Stein-Elefant unter Denkmalschutz

Bremer Anti-Kolonialdenkmal aufwendig instandgesetzt

Remmers Modernisierung und Sanierung
Das (Anti-)Kolonialdenkmal "Elefant" in Bremen vor der Instandsetzung 2016. Fotos: Remmers

Bremen (ABZ). – Wer hinter dem Hauptbahnhof in Bremen in Richtung Bürgerpark spazieren geht, steht unverhofft vor dem eindrucksvollen Monument des weltgrößten Ziegelstein-Elefanten. Auf einem 15 x 12 m großen und 1,5 m hohen Sockel thront die mächtige Gestalt, gemauert aus dunkelrotem Oldenburger Klinker. Insgesamt 10 m hoch ist dieses Denkmal bzw. Mahnmal, das an Deutschlands Vergangenheit als Kolonialmacht erinnert. Gegen den anfänglichen Widerstand des Senats wurde er 1932 nach dem Entwurf des Bildhauers Fritz Behn errichtet. Bezahlt wurde sein Bau von Bremer Kaufleuten, die nach dem Ersten Weltkrieg an die guten Geschäfte in der Kolonialzeit erinnern und daran anknüpfen wollten.

Politisch korrekt wird das Monument heute als Anti-Kolonialdenkmal bezeichnet, um dessen Erhalt und Pflege sich der gemeinnützige Verein "Der Elefant" kümmert. Der Unterbau (Krypta) kann an der Kopfseite des Elefanten über sechs Stufen und ein bronzenes Tor betreten werden. Hier lag lange Zeit, auf einem Steintisch, ein Buch, in dem die 1490 Namen der im Ersten Weltkrieg in den deutschen Kolonien gefallenen Soldaten verzeichnet waren. Heute befindet sich das Totenbuch im Staatsarchiv Bremen.

Der Tod, dieses Schicksal drohte auch dem Bauwerk selbst. Moospolster auf den Fugen, Kalkaussinterungen durch Fehlstellen und Rissbildung im Fugennetz und der krönende Bewuchs mit einer Birke auf dem Haupt waren sichtbare Zeichen des Verfalls. Frank Deitschun, Sachverständiger in Bremen für Schäden an Gebäuden, hatte bereits im Januar 2016 ein Gutachten erstellt; seine Zusammenfassung: "Es ist 5 Min. vor Zwölf. Noch ein weiterer strenger Winter und Frostsprengungen im durchnässten Mauerwerk würden für unwiderrufliche Zerstörungen sorgen. Dem tatenlos zuzusehen, wäre auch eine Missachtung der eigenen Geschichte." Das überzeugte die Bremer Landesregierung und der Senat stellte 120.000 Euro für die Instandsetzung zur Verfügung, 60.000 Euro kamen aus Bundesmitteln hinzu. "Mit diesem Etat können wir die Instandsetzung des Klinkerbauwerks nach heutigem Stand der Technik in Angriff nehmen", freute sich der Vereinsvorsitzende Ralph Saxe.

Wie bei allen Sichtmauerwerken haben die Mörtelfugen auch beim Elefanten einen erheblichen Flächenanteil. Damit bestimmen sie die wesentlichen bauphysikalischen Eigenschaften des Mauerwerks. Defekte Fugen bewirkten eine hohe Wasseraufnahme und führten zu einem schwachen Verbund zwischen Mörtel und Ziegel. Die Folgen: Flankenabrisse, Auswaschungen, Frostschäden und Bewuchs.

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Die Bestandsfugen mussten aufgetrennt und ausgeräumt werden, bevor die Erneuerung stattfinden konnte.

Weitere Schäden verursachten Reparaturmaßnahmen in den 80er-Jahren. Seinerzeit war im Sockel des Denkmals eine Abdichtung gegen den Regen eingebaut worden und das war kontraproduktiv. "Darunter sammelt sich jetzt das Wasser", erklärt Deitschun, "Besonders an der Nord-West-Seite ist eine 100%-ige Durchfeuchtung entstanden, die bei starkem Frost zu einer Sprengung des Denkmals führen könnte."

Die Schäden an diesem außergewöhnlichen Klinkerbauwerk und die weitreichenden Anforderungen des Bremer Landesamtes für Denkmalpflege an die Restaurierung führten ein hochkarätiges Team zusammen. Es bestand aus: Dr. Achim Todenhöfer, Landesamt für Denkmalpflege, Frank Deitschun, ö.b.u.v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden, Matthias Lüllmann, Prokurist der Kathmann Bauunternehmung GmbH & Co. KG und Jens Engel, Produktmanager Bauten- und Fassadenschutz der Remmers Gruppe, Löningen.

Nach Erörterung aller Aspekte fiel der Entscheid für den Einsatz von Remmers-Systemen. Die Instandsetzung durchfeuchteter und verwitterter Bausubstanz zählt zu den Kernkompetenzen des Unternehmens. Sie ermöglichen eine Runderneuerung des Bauwerks unter Berücksichtigung aller Vorgaben der Denkmalbehörde. Mit der Umsetzung wurde die Kathmann Bauunternehmung GmbH & Co. KG in Bremen beauftragt.

