Serielles Bauen bei Max Bögl

"Wir machen bei der Architektur keine Abstriche"

Max Bögl Unternehmen
Markus Richthammer ist seit Juli 2017 als Mitglied im Vorstand der Firmengruppe Max Bögl tätig. Als Vorstand Industrie verantwortet er die Bereiche Modulbau, Stahl- und Anlagenbau, Roh- und Baustoffe sowie die Unternehmensentwicklung mit den Schwerpunkten Lean Management, Qualitätsmanagement, IT und Building Information Modeling (BIM). FotoS: Max Bögl

Unter dem Stichwort "serielles Bauen" werden auf der bautec 2018 verschiedene Lösungsansätze für die aktuelle Engpassproblematik im Wohnungsbau beleuchtet. Mit seinem modularen Baukonzept maxmodul präsentiert auch Max Bögl auf der Berliner Baufachmesse sein Konzept für eine schnellere und kostengünstigere Realisierung von Wohnraum. Im Interview mit ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann erklärte Markus Richthammer, Vorstand Industrie bei der Firmengruppe Max Bögl, warum das serielle Bauen mit dem Plattenbau vergangener Tage nichts zu tun hat.ABZ: Herr Richthammer, was versteht man bei Max Bögl unter der Begrifflichkeit "serielles Bauen"?Richthammer: Unter seriellem und modularem Bauen verstehen wir eine Orientierung von der Baustelle hin zur Baufabrik. Unser Ziel ist es, kundengerecht in kurzer Zeit qualitativ hochwertigen und dennoch kosteneffizienten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dabei machen wir aber bei der Architektur keine Abstriche. Das Thema maxmodul sowie der Modulbau an sich ist für uns nicht die "Platte 4.0", sondern möglichst individuelle Architektur.Ich selbst komme aus der Automobilindustrie und vergleiche das Ganze gerne mit der Fahrzeugfertigung. Die wenigsten Menschen wissen, dass viele Modelle die gleiche Unterstruktur haben. So ähnlich ist es auch bei unserem maxmodul. Wir haben im übertragenen Sinne ebenfalls eine hochwertige Basisstruktur – und die ist in unserem Fall der Stahlbeton. Die industrielle Vorfertigung gibt uns dabei die Möglichkeit, Produktionsprozesse zu standardisieren bzw. auch zu automatisieren. Das birgt den großen Vorteil, effizienter produzieren zu können und dabei eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleisten zu können.Das gleiche gilt für den Planungsprozess. Beim modularen Bauen können wir schon vor dem Produktionsbeginn genau definieren, wo z. B. die Steckdose inkl. der Leitungsführung später sein wird. Damit können Fehler, die sich sonst häufig im Bauprozess ergeben, schon vorab eliminiert werden.Wir arbeiten innerhalb der Produktion nach der Devise: "Kein Fehler verlässt meinen Bereich." Es findet also immer ein Dialog zwischen den einzelnen Stationen statt, sodass auch der nachfolgende Prozess immer dem vorherigen Prozess ein Feedback gibt. Damit können wir sicherstellen, dass die maxmodule mit 100 % Qualität zur Baustelle geliefert werden.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Max Bögl Unternehmen
Schnelle Montagezeiten von bis zu neuen Modulen am Tag beschleunigen die Bauzeit deutlich und reduzieren zudem die Emission auf der Baustelle immens.

ABZ: Ist das Konzept nur auf den kostengünstigen Wohnungsbaubeschränkt oder lässt es sich auch auf andere Bereiche übertragen?Richthammer: Aus meiner Sicht lässt sich das Ganze definitiv übertragen. Mit der Massivbauweise haben wir eine sehr hochwertige Grundkonstruktion. Und letztendlich haben wir auch die Möglichkeit, unterschiedliche Varianten anzu-bieten. Wir können Fußbodenheizung ebenso wie Heizkörper einbauen oder statt einfachen Werkböden hochwertigen Parkettboden verlegen. Wir können eine Außenfassade im Wärmeverbundsystem machen, aber auch eine hochwertige vorgehängte Fassade.Wenn man das Thema bezahlbarer Wohnungsbau diskutiert, darf man sich aus meiner Sicht nicht nur auf den Faktor "kostengünstig" versteifen. Kostengünstig bedeutet häufig schlechtere Qualität. Unsere Aufgabe muss es jedoch sein, kundenwirksame Qualität max. zur Verfügung zu stellen und unsere Prozesse dahingehend zu optimieren, dass wir auch einen vernünftigen Preis für diese Wohnung erzielen können.ABZ: Was sagen Sie Kritikern, die beim seriellen Bauen gleich an Plattenbauten denken müssen?Richthammer: Es ist uns sehr wichtig, darüber aufzuklären, dass Modulbau und serielles Bauen nicht bedeutet, dass am Ende alles gleich aussieht. Der Modulbau bietet sehr viele Möglichkeiten, architektonische Vielfalt zu generieren. In vielen Köpfen ist der Modulbau noch mit Containern verknüpft. Von dieser Vorstellung muss man sich einfach verabschieden. Mit unseren heutigen Möglichkeiten können wir Produkte gestalten, bei denen der Kunde von der Außenfassade bis zur Innenausstattung vieles individuell gestalten kann.Zudem muss man immer wieder die Vorteile dieser Bauweise betonen. Diese reichen von der Zeit- und Kosteneffizienz über die gleichbleibend hohe Qualität bis hin zum Facility Management. Speziell beim Thema Datenmanagement: Unser Ziel ist es, künftig von der Erstellung der Daten bis zum Facility Management nur eine Datenbasis zu haben und nicht ständig umzuzeichnen. Das bietet wesentliche Vorteile gerade auch im Bezug auf Digitalisierung und das Thema SmartHome. Diese Dinge kann man sehr gut bereits in der Produktion einbinden.

