Tracto-Technik
Digitalisierung der Bohrtechnik braucht auf jeden Fall System
Wie in vielen Branchen ist bei Tracto als langfristiges Ziel die fortschreitende Automatisierung, bis hin zum autonomen Bohrvorgang definiert. Auf dem Weg dahin erarbeitet man zum einen für viele Teilvorgänge des Bohrens immer mehr und ausgereiftere Assistenzsysteme, die ihrerseits auf eine sehr große Menge an Daten angewiesen sind.
Hinzu kommt, dass auch alle Vorgänge, die rund um die eigentliche Bohrung stattfinden, immer digitalisierter ablaufen. Dabei geht es beispielsweise um die Planung, Überwachung und Dokumentation der Bohrung. Die HDD-Bohranlagen von Tracto sind schon länger mit der Möglichkeit zur Datenerfassung ausgestattet und legen bereits heute viele Daten in der Cloud ab, darunter beispielsweise den Standort der Maschine, aber auch Status- und Wartungsmeldungen, die für den Unterhalt der Maschine wichtig sind und die letztlich durch den Unternehmer genutzt werden können.
Michael Stinn, seit 1. September 2022 Head of Digital Business bei Tracto, stellt fest: "Bei meinem Start im Unternehmen war Tracto in vielen Bereichen schon wesentlich weiter mit der Digitalisierung als viele andere Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau. Dennoch ist nun eine komplette Neustrukturierung des Digitalbereiches nötig, der wie eine Dachorganisation alle Abteilungen miteinander verbinden wird und die überall vorhandenen, stetig wachsenden Datenpakete bündeln und für alle Beteiligten verfügbar machen kann." Schließlich seien alle Abteilungen von Tracto am Weg zur Bohrtechnik der Zukunft beteiligt, auf dem man unbedingt die Kunden intensiv einbinden möchte.
Ein nächstes große Ziel für die Digital-Business-Abteilung ist die Erstellung einer so genannten "Trenchless Plattform", die die Verwaltung und Überwachung aller beim Kunden vorhandenen Maschinen (aller Marken) in etwa drei bis fünf Jahren übernehmen wird.
"Wir möchten die täglichen Herausforderungen und technischen Probleme der Kunden kennen und verstehen, nur dann können wir die auch wirklich passenden digitalen Lösungen finden", erklärt Stinn. Hierfür wurden im Rahmen der "Tracto Hands On Days" im April sehr viele Gespräche mit Kunden geführt, viele seien sehr motiviert, sich gemeinsam mit Tracto auf den Weg der Digitalisierung zu machen.
Bereits jetzt gibt es einige digitale Produkte, die bei Tracto rund um das grabenlose Bauen verfügbar sind und auch dort inhouse entwickelt wurden. Auch hier liegt der Fokus von Tracto darauf, Lösungen anzubieten, die dem NODIG-Anwender das Leben beziehungsweise das Arbeiten wirklich erleichtern.
Ein Schlüsselrolle spielt dabei die "Future Community", über die Anwender aktiv in die Entwicklungsprozesse eingebunden werden. Die Mitglieder dieses interaktiven Netzwerks können dort Ideen für zukünftige Produkte einbringen oder digitale Entwicklungsstände auf ihre Funktionalität und Praxistauglichkeit testen.
Der digitale "Quick Planner3D" ist ein unkompliziertes Tool für die schnelle Planung und dreidimensionale Darstellung selbst hochkomplexer Bohrtrassen. Die herstellerunabhängige App führt die Nutzer durch die einzelnen Schritte und fragt automatisch die relevanten Faktoren ab. Sie erkennt den Standort, bewertet die Topologie, berücksichtigt bekannte Hindernisse und berechnet daraus den optimalen Bohrpfad von der Start- zur Zielgrube. Die Plantrasse kann übernommen oder veränderten kann den Gegebenheiten vor Ort kurzfristig angepasst werden. Ein digitaler Assistent ermöglicht auch Ungeübten die Planung und Machbarkeitsprüfung von Bohrtrassen auf professionelle Art.
Mit dem "Commander" bietet Tracto eine selbstentwickelte App für das Management von GRUNDODRILL-Bohrgeräteflotten, mit deren Hilfe Bauunternehmer jederzeit den Standort ihrer Maschinen überwachen können, was einen aktiven Beitrag zur Diebstahlsicherung darstellt. Ebenso können Kennzahlen wie Betriebsstatus, Betriebsstunden sowie Leistungsparameter und historische Maschinendaten jeder Bohranlage erfasst werden. Anhand dieser Daten kann der Bauunternehmer die Einsätze seiner HDD-Flotte besser planen, Optimierungspotenziale identifizieren und die Produktivität steigern.
Ebenso muss jeder einzelne Bohrvorgang selbst für den Auftraggeber dokumentiert werden: Über die App "Boredata" werden alle Detaildaten der Bohrung, die am Display des Bohrgeräts angezeigt werden, für die Bohrdatendokumentation nach DVGW GW 321 gesichert. Die Boredata App ist in die Steuerung aller HDD-Bohranlagen integriert. Durch die automatisch gesammelten Daten wird auch diese Aufgabe für den Unternehmer deutlich vereinfacht.
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Schließlich gibt es noch die extern entwickelte App "Vaira" zum Vermessen von NODIG-Baustellen mit dem Smartphone. Die Vermessungsdaten werden mit der Handy-Kamera erfasst und ein Datensatz erstellt und in Echtzeit an GIS-Systeme oder als digitale Bauakte an den Auftraggeber übergeben. Die VAIRA-App ist besonders geeignet für das Einmessen von Baustellen mit NODIG-Systemen, die keine digitalen Erfassungssysteme an Bord haben.
Der Leiter der Tracto-Entwicklungsabteilung, Elmar Koch, erklärt dass das Ziel des zunehmend autonomen Bohrens sei, durch maximale Automatisierung mehr Sicherheit, höhere Effizienz, größere Freiräume für die ausführenden Unternehmen, mehr Nachhaltigkeit sowie eine vollständige Dokumentation zu erreichen. Der Weg zum autonomen Bohren führe über verschiedene Zwischenziele, die vom derzeit praktizierten assistierten Bohren über teilautonomes und bedingt autonomes Bohren geht und irgendwann beim voll autonomen Bohren endet. Diesen Prozess könne man laut Koch sehr gut mit der Entwicklungsweg zum autonomen Fahren vergleichen, den die Automobilindustrie über verschiedene Assistenzsysteme seit Jahren beschreitet.
Schon heute nutzen die HDD-Bohranlagen von Tracto eine Vielzahl von Unterstützungssystemen wie Kameras, GPS oder Sensortechnik. Ebenso erfolgt eine umfassende Datenanalyse und -auswertung, die den Maschinenbediener während des Bohrvorgangs unterstützen. Mit der sich noch in Entwicklung befindenden ORFEUS wird es in Kürze sogar möglich sein, mit Hilfe von Radarantennen im Bohrkopf unerwartete Hindernisse im Bohrverlauf aufzuspüren. Dieser Bohrkopf-Bodenradar sorgt für noch mehr Sicherheit im HDD-Verfahren und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum autonomen Bohren. Das Unternehmen stellt aus auf der bauma im Freigelände am Stand FN.520/1.