Grundlage der Instandsetzungsplanung war das gemeinsam mit der Materialprüfanstalt Bremen erarbeitete Gutachten zur Bausubstanz. Über Materialproben wurden Feuchtigkeiten, Salzgehalt und weitere Parameter für die Instandsetzungsplanung ermittelt. Die Instandsetzungsarbeiten sollten während der Sommermonate durchgeführt werden, um so sicherzustellen, dass zu jedem Zeitpunkt ausreichende Bauteil- und Verarbeitungstemperaturen vorhanden sind. Als Material für die partielle Fugeninstandsetzung entschied sich das Team für eine modifizierte Remmers-Fugenschlämme. Prinzipiell erfolgt bei diesem System die Fugenerneuerung durch Einbringen eines speziellen, hydraulisch härtenden Materials. Es handelt sich dabei um eine feinkörnige Schlämme mit sulfatbeständigem Bindemittel. Sie gewährleisten eine hohe Beständigkeit, auch bei salzbelastetem Mauerwerk. Die verschlämmte Fuge zeichnet sich durch eine besonders gute Flankenhaftung aus, bedingt durch den hohen Bindemittelgehalt des Mörtels und die Einbring-Technik. Um die Eignung der Remmers Schlämmverfugung für das Baudenkmal Elefant zu prüfen, wurde durch den Remmers Technik Service RTS eine Problefläche angelegt. Nach Fertigstellung wurde sie von der Materialprüfungsanstalt (MPA) Bremen und dem Landesamt für Denkmalpflege Bremen eingehend bewertet und genehmigt.

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Das (Anti-)Kolonialdenkmal "Elefant" in Bremen nach der Instandsetzung 2017.

Zur Durchführung gelangte folgendes Konzept: Gründliche Fassadenreinigung mit dem Remmers Rotec-Verfahren, ein den Untergrund schonendes Niederdruck-Wirbelstrahlverfahren. Austausch defekter Steine durch neue, farblich angepasste Klinker. Tiefes Ausräumen defekter Altfugen und händisches Auffüttern mit Remmers Fugenschlämme, 2:1 verschnitten mit Quarzsand. Abschließend Schlämmverfugung der erneuerten sowie weiterer geschädigter Bereiche.

In Abstimmung zwischen der Materialprüfanstalt und der Denkmalpflege Bremen wurde auf eine Hydropohbierung der geschlämmten Flächen verzichtet, da in vielen Bereichen vorspringend vermauerte Ziegel mit rückläufiger Oberseiten-Neigung vorliegen, wodurch eine Hydrophobierung hinterlaufen werden könnte und zudem das Rücktrocknungspotential über die Außenoberfläche so hoch wie möglich verbleiben sollte.

Die aus Klinkersteinen errichtete Skulptur des Elefanten ist ein gewichtiges Bauwerk mit einem zweistufigen Unterbau. Die Basis beherbergt die Krypta, die über sechs abwärts führende Stufen durch ein bronzenes Tor betreten werden kann.

Um die Podestflächen unter dem Ziegelbelag abdichten zu können, wurden die schadhaften Klinkerbeläge im Zuge der Sanierungsarbeiten am Denkmal entfernt und erneuert. Die abdichtende Lage wurde mit Remmers MB 2K (Multi-Baudicht 2K) als wasserführende Schicht ausgebildet.

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Der erste Auftrag von MB 2K auf Kratzspachtelung.

Die neuartige Reaktivabdichtung ist für solche Aufgabenstellungen ideal geeignet. Hoch druckbelastbar und rissüberbrückend bis 2 mm vereint sie die Eigenschaften einer kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung (PMBC) mit denen einer mineralischen Dichtungsschlämme (MDS). Komfortabel ist darüber hinaus auch die kurze Abbindezeit von weniger als 18 Std. sowie die schnelle Regenfestigkeit.

Und so ging das Team bei der Sanierung und Instandsetzung des oberen Podestes vor:

  1. Abbruch der losen und hohlen Flächen des Verbundestriches
  2. Erneuerung der Verbundestrichflächen mit vorgegebenem Gefälle und geschwungener Form
  3. Abkleben der Randbereiche
  4. Aufbringen von Kiesol (1:1 mit Wasser verdünnt) als Haftgrund
  5. In den frischen Haftgrund Aufbringen der ersten Schicht MB 2K mit Schichtstärkenkelle 2 mm
  6. Einarbeiten von VF 120 Fugenbändern in die Eckbereiche
  7. Aufbringen der zweiten Lage MB 2K nach Trocknung der ersten Lage
  8. Legen der Rand-Betonfertigteile, vorgefertigt im Betonwerk aus brandgleichen Klinkern. Betonkern mit Edelstahlbewehrung für die Verankerung im Drainagemörtel.
  9. Einbau der Drainagemörtelschicht im direkten Verbund mit MB 2K
  10. Herstellen der Pflasterflächen und Verfugung mit Schlämmmörtel

Da auf eine Hydrophobierung ausdrücklich verzichtet wurde, ist auch nach der Instandsetzung mit einem zwar deutlich reduzierten, jedoch nicht zu vernachlässigenden permanenten Feuchtigkeitstransport innerhalb des Mauerwerks zu rechnen. Um erneute Kalkausblühungen und -aussinterungen auf der Außenseite des Elefanten zu vermeiden, sollte dieser Feuchtestrom möglichst gerichtet ins Innere des Elefanten geführt werden. Dies wird durch eine verbesserte Belüftung des Hohlraums bewerkstelligt. Um Feuchtigkeit und Salze auch auf der Innenseite möglichst schadensfrei aufzunehmen und gleichzeitig die Abtrocknung nicht zu behindern, wurden die Innenoberflächen des Elefanten mit Remmers Kompressenputz versehen. Er erfüllt alle formulierten Bedingungen und fungiert als Opferschicht, um die wertvolle Substanz des Elefanten selbst zu schützen.

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