Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme

Individuelle Baukultur statt "Halle von der Stange"

Hallenbau
Fügt sich sensibel in die märkisch Wald-Umgebung ein: Die Zweifeld-Sporthalle in Borgsdorf bei Berlin. Grafiken: DSK

HOHEN NEUENDORF (ABZ). - Die Stadt Hohen Neuendorf verfolgt die Strategie, mit hoher Architekturqualität bei ihren öffentlichen Bauten dem sehr vielgestaltigen Stadtbild eine klare Linie zu geben.

Damit soll für Einheimische und Zuzügler die Attraktivität der 25.000-Einwohner-Gemeinde an Rand der Hauptstadt gesteigert werden. Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen sind ein Mittel auf diesem Weg und eine neue Zweifeld-Sporthalle im Stadtteil Borgsdorf dokumentiert, dass er erfolgreich beschritten wird.

Begleitet durch die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (DSK), einen der Großen und Erfahrenen unter den treuhänderischen Sanierungs- und Entwicklungsträgern Deutschlands, hat die Kommune Hohen Neuendorf im Stadtteil Borgsdorf auf dem Gelände einer ehemaligen Großgärtnerei ein neues Wohngebiet entwickelt. "Wohnungsbau und Grünraum einschließlich Gartenbau" lautete der Titel, unter dem das Gebiet binnen zwei Jahrzehnten einen erheblichen Einwohnerzuwachs erzielte. Den Abschluss der Maßnahme bildet nun die Errichtung einer Zweifeld-Sporthalle auf dem Schul- und Sportstandort am nördlichen Rand des Areals. Auf einer 34 ha großen Fläche am Waldrand gruppieren sich hier neben Grundschule und Hort bereits jetzt eine komplette Leichtathletikanlage, zwei Fußballfelder und ein Vereinshaus. Die neue Zweifeld-Sporthalle komplettiert dieses Angebot für den Schul- und für den Vereinssport.

Den Neubau für beide Nutzungsansprüche zu optimieren und auch die für Vereinsturniere erforderlichen Tribünen in der Planung zu verankern, war Gegenstand vieler Diskussionen zwischen Kommune, Entwicklungsträger und dem Architekturbüro Numrich Albrecht Klumpp. Thema dabei war neben den Funktionsansprüchen auch immer wieder die Baukultur: "Die Art, wie sich Vereinsvorstände und Gemeinderat mit der Frage 'Halle von der Stange' oder 'Unikat mit Baukultur' auseinandergesetzt haben, nötigt Respekt ab", erinnert sich Architekt Timo Klumpp noch heute. Dem Qualitätsdenken des Bauherren schloss sich das Büro mit seinem ungewöhnlichen Entwurf für die Sporthalle gerne an und folgte dabei drei Leitgedanken.

Neben der viergeschossigen Grundschule und dem dreigeschossigen Hortgebäude prägt vor allem Einfamilienhausbebauung die Höhenentwicklung der Nachbarschaft. Auf diesen Maßstab reagierten die Planer der Halle mit einem architektonischen Kunstgriff: Sie reduzierten deren – funktional erforderliches – Volumen durch Einsenkung in den Boden. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Die 'Prallwände', die notwendigerweise mannshoch die Spielfelder umgeben, mussten nun nicht als hermetische Außenwände auftreten. Das über ihnen dreiseitig verlaufende Lichtband konnte sich als ebenerdiges 'Schaufenster' der Halle inszenieren: Man nähert sich vom Sportplatz aus einem eingeschossigen Bau, der unter expressiv überkragendem Flachdach besonders in der Dämmerung mit einem leuchtenden Fensterband Neugier weckt. Erst beim Blick durch die bodentiefe Glasfront entdeckt man, dass es sich hier um eine ausgewachsene Sporthalle mit 7 m lichter Höhe handelt. "Das Miteinander von gewichtigem Dach und bodentiefer Fensterfront schafft einen einladenden Bau, der als Zentrum der Sportanlage wirkt, ohne sie durch Masse zu erschlagen", erläutert Timo Klumpp den Entwurfsgedanken. Die Dachplatte, die von außen massiv erscheint, nimmt unsichtbar das gesamte Tragwerk der Hallendecke auf. Dieser monolithische Eindruck setzt sich im Innenraum fort, denn Leuchten und Sportgerätehalterungen sind in die Deckenfläche bündig eingelassen.

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Sichtbeziehung zwischen innen und außen: Das Farbspiel und die Materialwahl schaffen enge Verbindungen.

Ein weiteres Ergebnis der Bauherrenentscheidung für einen sehr individuellen Entwurf ist der sensible Formendialog mit der Umgebung. "Forstflächen umschließen die Sportanlagen von drei Seiten und man sieht unseren Bau fast immer vor vertikal und schräg strukturierten Baumreihen", begründen die Architekten ihre Idee, das Baum-Motiv mit markanten Sichtbeton-Stützen hinter der Fensterfront aufzunehmen. Timo Klumpp: "Konstruktiv dient die V-Struktur der Stützenreihe der Längsaussteifung des Gebäudes, aber gestalterisch bezieht sie sich auf die Waldrandkulisse. Besonders bei erleuchteter Halle markiert sie geradezu magisch die Grenze zwischen Innen und Außen."

Die Materialsichtigkeit der Betonstützen unterstreicht die Philosophie, auf kurzlebige Werkstoffe zu verzichten. "Über die speziell gefertigten Sichtbeton-Montageelemente in hoher Oberflächengüte waren wir uns mit Bauherr und Entwicklungsträger schnell einig", erinnert sich Klumpp. Der gleichen Grundorientierung folgte auch die Wahl der weiteren Materialen: Die Entscheidung für Eternitflächen im Fugenverband statt einer alterungsanfälligen Putzfassade ließ sich mit dem Blick auf kommende Jahrzehnte ebenso begründen wie die Wahl großflächiger Naturholzpaneele für die Wandflächen im Inneren der Halle. "Wir wollen auch noch in 20 Jahren unserem Bau (und unserem Bauherren) in die Augen schauen können."

Den mehrjährigen Planungsprozess für die Zweifeld-Sporthalle resümieren die Projektbetreuer im Büro Numrich Albrecht Klumpp mit Freude: "Es ist heutzutage selten geworden, dass es im Gespräch mit öffentlichen Auftraggebern um Architektur geht und nicht nur um Einsparpotenziale." Wichtiger Partner in diesen Runden war auch die DSK. Sie ist in Borgsdorf seit 2004 als treuhänderischer Entwicklungsträger tätig und nimmt ihre Treuhänderschaft auch im Sinn der Ermutigung zur Baukultur ernst. "Die Auswahl der Architekten ist dabei ebenso wichtig wie ausreichend Zeit für das Gespräch und die Ideenentwicklung. Erst beides zusammen sichert die Voraussetzungen für hohe entwurfliche Qualität", weiß Maßnahmebetreuerin Melanie Weber/Niederlassungsleiterin Monika Platz. Das Ergebnis solcher Planungskultur kann sich in Borgsdorf jedenfalls sehen lassen – mit einer Sporthalle, die nicht nur ihre Aufgabe erfüllt, sondern in ihrer Umgebung auch einen unübersehbaren Akzent setzt.

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