"To BIM or not to BIM?"

Wie geht es nach der BIM World München weiter?

von:

Frank Weiß

Bau digital
Frank Weiß. Foto: Conject

BIM wird auch im deutschsprachigen Raum populärer. Immer häufiger treffen sich Experten und Interessenten auf Kongressen, Messen und Workshops zu dem Trendthema. So auch vom 29. bis 30. November auf der BIM World in München. Berechtigt stellt sich mancher die Frage: Wo steht Deutschland beim Thema BIM und der Digitalisierung der Bauindustrie?

München. – Zahlreiche Gespräche an den Ständen der Aussteller, nach den Vorträgen und während der Pausen haben wir als sehr substanziell erlebt. Ein gutes Indiz dafür ist, dass das Thema zum einen auf allen Ebenen – Europäische Union, Stufenplan Deutschland, buildingSMART, planen bauen 4.0 – massiv vorangetrieben wird und Neueinsteiger zunehmend die Chancen in BIM für Optimierungen erkennen. Dazu trägt auch bei, dass fast wöchentlich neue Anwendungsszenarien wie Pilze aus dem Boden schießen und den Beteiligten den konkreten Nutzen vor Augen führen. Damit verlässt die Digitalisierung mehr und mehr die Tekkie- und Mythos-Ecke.

BIM, Building Information Modeling oder Building Information Management, ist eine Methode, keine reine Technologie. Um BIM erfolgreich umzusetzen, sind in Anlehnung an die fünf BIM-Komponenten von ViCon aus unserer Sicht folgende Bausteine bedeutsam: Technologie, Regeln, Prozesse, der Aufbau der Qualifikation bei den Beteiligten und die Rolle des BIM Managers. Die Technologie steht an erster Stelle und ermöglicht erst den Einsatz. Namentlich wird eine Autoren-Software für Modelle benötigt, wie Revit, ArchiCad und Allplan sowie eine für die Wertschöpfung entscheidende Common Data Environment (CDE), wie Conject und Aconex sie anbieten. Auf Basis der Technologie sind als zweiter Baustein Regeln der Zusammenarbeit – nationale oder unternehmensspezifische Standards, Verträge, Organisationen – hilfreich und notwendig. Die dritte Komponente sind Prozesse, die festzulegen sind und sich bspw. an den Auftraggeber-Informationsanfragen (AIA) orientieren. Diese Anforderungen kommen vom Auftraggeber, dem Besteller, es sei denn, er delegiert diese Aufgabe an einen von ihm beauftragten Vertreter in der Wertschöpfungskette. Von entscheidender Bedeutung ist an vierter Stelle der Aufbau der Qualifikation bei den Beteiligten, so dass auch mit den Methoden und Technologien optimal gearbeitet werden kann.

Als fünfte Komponente kommt die neue Rolle des BIM Managers in die Projektarbeit dazu. Dieser sollte Interessenten sowohl im Vorfeld als auch in der Durchführung ganzheitlich beraten können. Alle fünf Punkte sind für einen erfolgreichen Start mit der BIM-Methode notwendig und sollten berücksichtigt werden. Modell-Software wird seit fünf bis zehn Jahren bereits auch in Deutschland zur Erstellung geometrischer Modelle genutzt und teilweise etwas unscharf als BIM bezeichnet, da entscheidende Elemente schlicht fehlen. In zahlreichen Studien, u.a. anderem von McGrawhill sowie in der Conject-BIM-Studie 2015, wurde der Nutzen von BIM untersucht. Demnach liegt dieser vor allem in der Vermeidung von Fehlern und der Wiederholung von Arbeiten, bei einer durchschnittlichen Fehlerquote im Bau von 10 %.

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In den reifen BIM-Märkten geht der Trend klar zu "Social-OpenBIM-Lösungen". Grafik: Conject

Um die Vorteile von BIM zu ermöglichen, kommt der CDE eine entscheidende Bedeutung zu. Die CDE ist die Plattform, auf der sämtliche Informationsprozesse von Planen, Bauen und Betreiben informatorisch abgewickelt werden. Das heißt, es geht nicht mehr um den Austausch von Plänen und Dokumenten, sondern vielmehr um einen Datenaustausch auf Basis von Modellen, ja um echtes Datenmanagement. Über ein dezidiertes Rechtekonzept bekommen alle Beteiligten Zugriff entsprechend Ihrer vertraglichen Verpflichtungen. Die CDE ist cloudbasiert – es sind weder Installation noch Hardware notwendig – hochverfügbar, zertifiziert und deckt die nationalen sowie internationalen Datensicherheits- und Datenschutzanforderungen ab. Damit unterscheidet sie sich in funktionaler Ausrichtung und Perspektive von herkömmlichen Datenplattformen.

Heute haben nach wie vor bis zu 90 % der in Planung und Bau beteiligten Kräfte keinen oder nur beschränkten Zugriff auf relevante Informationen. Mit einem CDE können Formate aller Hersteller problemlos verarbeitet werden, da openBIM-Formate wie IFC (Industry Foundation Classes) sowie BCF (BIM Collaboration Format) unterstützt werden und eine optimale Zusammenarbeit für alle Beteiligten möglich wird.

Warum sind openBIM-Formate so bedeutsam? Im Prinzip sollen alle Experten mit dem jeweils besten Werkzeug arbeiten. Die Vielzahl dieser Werkzeuge aufgrund ihrer Spezialisierungen ist hoch und zweckmäßig. Das Problem dabei ist jedoch, dass geschlossene, auf einen Hersteller beschränkte Formate, die Zusammenarbeit beinträchtigen und die Potenziale deutlich einschränken würden.

Hinsichtlich des Wirkungskreises von BIM im Projekt, "Lonely" oder "Social", bzw. der Wahl der Formate "Closed" oder "Open" sollte man sorgsam auswählen. "Lonley BIM" bezeichnet eine Anwendung der BIM-Methode, die eher auf eine Disziplin beschränkt ist und als Insellösung bezeichnet werden kann. "Social BIM" wiederum bedeutet die durchgängige und interdisziplinäre Anwendung der BIM-Methode. Wir haben in den letzten zwei bis drei Monaten die BIM-Trends in den internationalen Märkten untersucht, um mögliche Muster der Entwicklung besser zu verstehen. Dabei zeichnet sich in den reifen Märkten klar der Trend zu "Social-OpenBIM-Lösungen" ab. Die Märkte in Norwegen und Finnland sind klar führend, gefolgt von Holland. England ist der am schnellsten wachsende BIM-Markt weltweit. Während internationale BIM-Experten Deutschland auf einem sehr guten Weg sehen, ist der Blick durch die nationale Brille interessanterweise noch vorsichtig skeptisch. Es besteht aber die gute Chance, relativ zügig den ersten Quadranten zu erreichen und auch hierzulande dem "Social-OpenBIM"-Trend zu folgen. Um den openBIM-Ansatz noch stärker im Markt zu etablieren, bedarf es weiterer Anstrengungen der beteiligten Kräfte. In der Zusammenarbeit mit buildingSMART International hat Aconex ein zweiminütiges Video (QR-Code) erstellt, das den Issue- bzw. Clash-Management-Prozess sehr einfach erläutert. Das Video kann auf YouTube aufgerufen werden und soll dazu beitragen, eventuelle Berührungsängste zu abzubauen (QR-Code).

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