Max Bögl Unternehmen
Die Modul-Einheiten werden in der neu entstandenen "Baufabrik" der Max Bögl Modul AG unter den Bedingungen einer industriellen Serienfertigung vorproduziert und anschließend zur Montage auf die Baustelle transportiert.

ABZ: Kommen wir zum Produkt selbst. Das maxmodul ist in zwei Größen und in unterschiedlichen Optionen erhältlich . . .Richthammer: Genau. Wir haben zwei Modulgrößen. Eine 6er- und eine 7er-Modulgröße. Die sind 6,36 m und 7,15 m lang und 3,18 m breit. Das hat etwas mit dem Thema Logistiktransport auf der Straße zu tun. Bei diesen Maßen benötigt man kein Begleitfahrzeug. Aus diesen beiden Größen können wir kundenorientiert alle Grundrisse ableiten, die grundsätzlich gewünscht sind.ABZ: Wo liegen die Grenzen des Systems?Richthammer: Grundsätzlich ist mit maxmodul vieles möglich. Wir sind derzeit im mehrgeschossigen Wohnungsbau unterwegs. Acht Stockwerke sind statisch max. möglich. Bei der Nutzung sind wir sehr flexibel. Wir haben auch schon Kindergärten oder kleinere Büros gebaut. In die Richtung möchten wir uns auch weiter entwickeln. Dazu gehören ebenfalls, Hotels, Boarding-Häuser oder Verwaltungsgebäude.Natürlich hat das System aber auch Grenzen. Gerade wenn man über Nachverdichtung und Baulücken in Großstädten nachdenkt, wo eine gewisse Architektur oder ein bestimmtes Erscheinungsbild vorhanden ist, wo auch der letzte Zentimeter entsprechend ausgenutzt werden muss. Da hat natürlich individuelles Bauen seine Vorteile. Auch sind gewisse Formen wie Rundungen im Baukörper mit dem Modulbau nicht so einfach möglich. Wobei wir uns auch hier Kombinationen vorstellen können, sodass man z. B. als Grundgerüst einen Modulbau nimmt und dann Anpassungen z. B. mit Stahlkonstruktionen oder konventioneller Bauweise ergänzt.ABZ: Gibt es bereits erste Projekte, die mit maxmodul realisiert wurden?Richthammer: Wir haben 2017 die Produktionshalle, unsere Baufabrik, aufgebaut, das Produkt fertig entwickelt, die Teams geschult und trainiert, die in der Produktion arbeiten und den ersten Prototyp aufgebaut. Richtfest hatten wir im November und Schlüsselübergabe ist jetzt ein Tag nach der Eröffnung der bautec am 21. Februar in Bayreuth.ABZ: Welche Erfahrungen haben sie während dieses Projekts hinsichtlich Zeit- und Kostenvorteil gemacht?Richthammer: Das Projekt besteht aus 20 Wohneinheiten und 60 Modulen. Eine Wohneinheit besteht i. d. R. aus drei Modulen. Wir haben auf der Baustelle pro Tag zwischen fünf und neun Module montiert, sodass wir für den gesamten Aufbau nur zehn Tage gebraucht haben. Die Fassade wurde bei diesem Projekt nicht im Werk, sondern vor Ort erstellt. Die Fenster waren schon vormontiert, das Wärmedämmverbundsystem wurde vor Ort angebracht und verputzt. Ende Oktober 2017 fiel der Startschuss, dann war im November Richtfest und jetzt ist im Februar die Schlüsselübergabe – und das beim ersten Piloten.ABZ: Gibt es schon ein Feedback aus dem Markt?Richthammer: Die Nachfrage ist groß. Wir sind produktionsseitig im ersten Anlaufjahr bereits komplett ausgelastet. Grundsätzlich ist unsere Werkfertigung aufgebaut und unsere Prozesse sind festgelegt, dass heißt wir können wie geplant produzieren. Was uns derzeit noch etwas "ausbremst" sind im Grunde die zügigen Baugenehmigungen, sodass wir die entsprechende Werksplanung vornehmen können.ABZ: Wie hoch sind Ihre Produktionskapazitäten?Richthammer: Wir können derzeit bis zu 80.000 m² Wohnfläche pro Jahr produzieren. Wir arbeiten parallel aber schon an Effizienzsteigerungen und Kapazitätserweiterungen. Jetzt im ersten Jahr und speziell im ersten Quartal werden wir diese Maximalkapazitäten noch nicht erreichen. Aber ab Mitte des Jahres sollten wir dazu fähig sein.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen