Soka-Bau

Fachkräftemangel wird weiter zunehmen

Fachkräftemangel Soka-Bau
Die Berufsbildungstagung der Bauwirtschaft in Wiesbaden war gut besucht. Foto: Soka-Bau

Wiesbaden (ABZ). – Auf der Berufsbildungstagung der Bauwirtschaft haben Betriebe und Bildungsexperten unter dem Titel "Auszubildende gewinnen – Fachkräfte halten" Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel diskutiert. Dieser dürfte in den kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen, wie eine Umfrage unter den Tagungsteilnehmern zeigte. Soka-Bau-Vorstand Manfred Purps betonte in seiner Eröffnungsrede die äußerst positive Entwicklung der Ausbildungszahlen in der Bauwirtschaft, die auch ein Verdienst der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung sowie ein Zeichen der Integrationsfähigkeit der Branche sei. Allerdings liege die Zahl der neuen Auszubildenden seit geraumer Zeit unter der Zahl der Neurentner, weshalb bereits ein ausgeprägter Fachkräftemangel entstanden sei.

Dirk Siegel von der Bauwirtschaft Baden-Württemberg präsentierte die Imagekampagne "Bau – Dein Ding!", die Jugendlichen bei ihrer Berufsorientierung die Baubranche näherbringen soll. Besonderes Highlight der Kampagne ist, neben einer informativen und spannenden Webseite mit einer Ausbildungsplatzbörse, der BauBus. Der multimedial ausgestattete Linienbus fährt von Schule zu Schule und macht den Schülern auf anschauliche Weise Lust auf Berufe am Bau. Markus Crone von den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. aus Krefeld plädierte in diesem Zusammenhang dafür, dass die Bauwirtschaft stärker als bisher den "analogen Influencer" für eine direkte und authentische Kommunikation mit den unterschiedlichen Zielgruppen (Kindern und Jugendlichen, Eltern, Unternehmern und Arbeitnehmern) nutzen sollte. Dabei sollen die Zielgruppen adäquat angesprochen werden, z. B. Kinder durch das Verteilen von Bauhelmen. Der Austausch müsse durch die Sozialen Medien flankiert werden – aber nicht umgekehrt. Marcel Macherey und Dr. Torge Middendorf von Soka-Bau stellten dar, dass ein großer Teil der Auszubildenden direkt nach Ausbildungsende die Baubranche verlässt. In einer von Soka-Bau durchgeführten Studie begründen abgewanderte Fachkräfte ihren Branchenwechsel hauptsächlich mit gesundheitlichen Gründen sowie einer besseren Bezahlung in der neuen Branche. Dazu passe, dass der Anteil an Erwerbsminderungsrenten in der Bauwirtschaft nach wie vor deutlich höher sei als in anderen Branchen. Die Betriebe sollten deshalb auch neue technologische Möglichkeiten nutzen, um das Erwerbsleben in der Bauwirtschaft zu verlängern.

Daniel Wirth von der mittelständischen, inhabergeführten Unternehmensgruppe Hundhausen beschrieb deren Weg zur Auszeichnung als Top-Ausbildungsbetrieb. Dabei ist von zentraler Bedeutung, dass es einen festen Ansprechpartner für alle Nachwuchskräfte gibt und darüber hinaus regelmäßige Entwicklungsgespräche mit den Azubis durchgeführt werden. Der wiederkehrende Austausch trägt dazu bei, dass Azubis die Ausbildung nicht direkt abbrechen, sondern offen über ihre Probleme sprechen.

Martin Partenheimer von Schneider Bau, einem Traditionsunternehmen aus der Nahe-Hunsrück-Region, berichtete davon, wie die Mitarbeiter aktiv eingebunden wurden, Bindungsinstrumente im Unternehmen umzusetzen. Bei der Beschäftigung sei zusätzliches Engagement nötig, z. B. durch betrieblich organisierte Sprachkurse. Auf Basis der Ergebnisse wurden Geschäftsbereiche neu ausgerichtet, ein Trainee-Programm etabliert und die Ausbildungssituation durch Workshops und Feedbackgespräche verbessert. Professor Heister vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) betonte, dass die Berufsausbildung nach wie vor die mit Abstand meistgewählte Ausbildungsform in Deutschland sei. Eine kürzlich durchgeführte BIBB-Studie kommt zum Ergebnis, dass der wesentlichste Grund für die Nichtberücksichtigung eines bestimmten Ausbildungsberufes die fehlende soziale Anerkennung insbesondere im Freundes- und Familienkreis sei. Da dieses Ergebnis auch auf einige Bauberufe zutreffe, sei es notwendig, die vielfältigen positiven Aspekte der Bauberufe ins rechte Licht zu rücken. In der abschließenden Podiumsdiskussion standen u. a. gesundheitliche Aspekte des Erwerbslebens in der Bauwirtschaft im Vordergrund. Laut Ian Menges, Vorsitzender der Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung bei der Strabag AG, werde in einigen Betrieben der Arbeitsschutz nicht ausreichend berücksichtigt. Carsten Burckhardt, Vorstandsmitglied der IG BAU, betonte in diesem Zusammenhang, dass eine Gefährdungsbeurteilung zu selten adäquat durchgeführt werde.

In Bezug auf die Frage der Fachkräftesicherung unterstrichen Klaus-Dieter Fromm und Martin Karnein, Vorsitzende der Berufsbildungsausschüsse des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes bzw. des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, wie wichtig der ständige und direkte Kontakt zu den Auszubildenden sei. Für die Fachkräfte seien Wertschätzung und Verlässlichkeit sehr wichtige Faktoren bei der Betriebswahl.

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