Tierisch ökologisch

Natürliche Dämmung aus Schafwolle

Dämmstoffe
Neben den Dämmeigenschaften ist es auch die einfache Verarbeitung, die für Bauherrn interessant ist. Foto: Daemwool

TRABERG/ÖSTERREICH (ABZ). - Natürliche Rohstoffe als Grundlage für ökologisches Bauen sind immer gefragter. Das betrifft auch die Wärmedämmung. Neuerdings wird auch Schafwolle zur Fassadendämmung eingesetzt.

Das Thema Wärmedämmung steht vor allem bei Sanierungen von Gebäuden an oberster Stelle. Meist wird beim sogenannten Vollwärmeschutz dabei die gesamte Fassade mit Dämmmaterial beklebt. Was bei den verwendeten Materialien meist nicht bedacht wird, ist der Energieaufwand, der zur Herstellung, aber auch zum Transport und schließlich zur Entsorgung notwendig ist. Berechnungen des Instituts für Gebäude und Energie an der TU Graz haben bspw. ergeben, dass manche Fassadensysteme 20 Jahre brauchen, ehe sie jene Energie eingespart haben, die für die Produktion notwendig war. Immer mehr Bauherren wollen deshalb auf biologische und natürliche Baustoffe ausweichen. Im Bereich der Dämmsysteme beginnt sich nun Schafwolle als Material zu etablieren. Denn zur Herstellung wird nur ein Zehntel jener Energie benötigt, die für künstliche Dämmstoffe benötigt wird.

Das Schaf produziert in den unterschiedlichsten Klimazonen Wolle zum Schutz vor Kälte und Hitze, von den Alpen bis Südafrika, von den windigen Nordseeküsten bis zu den heißen Steppen Australiens, von Kanada bis Südamerika. Obwohl die weltweit 1,2 Mrd. Schafe ca. 2,5 Mrd. kg Wolle pro Jahr produzieren, wird (laut Internationalem Woll-Textil-Verband IWTO) nur die Hälfte genutzt und der Rest deponiert, obwohl dieser Naturrohrstoff praktisch ohne äußere Energiezufuhr wächst. Deshalb wird der Rohstoff verstärkt mit geringem Energieaufwand, CO2- und ressourcenschonend zu Schafwolldämmung weiterverarbeitet.

Die Schafwollfaser wächst bereits als Hightechfaser auf dem Rücken des Schafs. Durch die stehende Form, die durch das patentierte Natiso-Verfahren gewehrleistet wird, ist der Dämmstoff formstabil. Die gekräuselte Wollfaser, einer Spiralfeder gleichend, wirkt atmungsaktiv und ermöglicht die Diffusion von Wasser. Zudem haben Forschungen nachgewiesen, dass die Schadstoffe, wie etwa Formaldehyd, aus der Umgebung neutralisieren kann. Auch Mäuse und andere Nageltiere meiden die Faser, weil sich die entstandenen Gänge sofort wieder schließen und außerdem ungenießbar sind. Auch größere Projekte können mit Schafwolle gedämmt werden. Für die neue Landwirtschaftsschule Altmünster beispielsweise wird allein Schafwolle eingesetzt.

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Dämmstoffe
Die gekräuselte Wollfaser, einer Spiralfeder gleichend, wirkt atmungsaktiv und ermöglicht die Diffusion von Wasser. Foto: Daemwool

Neben den Dämmeigenschaften ist es auch die einfache Verarbeitung, die für Bauherrn interessant ist. Denn die Dämmmatten lassen sich ohne Spezialwerkzeug in die passende Form reißen. Aus diesem Grund ist die Schafwolldämmung für verschiedenste Bereiche anwendbar, nicht nur bei der bereits erprobten Innendämmung, sondern zunehmend auch im Fassadenbau. "Hier entfaltet der Dämmstoff seine volle Wirkung", sagt der Bauleiter Armin Fetz. Am besten harmonisiert Schafwolle mit Holzhäusern, bietet aber auch für Massivhäuser eine Menge Vorteile. Schafwolle weist einen molekularen Aufbau auf, der sie weitgehen resistent gegen den mikrobiellen Abbau macht. Sie ist außerdem schwer entflammbar und schmutzabweisend. Einziger Feind ist die Motte, die sich vom Keratin der Schafwolle ernährt. Um Mottenfraß zu verhindern, wird die Schafwolle mit einem Harnstoffderivat behandelt, das laut Herstellern langfristig Schutz bietet. Das verwendete Mittel findet seit vielen Jahrzehnten auch Einsatz in der Bekleidungsindustrie, wird nur in einer sehr geringen Konzentration verwendet und dampft und wäscht sich nicht aus.

Die höhere Investition in den Naturdämmstoff rentiere sich nach kürzester Zeit, erklärt Kurt Tumfart vom oberösterreichischen Hersteller Daemwool: "Hochqualitative Produkte haben zwar ihren Preis, doch rechnet sich die nachhaltige Dämmung und die Ersparnis einer Dampfsperre mit der Zeit. Die höhere Qualität kommt sofort in Form des gesunden und angenehmen Raumgefühl zur Geltung." Denn der Baustoff ist auch für die Raumatmosphäre günstig. Da Schafwolle ein Drittel seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, ohne damit die Dämmeigenschaften zu beeinträchtigen, erhält der Raum ein ausgeglichenes und gesundes Klima.

Dass Schafwolldämmstoff stinkt, weist Tumfart ebenfalls zurück. Nach der Schafschur werde die Wolle gesammelt und in speziellen Wollwaschanlagen mit Seife und Soda schonend gereinigt. Dabei tritt ein Gewichtsverlust von rund 80 bis 40 % auf, der vor allem auf Schmutzanteile zurückzuführen ist. Der der Schafwolle eigene, oft als unangenehm empfundene Geruch geht auf den Gehalt Lanolin (Wollfett) zurück, das bei der Wollwäsche ebenfalls auf einen Gehalt von 0,5 bis 0,8 % reduziert wird. Tumfart: "Damit bleibt die wichtige Funktion des Lanolins für die Geschmeidigkeit der Wollfaser noch erhalten, der Geruch ist allerdings neutral."

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