Straßenaufbau vor Ort instandsetzen

Kaltrecycling-Verfahren setzt sich zunehmend durch

Wirtgen Straßenbautechnik
Der Kaltrecycler W240CRi mit Einbaubohle beim Recyclingeinsatz auf einer Autobahnbaustelle. Foto: Wirtgen

Windhagen (ABZ). – Um die Funktionsfähigkeit der Straßeninfrastruktur langfristig zu erhalten, muss der Straßenaufbau strukturell instandgesetzt werden. Für dieses Anforderungsprofil entwickelte Wirtgen den leistungsstarken Kaltrecycler W 380 Cri. Auf der bauma stellte das Unternehmen die neue Maschine zum ersten Mal vor. Das Kaltrecycling-Verfahren, bei dem die Wiederverwertung des Oberbau-Materials Grundvoraussetzung ist, sei heute schon im Trend und als Lösung in Zukunft mehr denn je gefragt, so der Hersteller. Beim Kaltrecycling in-place werde der Asphaltoberbau je nach Beschädigung vollständig oder schichtweise von einem Recyclingzug auf ganzer Fahrbahnbreite in einem Übergang und unter Zugabe von Bindemitteln vor Ort aufbereitet und gleich wieder eingebaut. Herzstück des Zuges sind kettengeführte Kaltrecycler wie der neue W 380 CRi von Wirtgen. Der Recycler fräst die Fahrbahn – bei verfügbaren Arbeitsbreiten von 3200, 3500 und 3800 mm – in den meisten Anwendungsfällen zwischen 100 und 300 mm tief. Gleichzeitig granuliert er das Material und verwandelt es durch die Zugabe von Bindemitteln wie Zement, Bitumenemulsion oder Schaumbitumen in ein neues, homogenes Baustoffgemisch. Mit einer Mischleistung bis 800 t/h kann der Kaltrecycler über sein schwenk- und höhenverstellbares Abwurfband viel recyceltes Material in Heckverladung an einen Vögele Fertiger übergeben. "Dadurch sind sehr hohe Tagesleistungen möglich", so Wirtgen. Die finale Verdichtung übernehmen Hamm Tandem- und Gummiradwalzen.

Kettengeführte Recycler von Wirtgen arbeiten beim Recyclingeinsatz im Downcut. Das Verfahren, bei dem der Fräs- und Mischrotor im Gleichlauf rotiert, hat der Kaltrecycling-Pionier bereits vor Jahren entwickelt. Das Verfahren ermöglicht bei der Aufbereitung des Materials, Stückgrößen auch und gerade von brüchigen, dünnen, alten Asphaltstraßen gezielt zu verteilen.

Auch für Straßen, die im Kaltrecycling-Verfahren instandgesetzt werden, gelten im Hinblick auf deren Nutzungsdauer die gleichen Anforderungen wie für Straßen, die nach konventionellen Verfahren dimensioniert und gebaut werden. Wirtgen hat eigenen Angaben zufolge mit der Entwicklung seines eigenen Laborequipments Lösungen geschaffen, die die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Instandsetzungsmaßnahmen bereits im Vorfeld sicherstellen. So werde nicht nur die Zusammensetzung des aufbereiteten Mischguts definiert. Die Qualität und Eigenschaften würden auch anhand von Probekörpern in Triaxial- und Spaltzugfestigkeits-Tests direkt untersucht. Auch die Schaumbitumen-Qualität lasse sich bereits vor Baubeginn im Baustofflabor genau definieren.

Speziell das Kaltrecycling mit Schaumbitumen rücke immer mehr in den Fokus von Straßenbaubehörden und Bauunternehmen. Dabei werde der Schaumbitumen mit dem vorliegenden Baustoff in-place verarbeitet. Das neu entstandene bituminöse Mischgut werde als BSM (bitumenstabilisiertes Material) bezeichnet. Nach abschließender Verdichtung habe es eine langfristige und hohe Tragfähigkeit. Im Langzeitverhalten zeige sich ein weiterer Vorteil des BSM: Das eingemischte Schaumbitumen führe zur punktuellen Haftung innerhalb der Kaltrecyclingschicht. Somit bilden sich keine Risse. Die so aufbereiteten, dauerhaften Schichten seien im Straßenoberbau eine gute Grundlage für den abschließenden Asphaltüberbau mit erheblich reduzierter Schichtdicke. Beim Kaltrecycling-Verfahren könne zudem bei der Aufbereitung des Materials viel Energie eingespart werden. Denn die Ausgangsstoffe müssten weder getrocknet noch erhitzt werden, so dass 10–12 l/t Kraftstoff weniger als bei konventionellen Sanierungsverfahren verbraucht würden. Der Oberbau werde fast vollständig wiederverwertet, es sei daher nur noch ein Zehntel der Transporte von Baumaterial nötig. Gleichzeitig könnten 90 % an Ressourcen gespart werden. Und die Kosten für die Entsorgung von Material entfielen fast vollständig. Daraus werde deutlich weniger Kraftstoff verbraucht und weniger CO2 ausgestoßen. Das größte Einsparungspotenzial bei der Kaltrecycling-Bauweise seien jedoch die Bindemittel. Hier würden sich Einsparungen von bis zu 50 % ergeben. Denn nach wie vor seien Bindemittel der größte Kostenfaktor in der Straßensanierung. Durch die besonderen Eigenschaften des BSM sei die Kaltrecycling-Technologie - über den gesamten Nutzungszeitraum der Straßen gesehen – also sehr günstig.

Da das Ausbaumaterial sofort wieder verwertet werde, sei außerdem die Logistik schlank und das Kaltrecycling in-place deutlich schneller als konventionelle Sanierungsmethoden. Der komplette Recyclingzug könne in der Breite einer Fahrspur untergebracht werden. Auf zweispurigen Straßen werde auf der Breite einer Fahrspur recycelt, während der Verkehr einspurig auf der anderen Fahrbahnseite an der Baustelle vorbei geführt werden könne. Außerhalb der Arbeitszeiten könne üblicherweise die gesamte Straßenbreite genutzt werden, da auch die frisch recycelte Fahrbahn unmittelbar nach abgeschlossener Verdichtung temporär mitgenutzt werden könne. Neben den Modellen W 380 CRi (775 kW; EU Stage 5/US Tier 4f) und W 380 CR (708 kW; EU nicht reguliert/US Tier 2) umfasse die neue Generation der Wirtgen Recycler auch den W 240 CRi (775 kW; EU Stage 5/US Tier 4f) und W 240 CR (708 kW; EU nicht reguliert/US Tier 2).

Die Recycler W 240 CRi und W 240 CR könnten auch mit integrierter Vögele Variobohle AB 375 T ausgestattet werden und hätten eine max. Arbeitsbreite von 2350 mm. Die vier Kaltrecycler seien darüber hinaus als effiziente Hochleistungsfräse im klassischen Upcut-Verfahren einsetzbar. Durch eine starke Motorisierung und Förderbandkapazität würden sie bei einer max. Frästiefe bis 350 mm hohe Ausbauleistungen schaffen – z. B. beim Ausbau kompletter Asphaltpakete oder bei großflächigen Sanierungsmaßnahmen wie auf Autobahnen oder Start- und Landebahnen von Flughäfen.

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