Seniorenzentrum Süssendell

Große Wohneinrichtung für Demenzkranke entsteht

Um das barrierefreie Bauen in der von Natur umgebenen Lage des Seniorenzentrums Süssendells zu ermöglichen, war zunächst die Errichtung eines Plateaus notwendig. Foto: Sassendorf & Pischke

STOLBERG (ABZ). - Das setzt mit seinem jüngsten Projekt neue Maßstäbe: In Stolberg-Mausbach bei Aachen realisiert das Architektenbüro Sassendorf & Pischke aus Köln im Auftrag der AWO Gesellschaft für Altenhilfeeinrichtungen mbH eines der größten Seniorenzentren Deutschlands, das speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet ist.

Die Verbindung von therapeutischem und architektonischem Konzept stellt bei diesem Leuchtturmprojekt die besondere Herausforderung dar. Ab Februar 2016 ermöglicht die Altenhilfeeinrichtung 80 Menschen mit Demenzerkrankung auf einem Areal von 7 ha ein selbstbestimmtes Leben in Gemeinschaft.

Die Anlage besteht aus fünf Wohneinheiten, die sich um einen Platz mit zentralem Gebäudeensemble gruppieren. Dort finden sich verschiedene Einrichtungen wie Werkstatt, Backstube, Wellness-Bad, Wäscherei und Verwaltung. "Das Projekt der AWO nimmt eine echte Vorreiterrolle in Deutschland ein. Es gibt unseres Wissens nach bisher nur wenige vergleichbare Zentren in Deutschland. Auch für uns war es eine große Herausforderung, eine Wohneinrichtung zu planen, in der Menschen mit besonderen Bedürfnissen möglichst selbstbestimmt leben können. Neben dem Schutz und der Sicherheit stand vor allem die Erhaltung der Eigenständigkeit im Vordergrund der Projektentwicklung", so Frank Sassendorf, Bauingenieur und einer der drei Geschäftsführer bei Sassendorf & Pischke.

Im Zentrum der Wohnanlage bildet der Dorfplatz eine Begegnungsstätte für die Bewohner. Ringsherum stehen fünf eingeschossige Wohngebäude, die neben gemeinschaftlichen Küchen- und Wohnräumen je 16 Bewohnereinheiten von 23 m² Privatraum mitsamt angeschlossenem Sanitärbereich bieten. Für die Gebäudefassaden wurde ein Farbkonzept entwickelt, das für jeden Baukörper einen anderen Pastellton vorsieht. Die Farben sorgen für eine Auflockerung der Architektur und dienen den Bewohnern gleichzeitig als Orientierungshilfe. Die Gestaltung der Wohnräume ist genauso bewusst gewählt, sie soll therapeutisch die Erinnerungsförderung unterstützen. So werden die Wohneinheiten in unterschiedlichen Wohnstilen gestaltet, um die Bewohner an ihre Eindrücke aus der eigenen Vergangenheit zu erinnern. Großen Wert legen Bauherr und Architekten auf die möglichst selbstbestimmte Freizeitgestaltung. Das zentrale Gebäudeensemble mit atriumartigen Innenhof und Laubengängen öffnet räumliche Strukturen und lädt so zur freien Erkundung ein. In einer Werkstatt können ehemalige (Hobby-) Handwerker werkeln oder Naturfreunde im Bauerngarten mit Gewächshaus ihre Gartenliebe ausleben.

Darüber hinaus gibt es ein Wellness-Pflegebad, eine Wäscherei sowie ein Backhaus, das den Bewohnern für ihre eigene Betätigung zur Verfügung steht. Ein Andachtsraum und ein Café sorgen für heimische Atmosphäre und schaffen Raum für alltägliche Rituale. Auf dem Gelände können sich die Bewohner frei bewegen und so selbstbestimmt wie möglich mit ihrer Demenzerkrankung leben. Gleichzeitig bieten ihnen die bedürfnisorientierte Bauweise, die Gemeinschaft und die professionelle Betreuung Schutz und Hilfe.

Die bauliche Planung und Leitung des Projekts obliegt dem Architektenbüro Sassendorf & Pischke. Barrierefreies Wohnen gehört schon lange zu den Expertisen von Bauingenieur Frank Sassendorf und Architekt Stephan Pischke. Mehr als 30 Neu- und Umbauten realisierte das Büro bereits in den vergangenen Jahren und wird gern zu Rate gezogen, wenn es um barrierefreie Wohnprojekte geht. Mit dem Seniorenzentrum Süssendell entwickelte das Architektenbüro diese Kompetenz auf Basis der eigenen Erfahrungen und verschiedener wissenschaftlicher Erkenntnisse weiter. "Das Projekt Süssendell war für uns eine spannende Aufgabe", berichtet Pischke. "Wir konnten hier nicht nur unsere jahrelange Erfahrung in der Planung und Realisierung von barrierefreien Wohnkonzepten unter Beweis stellen, sondern waren aufgefordert, ein Modell zu entwickeln, das sich ganz speziell an die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz richtet. Dafür haben wir so einige Studien gewälzt und uns mit vielen Details beschäftigt." Denn über die Barrierefreiheit hinaus galt es, verschiedene therapeutische Anforderungen zu einem schlüssigen architektonischen Konzept zu verbinden. So werden bspw. die Bauweise und die verwendeten Baustoffe der Innenräume nach Erkenntnissen der Demenztherapie gestaltet. Einheitliche Bodenbeläge und schwellenlose Raumübergänge dienen nicht nur dazu, die Stolpergefahr zu reduzieren. Sie erleichtern Menschen mit Demenz, die von räumlichen Veränderungen wie Materialwechseln irritiert werden, den Übergang von einem Raum in den anderen.

Als erneuerbare Energiequelle versorgt eine Pellet Heizung das gesamte Gebäudeensemble mit Wärme und Warmwasser – eine besonders umweltfreundliche Lösung für den naturnahen Standort und in dieser Dimension außergewöhnlich. Die Dachbegrünung der fünf Gebäude hat eine ökologische Dämmwirkung und erhält das harmonische Landschaftsbild. Alle Gebäude werden in Massivbauweise errichtet und entsprechen der Energieeinsparverordnung. "In diesem Projekt bündeln sich all' unsere Erfahrungen der letzten 15 Jahre – von der ersten Planung bis zur detailgenauen Umsetzung. Wir freuen uns, nach neun Monaten intensiver Bauzeit nun Richtfest feiern zu können", resümiert Sassendorf.

Gemeinsam mit verschiedenen Gesellschaften der Arbeiterwohlfahrt haben Sassendorf & Pischke in den letzten 15 Jahren zahlreiche Projekte im Bereich der Altenpflege und dem betreuten Wohnen realisiert. Die AWO Gesellschaft für Altenhilfeeinrichtungen mbH, die bereits zwölf stationäre Seniorenzentren in der Region Mittelrhein errichtet hat, war von Beginn an nicht nur Bauherr, sondern auch Partner in der Projektentwicklung des Seniorenzentrums Süssendell.

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