der künstlichen Wasserstraße. Im vergangenen Jahr waren das insgesamt 104 Mio. t – das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten. Zwar können zwei Drittel der Schiffe über die kleinere Doppelschleuse in den Kanal fahren. Doch größere Frachter passen nicht in die kleinen Schleusenkammern. Und die befördern zwei Drittel der Fracht.

Die größere der beiden Doppelschleusen in Brunsbüttel funktioniert derzeit jedoch nur noch mit Hilfe von Provisorien. Und das nur zu 50 %, wie Fischer sagte: Zurzeit kann nur die südliche Kammer der großen Doppelschleuse genutzt werden. "Wir hoffen, dass die Nordkammer Ende April wieder funktionsfähig sein wird." Damit ist die Große Schleuse aber noch lange nicht wieder voll einsatzbereit, dämpfte der WSA-Sprecher falsche Hoffnungen: Dann muss die Südkammer gesperrt werden, um dort die Reparaturarbeiten fortzusetzen, die wegen des Wintereinbruchs im Dezember unterbrochen worden waren. Die marode Technik der Schleusenanlagen stammt noch aus der Kaiserzeit und Ersatzteile müssen meist extra angefertigt werden. Die Experten probieren daher immer wieder Neues aus. Weil Holzkufen etwa unter den schweren Schleusentoren zu schnell verschlissen, wollen sie jetzt versuchen, ein Schleusentor auf "Rollschuhen" laufen zu lassen: Statt auf Schienen soll das Tor auf Kunststoff ummantelten Stahlrollen über den Boden der Schleusenkammer rollen. "Ob das tatsächlich so funktioniert, wie wir es uns wünschen, weiß noch keiner", sagte Fischer. Bei einem anderen Tor sollen mit Hilfe vorgefertigter Stahlplatten neue Schienen auf dem Schleusenboden festgeschraubt werden. Die alten waren aus dem Untergrund heraus gebrochen.

Für die ganzen Provisorien wie Holzkufen oder Rollschuhe müssen irgendwann technische Dauerlösungen gefunden werden, um die große Doppelschleuse betriebssicher zu machen. "Wir hoffen, dass wir 2014 beide Kammern gleichzeitig nutzen können", sagt Fischer.

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