Spektakulärer Hub

Historische Eisenbahnbrücke an Land gehoben

Schmidbauer Krane und Seilmaschinen
Schmidbauer koordinierte den Hub der historischen König-Ludwig-Brücke über der Iller in Kempten. Foto: Schmidbauer

Kempten (ABZ). – Eine ganze Brücke komplett aus den Angeln zu heben, ist auch für die Kran- und Schwertransport-Spezialisten der Firma Schmidbauer kein alltägliches Unterfangen. Genau dies war kürzlich der Auftrag an das Experten-Team des Traditionsunternehmens mit Sitz in Gräfelfing bei München: Die historische König-Ludwig-Brücke in Kempten sollte von ihrem Standort über der Iller herausgehoben werden, um sie für die denkmalgerechte Sanierung in eine nahegelegene, sog. Feldwerkstatt zu verfrachten. Das historische Holz- und Stahlbautragwerk ist nach Informationen von Schmidbauer mehr als 160 Jahre alt, hat Abmessungen von 120 m Länge, 5 m Höhe sowie 4 m Breite und ermöglichte dem Schienenverkehr bis vor wenigen Jahrzehnten in einer Höhe von 35 m eine Überfahrt über die Iller. Zuletzt sei die Standsicherheit der Brücke nicht mehr gewährleistet gewesen, weshalb die Stadt Kempten die Sanierung des Bauwerks in Angriff genommen habe.

Um ein Bauwerk dieser Dimension sicher zu bewegen, wurde die Brücke zunächst in drei Teile mit 56 m, 37 m bzw. 28 m Länge geschnitten. Schmidbauer hatte die Aufgabe, diese Teilstücke von ihrem Standort über dem Fluss einzeln herauszuheben und sicher auf die Transportfahrzeuge zu bringen – und von diesen auch wieder herab zu heben. Stefan Schmidbauer, Leiter der Abteilung Großkran, hat seit vielen Jahren Erfahrung mit solchen Projekten und kennt die Herausforderungen eines solchen Einsatzes: "Im Vorfeld ist nicht einzuschätzen, wie sich das Tragwerk der Brücke bei dem Hub genau verhalten wird. Bei solchen Projekten besteht stets die Gefahr, dass sich das Material verzieht oder biegt und – im schlimmsten Fall – zerbricht. Das Holz des Tragwerks ist sanierungsbedürftig und man muss da sehr umfangreiche Berechnungen anstellen und gut vorbereitet sein."

Vor dem eigentlichen Hub war die König-Ludwig-Brücke bereits "ausgeräumt" worden, d. h. Lichtmasten- und Signalanlagen waren abgebaut, Pflastersteine ausgehoben, etc. Das Ziel dieser Maßnahmen bestand darin, die Brücke von unnötigem Gewicht zu befreien: Allein das mittlere, größte Stück des Bauwerks sollte nach Schätzungen des Bauamtes bei 56 m Länge ca. 111 t schwer sein. Dieses Mittelstück wurde als erstes mit einem 750-t- und einem 700-t-Gittermastkran herausgehoben. Die Mobilkrane waren am Tag zuvor auf der parallel verlaufenden Autobahnbrücke aufgebaut worden und konnten über die Iller hinweg agieren.

Doch zu Beginn der Arbeiten kam es bereits zu Verzögerungen. Schmidbauer erklärt: "Das Mittelteil ließ sich leider nicht problemlos aus der Verankerung heben, weil alle Teilstücke mehr wogen als geplant. Statt 111 t brachte allein das Mittelstück 120 t auf die Waage, und auch die Ost- und Westseite wogen jeweils 40 % mehr als ursprünglich geschätzt." Dies führte zwar insgesamt zu etwas zeitlicher Verzögerung, doch dann hob Schmidbauer das Mittelstück sicher per Tandemhub zur Zwischenlagerung auf vorher eingemessene Laststützen zwischen die beiden Großkrane. Sowohl die Brücken-Ostseite als auch die -Westseite wurden jeweils an den darauf folgenden Tagen ausgehoben. Zum Einsatz kamen hier ein 400-t- und 350-t-Teleskopkran aus dem Schmidbauer-Fuhrpark. Mit Nachläufern wurden die gigantischen Einzelteile jeweils auf einen 400 m entfernten großen Parkplatz transportiert, wo die maroden Holzteile der Brücke ausgetauscht werden sollen. Auch auf dem Parkplatz standen die Teleskopkrane bereit, um die Brückenteile vom Transportfahrzeug auf die Lagerfläche zu verheben.

Der Wiedereinbau der Brücke ist für Ostern 2018 angesetzt – der Einhub der restaurierten Teile befindet sich bei Schmidbauer bereits in Planung. Die 1847–1851 errichtete Eisenbahnbrücke aus Holzgitterträgern gilt als einzigartiges Denkmal des frühen Eisenbahnzeitalters und als Zeugnis der Eisenbahnerschließung Bayerns. Die Fachwerkbauweise wurde von dem amerikanischen Ingenieur William Howe entwickelt und ist die einzige verbliebene Brücke in Deutschland nach diesem Muster. Ende des nächsten Jahres soll die König-Ludwig-Brücke dann den Kemptenern wieder freigegeben und zur erlebbaren Attraktion der Stadt werden.

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