Start-up Innovent Consulting

"Man sieht täglich erstaunliche Dinge"

von: Sonja Weiße
Bau digital
Julian Blum ist einer der Geschäftsführer des Start-ups Innovent Consulting GmbH und hilft Bauunternehmen, die für sie passende Software zu finden. Foto: Innovent Consulting

München. – Bauunternehmen schnell und effizient zu digitalisieren verspricht das auf die Baubranche spezialisierte Start-up Innovent Consulting GmbH. Seine Berater arbeiten mit der Hilfe von Algorithmen, die Unternehmensprozesse automatisiert aufnehmen und auswerten. Dadurch könnten Bauunternehmen erfahren, was es ihnen bringe, eine Software einzuführen und welche Software die Beste für sie sei, erklärte Julian Blum, einer der beiden Geschäftsführer, im Gespräch mit der ABZ. Außerdem beraten die Mitarbeiter Kunden dabei, welche Organisationsstruktur die Beste für sie ist. Neben traditionellen bauausführenden Unternehmen berät das Unternehmen auch Planungsbüros, Baustoffhersteller und Bauträger.Im Einzelnen analysieren die Mitarbeiter der Innovent Consulting GmbH zunächst die Organisationsstruktur und Arbeitsabläufe ihrer Kunden und schauen sich an, wie die Aufgaben in dem Unternehmen verteilt sind. Dabei setzen sie selbst entwickelte Software-Tools ein. Eine ganz neue Möglichkeit, die Blum und Mit-Geschäftsführer Paul Kaiser derzeit testen, ist es beispielsweise, Aktionen der Mitarbeiter am PC anonymisiert auf interne Arbeitsabläufe zu analysieren. Auch könnten die Berater Dokumente mit Barcodes versehen und so ihren Lauf durch das Unternehmen verfolgen oder Prozessdaten über Schnittstellen direkt aus den verwendeten Systemen auslesen, erläutert Blum. Aber oft würden die Mitarbeiter Arbeitsabläufe auch – ganz klassisch – mit Interviews und speziell angefertigten Fragebögen aufnehmen. Einen Prozess aufzunehmen und zu analysieren nehme ein bis zwei Tage in Anspruch. "Bei einem ganzen Unternehmen, in dem ja viele Prozesse ablaufen, dauert es sechs bis acht Wochen", so Blum.Nachdem die Datenpunkte übertragen sind, simulieren statistische Verfahren, was passieren würde, wenn eine Software eingeführt wird. Dabei werden die Soll-Prozesse verschiedener Softwarehersteller miteinander verglichen. Diese Berechnungen resultieren aus den Ergebnissen bereits durchgeführter Projekte. Außerdem gehen die Berechnungen auf die Angaben von Softwareunternehmen zurück, die mit der Innovent Consulting GmbH zusammenarbeiten und über die Funktionsweise ihrer Produkte Auskunft geben. Bei der Empfehlung für ein Produkt sei die Innovent Consulting GmbH jedoch komplett unabhängig, betont Blum. Die Software einzuführen übernimmt dann der jeweilige Softwarehersteller.Entstanden ist die Innovent Consulting GmbH aus einem Projekt bei der studentischen Unternehmensberatung Academy Consult an der Technischen Universität München. Im Rahmen eines studentischen Beratungsprojekts betreuten Blum und Kaiser einen Kunden aus dem Baubereich, der sich digitalisieren wollte. Dass er eine Software einführen wollte und auch welche, stand für den Kunden bereits fest, aber zuvor wollte er die Prozesse im Unternehmen verbessern.Seit diesem ersten Kontakt haben Blum und Kaiser sich vorgenommen, der Bauindustrie den Weg in die Zukunft ebnen. Denn dafür gebe es noch viel Bedarf, so Blum. Er vergleicht die Branche mit der Agrarwirtschaft. "Die standen auch ganz unten", sagt Blum mit Bezug auf den Stand der Digitalisierung. Inzwischen laufe in der Branche vieles vollautomatisch. Die Innovent Consulting GmbH hat es sich laut Aussage auf ihrer Internetseite sogar zum Ziel gesetzt, die Baubranche in die effizienteste und digital fortschrittlichste Industrie Europas zu verwandeln. Dass das nicht einfach wird, ist auch Blum klar. "Gerade Mittelständler tun sich extrem schwer bei der Digitalisierung", so seine Erfahrung.Da aktuell bei vielen Bauunternehmen die Geschäfte gut liefen, würden viele Geschäftsführer die Notwendigkeit der Digitalisierung nicht sehen. Ihnen sei es wichtiger, ihre nächste Baustelle fertig zu bekommen.Wenn die Konjunktur aber schwächele, werde sich das Problem zeigen, warnt Blum. Denn es sei ein großer Unterschied, ob ein Unternehmen 20 Mitarbeiter in einer Verwaltungsabteilung habe, die bei Mitbewerbern aufgrund digitalisierter Prozesse nur aus fünf Mitarbeitern bestehe. Er sehe täglich erstaunliche Dinge, wie Unternehmen, in denen Mitarbeiter noch mit einer Schreibmaschine arbeiten, oder Personen, die sich darüber freuen, ein Diktiergerät zu erhalten. "Und das teilweise bei Unternehmen, die 100 Millionen Euro Umsatz machen", sagt er. Das funktioniere bei diesen Firmen auch tatsächlich noch – aber nur, so lange die Konjunktur gut sei.Nicht nur von den Vorteilen der Digitalisierung müssen die Kunden zunächst überzeugt werden. Manche Unternehmen haben auch Vorbehalte wegen des jungen Alters der Geschäftsführer. "Der erste Schritt ist nicht einfach", so Blum über die Akquise. "Aber wenn wir den Kunden zeigen, was wir erreichen können, sind diese überzeugt." Denn durch die Digitalisierung könnten Kunden teilweise ihre Prozesskosten halbieren, sagt er. Dies betreffe vor allem administrative Abläufe, wie beispielsweise Rechnungseingang, Mängelmanagement und Zeiterfassung. Außerdem könnten die Firmen dadurch Arbeitskräfte für andere Aufgaben freischaufeln. Dies sei ein Argument, das in Zeiten des Mangels an Fachkräften viele Unternehmen überzeuge.Ab einer Unternehmensgröße von 30 bis 50 Mitarbeitern sieht Blum eine Prozessanalyse auf jeden Fall als sinnvoll an. Bei weniger Mitarbeitern sei es eine Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung. "Wenn es nur drei Anwender für ein System gibt, dann sind die Lizenzkosten oft höher als die tatsächlichen Einsparungen."Die Innovent Consulting GmbH sieht sich als Systemdienstleister. Sie hat freie Mitarbeiter in verschiedenen Städten, um im gesamten DACH-Raum aktiv sein zu können. In München ist die Verwaltung und Entwicklung der IT-Tools mit aktuell fünf Mitarbeitern ansässig. Das Ziel der beiden Geschäftsführer ist es, ihre Softwarenwendungen weiter auszubauen und zukünftig noch weniger auf Dienstleistung zu setzen. Hierfür soll die Entwicklungsabteilung auf 20, 30, eventuell sogar 50 Mann wachsen, kündigt Blum an. "In zwei, drei, vielleicht auch fünf Jahren könne das gelingen", meint er.

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