Stolz und selbstbewusst

Klinkerriemchen machen Auftakt zur Stadtentwicklung

Hagemeister Architektur
Eine Besonderheit sind die versetzt angeordneten Patiobalkone mit auskragenden Ecken. Foto: Hagemeister

SCHLIEREN (ABZ). - Als erster Neubau im Bahnhofsquartier Schlieren ist das parkside-Gebäude der Beginn der Zentrumsentwicklung. Mit dem Entwurf vereinen die Gewinner des Wettbewerbs, weberbrunner architekten aus Zürich, verschiedene Nutzungen: 20 Geschäfte, ein Großverteiler, Restaurants, Büros, Arztpraxen und 99 Wohnungen sind in dem Bauwerk unter einem Dach vereint. Eine Bandfassade kennzeichnet die unterschiedlichen Geschosse, auf denen Gewerbe und Wohnräume angeordnet sind. Klassische ziegelrote Hagemeister Klinkerriemchen der Sortierung "Westfalen" unterstreichen diese horizontale Wirkung an der zur Straße gewandten Seite. Zudem verleiht die Hülle dem parkside eine stolze Ausstrahlung und nimmt die Massivität des Baus gegenüber dem Stadtplatz und dem Stadtpark zurück.

Die Überbauung von Geschäfts-, Dienstleistungs- und Wohneinheiten ist ein Kennzeichen des Wandels im Schlieremer Zentrum. Der Ort mit über 17 600 Einwohnern entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten von einer Gemeinde am Zürcher Stadtrand zur eigenständigen Stadt. Dies drückt sich auch in der Architektur südlich des Bahnhofs aus. weberbrunner architekten gewannen 2005 den Wettbewerb für den städtebaulichen Studienauftrag. In diesem Projekt wird das historische Stadtzentrum zu einer Einheit zusammengefasst. Diese gilt als Ausgangspunkt der Schlierener Einkaufsstraße und verbindet den alten Stadtkern mit dem neuen Bahnhofsquartier.

Umgeben von Bahnhof-, Ring- und Güterstraße prägt das 2011 fertiggestellte parkside auf einem Grundstück von 5700 m² das neue Zentrum von Schlieren. Nachhaltigkeit stellte ein wichtiges Element bei der Realisierung der Zentrumsüberbauung dar, die nach dem Standard Minergie zertifiziert ist. Sowohl die Mischnutzung als auch die erhöhte Dichte tragen zum städtischen Charakter der Blockrandbebauung bei. Das Gebäude bildet einen Mantel bestehend aus einem Untergeschoss, einem Erdgeschoss sowie fünf Obergeschossen. Zwei Parkflächen auf den beiden unteren Ebenen und ein Erdgeschoss, über dem sich ein bepflanzter Innenhof befindet, formen den Kernbereich. Die Nutzungen sind räumlich strukturiert, was sich in der Gebäudefassade widerspiegelt. Private Räume sind durch die Etagen klar von gewerblichen Flächen abgegrenzt. Nach außen zeigt das parkside sein rhythmisches Gesicht während die innenliegenden Hoffassaden eher mit spielerischen Elementen versehen sind.

Die nach oben schmaler werdenden Bänder strukturieren die Fassade und fügen die Ebenen zu einem Ganzen zusammen. Der eingesetzte Klinker verleiht den Geschossen dabei einen eigenständigen Ausdruck. Als applizierte Haut schmücken Hagemeister Klinkerriemchen der Sortierung "Westfalen" die einzelnen, markanten Fassadenbänder. Im Halbstein-Läuferverband verarbeitete Riemchen mit dem Normalformat 240 x 15 x 71 mm legen sich als Furnier aus 2 cm starken Scheiben um den Mantelbau. Die ziegelroten Steine prägen die gesamte Gebäudefront und zieren auch Fensterbänke, -stürze und -rahmen. Somit finden sie ebenfalls Einzug in die Innenräume des Bauwerks. Entlang der Bahnhofstraße setzt sich der Klinker nach innen an der Hoffassade fort und schafft somit einen Übergang zwischen äußerer Stadt und innerem Raum. Mit dem warmen Rotton geht er ein harmonisches Zusammenspiel mit den benachbarten Bauten, einer Stadtbibliothek in blauer Farbgebung und einem ockerfarbenen Altbau ein. Der Einsatz von Klinkerriemchen kommt der Statik zugute – durch ihr geringes Gewicht konnten sie problemlos an der Schottenstruktur des Mantelbaus angebracht werden. Die Klinkerbänder sind versetzt angeordnet, so dass sie das abfallende Gelände nachzeichnen und auf der 300 m langen Hauptfassade Akzente setzen. Eine Besonderheit stellen die im Nordwesten versetzt angeordneten Patiobalkone mit auskragenden Ecken dar. Mit ihrer speziellen Ausrichtung erzeugen Sie das Bild ineinander gefalteter Hände. Der Klinker hebt diese durch seine markante Struktur deutlich hervor. Als klassisches Material der Gründerzeit setzt er die Tradition der Blockrandbauten fort und zeigt gleichzeitig den Wandel zum urbanen Lebensraum auf.

Über die Gestaltung mit Klinkerriemchen hinaus bestimmen Beton und Glas das Fassadenbild. Der Glasanteil nimmt gegenläufig zu den abnehmenden Klinkerbändern nach oben hin zu und sorgt für Leichtigkeit. Gleichzeitig folgt er der reduzierten Einsicht und dem Geräuschvolumen vom Straßenraum. Die Klinkerbänder erden das Gebäude und verleihen ihm Standhaftigkeit, Stolz und Selbstbewusstsein. Zusätzlich bieten verglaste Loggien an der Straßenseite introvertierten Freiraum. Balkone an der Hofseite tragen das Innenleben des Gebäudes nach außen. Im Wechselspiel mit Beton dient Glas als Gestaltungselement der Balkone. Trotz der starken Gliederung bildet das Gebäude nach außen eine Einheit. Es greift die Tradition des klassischen Städtebaus auf und kombiniert diese mit zeitgemäßer Urbanität.

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