Strukturmatrizen für Ornamente

Säulen für drittgrößte Moschee der Welt

ALGIER/ALGERIEN (ABZ). - Mit der Djamaâ el Djazaïr Moschee entsteht derzeit in Algier ein Gotteshaus, das dem Vergleich mit anderen riesigen religiösen Gebäuden locker standhält. Bspw. übertrifft die Moschee in ihren räumlichen Dimensionen den Petersdom in Rom. Das 265 m hohe Minarett schlägt den bisherigen Rekordhalter in Casablanca um Längen. Entworfen wurde das Gotteshaus von dem Planungsbüro KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt, dessen Mitarbeiter in ihrem Konzept den Moschee-Säulen eine äußerst wichtige Bedeutung beimessen. Diese sind in dem Objekt nicht nur tragendes, sondern auch architektonisch gestalterisches Element. Durch die ästhetische Formgebung und geschickte Anordnung der Stützen gelingt es den Architekten, der Moschee trotz ihrer gigantischen Abmessungen ein luftiges lichtdurchflutetes Erscheinungsbild zu verleihen.

Insgesamt 618 achteckige Säulen sieht der architektonische Entwurf vor. Diese sind extrem schlank, schneeweiß und bis zu 32m hoch. Da sie die Architektur entscheidend prägen ist es wichtig, dass ihre Ecken scharfkantig gestaltet und ihre Oberflächen fehlerfrei ausgeführt werden. Um dies zu gewährleisten beauftragten die Verantwortlichen die Firma Europoles aus Neumarkt in der Oberpfalz. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert Masten (z. B. für Stromleitungen) aus Schleuderbeton zu erstellen. Hierfür füllen die Mitarbeiter des Unterneh-mens Beton in einen länglichen Hohlkörper, der mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800U/min längs rotiert. Dadurch wird der Beton mit der 20-fachen Erdbeschleunigung an die Schalungswände gepresst, was zur Folge hat, dass die Oberfläche der fertigen Betonelemente äußerst gleichmäßig und lunkerfrei ist. Durch die Zentrifugalkräfte entsteht in der Mitte des Rohres ein Hohlraum. Dieser wurde bei der Moschee für die Dachentwässerung bzw. zum Durchführen der Leitungen für Kamera- und Beleuchtungstechnik genutzt.

Neben ihrer perfekten Oberfläche weist ein Drittel der Säulen mindestens ein umlaufendes Relief auf, das ein typisch orientalisches Ornament zeigt. Selbstverständlich legten die Verantwortlichen bei solch einem auffälligen Dekor großen Wert auf höchste Präzision. Um diese gewährleisten zu können, fertigte Europoles das Relief mit Hilfe von NOEplast. Diese Schalungsmatrizen aus dem Hause NOE-Schaltechnik zeichnen sich durch ihre hohe Abformpräzision aus. Hierzu müssen die Matten nur in die Schalung gelegt oder geklebt werden – je nachdem ob es sich um Fertigteil- oder Ortbeton handelt.

Alle weiteren Arbeitsschritte bleiben unberührt. Das bedeutet der Anwender kann den Beton wie gewohnt vergießen, verdichten und aushärten lassen. Anschließend wird die Schalung entfernt und die gewünschte Struktur sichtbar. Ähnlich verlief die Herstellung der Moschee-Säulen auch bei Europoles. Allerdings mussten die Mitarbeiter des Unternehmens hier sehr genau darauf achten, dass die Stöße an allen acht Säulenecken harmonisch zusammen passen. Da die Säulen unterschiedliche Durchmesser besitzen, lieferte NOE-Schaltechnik Matrizen, bei denen die sternförmige Struktur an die verschiedenen Abmessungen angepasst war. So konnte sichergestellt werden, dass das Relief wie ein schönes, umlaufendes Band erscheint. Die Vorgabe zu dem arabesken Motiv kam von den Mitarbeitern des Architekturbüros. NOE-Schaltechnik fertigte die Schalungsmatrizen individuell nach deren Wünschen. Daneben bietet der Hersteller auch ein umfangreiches Sortiment an Standardstrukturmatrizen an. Darunter befinden sich z. B. unterschiedliche Stein- und Mauerwerkstrukturen sowie florale Motive und vieles mehr. So lassen sich Betonflächen im Innen- und Außenbereich auf sehr einfache Art individuell gestalten. Nachdem die Europoles-Mitarbeiter die Stützen aus der Schalung genommen hatten, mussten diese noch nachbehandelt werden. Dabei wurde die Oberfläche kontrolliert, eventuelle Grate entfernt und die Stützen sorgfältig für den Transport verpackt.

Die Säulen des Gebetssaales (32 Stück) sind über 32m hoch. Sie konnten nicht als Ganzes gefertigt und transportiert werden. Stattdessen erstellten die Europoles-Mitarbeiter sie in drei Teilen, die jeweils etwa 10m lang und 34 t schwer waren. Sie wurden in Algier durch eine Steckstoßverbindung zusammengekoppelt. Der Zwischenraum zwischen Zapfen und Wand wurde mit Vergussbeton gefüllt. Bei der Konzeption der Stützen mussten die Planer berücksichtigen, dass Algier ein erdbebengefährdetes Gebiet ist. Jede Stütze im Moscheebau trägt eine Dachfläche von 125 m² bzw. hält einer Kraft von 6,0 MN stand. Um das Gebäude für den Erdbebenfall zu rüsten, mussten die Verantwortlichen dafür sorgen, dass der Beton der Stützen vor allen anderen Elementen bricht. Der Bewehrungskorb der Säulen hingegen soll möglichst intakt bleiben und in der Lage sein, das Dach zu tragen. Nur dadurch wird das Gebäude nicht schlagartig in sich zusammenstürzen. So haben die Besucher eine Chance sich in Sicherheit zu bringen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Gebäude niemals einer solchen Katastrophe ausgesetzt sein wird und sich die Gläubigen ungestört in den schönen Räumen aufhalten können. Die Fertigstellung der Moschee ist für Mitte 2017 geplant.

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