Speicherfähigkeit von Baustoffen

In werthaltige Gebäudehülle investieren

Mauerwerksbau
Massive Ziegelbauten sorgen für eine Phasenverschiebung des Temperaturverlaufs. Abb: Jens Fehrenberg

Berlin (ABZ). – Spätestens im vergangenen Sommer dürfte klar geworden sein, dass das Thema sommerlicher Hitzeschutz stärker als bisher in die Gebäudeplanung einfließen muss, meint Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer der Deutschen Poroton. Es sei wohl zu erwarten, dass wir Sommer wie diesen, mit extremer Hitze und Trockenheit, öfter und in zunehmend kürzeren Intervallen erleben. Doch wie schaffen wir es, in unseren Gebäuden ganzjährig für angenehme Temperaturen zu sorgen? Nach wie vor stehe der Energieverbrauch, der für das Heizen benötigt wird, bei der Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden im Mittelpunkt, so Kuhlemann. Ein Thema von grundlegender Bedeutung werde jedoch zu wenig beachtet: Die Wärmespeicherfähigkeit von Baustoffen und die damit verbundene temperaturregulierende Wirkung, die nachweislich einen positiven Beitrag zur energetischen Gesamtbilanz von Gebäuden leiste. "Wenn wir auf nachhaltige Weise ganzjährig für angenehme Temperaturen sorgen wollen, müssen wir uns wieder auf die Speicherfähigkeit von Baustoffen besinnen". Mit Anlagentechnik lasse sich sommers wie winters jede gewünschte Temperatur in einem Gebäude erzeugen. Wer sich darauf verlasse, müsse allerdings bedenken, dass die Technik meist sehr aufwendig sei, ständiger Wartung bedürfe und laut einschlägiger Gutachten kaum länger als 15Jahre halte. Der Ersatz der veralteten Technik könne sehr teuer sein.

Noch sei der Anteil der Gebäudeklimatisierung an Energieverbrauch und CO2-Emissionen in Deutschland relativ gering. Weltweit gesehen fließe aber bereits ein Zehntel des verbrauchten Stroms in Klimageräte und Lüfter. Die Internationale Energieagentur schätze, dass sich dieser Wert aufgrund des Klimawandels bis 2050 verdreifachen wird. "Werden wir künftig mehr Energie fürs Kühlen statt fürs Heizen aufwenden, weil wir verlernt haben, wie man richtig baut?", so Kuhlemann.

Je schwerer, je kompakter ein Material sei, desto mehr nehme es Wärmeenergie auf, speichere sie und gebe diese als Strahlung wieder an eine kühlere Umgebung ab. Massive Ziegelbauten würden die Temperaturamplitude dämpfen und für eine Phasenverschiebung des Temperaturverlaufs sorgen. "Die Menschen im Mittelmeerraum bauen seit Jahrtausenden nach diesem Prinzip." Das Bürogebäude 2226 von Baumschlager Eberle Architekten komme aufgrund seiner enormen thermischen Speichermasse dank 76 cm starkem, zweischaligem Ziegelmauerwerk ohne Heizung, technische Lüftung und Klimatisierung aus. Einer der Architekten, Prof. Gerd Jäger, plane Nachfolgeprojekte in Deutschland, und zwar explizit auch im Wohnungsbau. "Ich bin sehr auf die Umsetzung gespannt!", so Kuhlemann. Zwar lasse sich in der Baupraxis nicht jedes Gebäude so bauen. Sein Anliegen sei aber, dass sich die Entscheider im Bauwesen wieder darauf besinnen, architektonisch ansprechende, qualitativ hochwertige, langlebige und energetisch auf einfache Weise optimierte Gebäude zu bauen. "Eine klug geplante, werthaltige Gebäudehülle steht 100 Jahre und mehr. Wer auf Technik setzt, muss diese in dieser Zeit mindestens fünfmal erneuern."

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