Tagung des Rohrleitungsbauverband
Veränderung selbst und aktiv mitgestalten
"Wir brauchen weniger staatliche Regulierung und mehr Vertrauen in die kreative Kraft des Unternehmertums. Nur gemeinsam werden wir unser Land erfolgreich transformieren", betonte rbv-Präsident Dr. Ralph Donath bei der Jahresauftaktveranstaltung des Tief- und Leitungsbaus, zu der der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Rohrleitungsbauverband (rbv) Ende Januar rund 200 Teilnehmende in Berlin begrüßen durften.
Sachverständige Expertise ist das A und O
"Eine erfolgreiche Umsetzung der Wärme-, Energie und Verkehrswende wird nicht staatlich reguliert "top-down" funktionieren, sondern sie muss unter Bezugnahme auf die sachverständige Expertise des Leitungsbaus "bottom-up" vorangetrieben werden", so Donath.
Nach der wirtschaftlichen Stagnation und massiven Investitionsrückgängen der jüngsten Vergangenheit sei es nun an der Zeit, den Zustand der Erstarrung zu überwinden. Eine wesentliche Maßnahme in diesem Kontext sei ein konzentrierter Abbau unnötiger Bürokratie, der schon seit langen Jahren ebenfalls von vielen politischen Vertretern gefordert werde. Für mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit seien daher unter anderem eine zunehmende Digitalisierung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) performante Tools im Werkzeugkasten innovationsorientierten unternehmerischen Handelns. "Wir befinden uns an einem Kipppunkt der Wirtschaft! Wir müssen jetzt Veränderungen anstoßen und unsere Prozesse optimieren, um zukunftsfähig zu bleiben", hob Donath mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl und die Notwendigkeit richtungsweisender Strukturreformen in der nächsten Legislaturperiode hervor. "Selbstverständlich wird die neue Bundesregierung die für unsere Gesellschaft und für unsere Branche relevanten Weichen für die Nutzung von KI, Digitalisierung insgesamt und die Transformation unserer Arbeitswelt neu justieren", so rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann in seiner Anmoderation der Tagung. Dabei betonte auch Hesselmann das historische Moment im Vorfeld der Wahl, in dem alle großen Parteien in ihren Wahlprogrammen den Themenfeldern Entbürokratisierung, Digitalisierung und KI großen Raum böten.
Grundlegende Richtungsentscheidungen erhofft
"Wir stehen kurz vor einer Wahl, von der sich sowohl die Wirtschaft als auch die Bürgerinnen und Bürger hierzulande grundlegende Richtungsentscheidungen erhoffen", begann Tim-Oliver Müller, Geschäftsführer bei HDB, seinen Impulsvortrag am ersten Veranstaltungstag. Dies sei ein entscheidender Augenblick, in dem auch die Bauindustrie nun in der Pflicht stünde, ihre Erwartungen an die Politik und ihre Veränderungswünsche klar zu kommunizieren. Dabei fordere der Verband keine Subventionen, sondern Investitionen, um generationengerechtes Bauen hierzulande sicherzustellen.
Bürokratie muss dringend verringert werden
"Eine weitere Grundvoraussetzung eines zielgerichteten und zukunftsfähigen Bauens ist der Bürokratieabbau. Hinzukommt, dass wir für eine nachhaltige Produktivitätssteigerung – die demografische Situation macht dies notwendig – verstärkt auf technisches Wissen setzen und Fachkräfte gezielt ansprechen müssen. Auch Digitalisierung und KI werden zu einem grundlegenden Zugewinn an Effizienz führen." "Die Bauwirtschaft" – so Müller weiter – "macht mit ihren rund eine Millionen Beschäftigten gut 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus". Damit sei sie ein grundlegender Konjunkturmotor dieses Landes, trage aufgrund der aktuellen Schwäche, die sich vorwiegend im Wohnungsbau manifestiere, aber leider ebenfalls nicht unerheblich dazu bei, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland nicht zufriedenstellend sei. Weitere Themen wie "AI – Past, Present and Future", "Die Zukunft der Vermessung ist automatisiert" oder "Innovative Projektabwicklung – Plädoyer für einen Paradigmenwechsel", vermochten es durchweg, das Interesse der Teilnehmenden zu wecken.
Tarifthemen in den Vortragsfokus gerückt
Mit seinem Vortrag "Tarifpolitisches Schlaglicht und Arbeits- und Sozialpolitik im Fokus der neuen Legislatur" warf RA Stefan Brettschneider, Geschäftsbereichsleiter Recht, Sozialpolitik und Fachkräfte beim HDB, zum Auftakt des zweiten Tages einen Blick zurück auf den jüngsten Tarifabschluss und gab erste Spotlights auf die demnächst anstehenden Tarifthemen. Mit der Ost-West-Angleichung sowie der Schließung von Lücken bei Ausbildungsvergütungen seien mit dem Abschluss immerhin einige wichtige Dauerbrenner in der Auseinandersetzung mit den Arbeitnehmervertretern geregelt worden. Als nächste Verhandlungsfelder stünden nun unter anderem Regelungen für den Tarifvertrag für die Berufsausbildung, die Ost-West-Angleichung bei der Rente oder die Wegezeitentschädigung auf der Agenda.
"Die anstehende Bundestagswahl 2025 wird richtungsweisend für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie stellt den Zusammenhalt, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und das Vertrauen in die Demokratie auf die Probe", unterstrich Hesselmann zum Abschluss der Veranstaltung. Nur in der Gemeinschaft – so etwa im rbv – werde es leichter fallen, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern.
Energiewende gilt als eine der größten Aufgaben der Branche
"Eine der größten Aufgaben – auch für unsere Branche – ist und bleibt die Umsetzung der Energiewende", hob Donath nochmals hervor. "Wir schauen hier auf ein gewaltiges Projekt mit Kosten zwischen zwei und sechs Billionen Euro." Gerade der Leitungsbau könne eine Schlüsselrolle spielen, indem er mit Auftraggebern maßgeschneiderte Lösungen für die Industrie entwickele. "Bitte bringt Euch ein und wirkt aktiv mit an einer konstruktiven Gestaltung der wirtschaftlichen Transformation", verabschiedete Donath die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Vorfreude auf ein Wiedersehen auf der 75-Jahr-Feier des Rohrleitungsbauverbandes im Mai dieses Jahres.
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