Treppe bis auf die Rohkonstruktion abgetragen

2000 Meter Stufen am Dresdener Kongressezentrum saniert

Dresden (ABZ). – 14 Jahre nach der Eröffnung wurde am Kongresszentrum in Dresden die stark beanspruch-te, zum Eingang führende Freitreppe saniert. Bei einer Treppenbreite von 59 m und mehr als 2000 laufenden Metern Treppenstufen waren die Arbeiten eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Die Stufendrainage AquaDrain SD von Gutjahr ermöglichte einen gleichmäßigen Aufbau der Stufen und sorgt für eine zuverlässige Entwässerung der Freitreppe.
Gutjahr Modernisierung und Sanierung
Eine besondere Herausforderung war die Entwässerung der Freitreppe. Der Bauingenieur und die Experten des Entwässerungsspezialisten Gutjahr entschieden sich deshalb für den Einsatz des dünnschichtigen Epoxidharz-Drainmörtels MorTec DRAIN und des kapillarpassiven Stufendrainagesystems AquaDrain SD von Gutjahr. Fotos: Gutjahr

Auf der Südseite des im Jahr 2004 eröffneten Internationale Congress Center Dresden (ICD auch das Congress Center führt eine breite Freitreppe zum Eingang und auf die langsam ansteigende Terrasse des Kongresszentrums. Die Treppe hat 37 Stufensteigungen auf der rechten und 32 Stufensteigungen auf der linken Seite, dazu ist sie mit einem rund 100 m² großes Zwischenpodest ausgestattet.

Im Zuge der Sanierung sollten ursprünglich nur die defekten Muschelkalkplatten gegen Platten aus Betonwerkstein ausgetauscht werden. Nach einer eingehenden Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht ausreichen würde. Das Ingenieurbüro von Haebler analysierte die Situation von Grund auf. Die Experten stellten fest, dass die Hälfte der Treppe beschädigt war, und erstellten ein Sanierungskonzept für die gesamte Freitreppe. Denn die Schäden und Unebenheiten reichten bis weit in den Untergrund.

Das Ingenieurbüro und der Bauherr, die städtische Objektgesellschaft Kongresszentrum Neue Terrasse Dresden mbH, entschieden deshalb, die Treppe auf der gesamten Fläche bis auf die Rohkonstruktion abzutragen und eine neue Unterkonstruktion zu schaffen. "Besonders die Maßhaltigkeit der freigelegten Rohkonstruktion war eine Herausforderung", erklärt der Dresdner Bauingenieur Mortimer von Haebler. Aufgrund des unebenen Untergrunds war die Mörtelschicht über der Rohkonstruktion teils nicht dick genug, teils aber auch zu dick. "Um eine Geometrie zu erhalten, auf der wir aufbauen konnten, mussten wir deshalb zunächst eine Unterkonstruktion mit neuem Ausgleich schaffen." Allein dieser Arbeitsschritt nahm mit der Abdichtung zwei Monate Bauzeit in Anspruch, bevor mit dem neuen Belag begonnen werden konnte. Im Hauptlaufweg der Treppenanlage musste außerdem das elektrische Heizungssystem ausgetauscht werden – ebenfalls ein kompliziertes Unterfangen.

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Gutjahr Modernisierung und Sanierung
14 Jahre nach der Eröffnung wurde am Kongresszentrum in Dresden die stark beanspruchte, zum Eingang führende Freitreppe saniert. Bei einer Treppenbreite von 59 m und mehr als 2000 laufende Meter Treppenstufen waren die Arbeiten eine große Herausforderung für alle Beteiligten – erst recht im Hitzesommer 2018.

Eine besondere Herausforderung war auch die Entwässerung der Freitreppe. "Bei einer solch großen Treppe muss das Wasser über eine Drainageebene abgeführt werden. Ein normaler Drainmörtel lässt solche Mengen Wasser nicht mehr durch", erklärt Bauingenieur von Haebler. "Zu den unteren Stufen fließt immer noch Wasser von den oberen Stufen, das dort durch die Fugen gelangt. Wir brauchten aufgrund der Größe der Treppe also mehr Entwässerungsquerschnitt."

Komplexe Ausgangslage

Um die Entwässerung und die Integration der neuen Elektroheizung bei einer solch komplexen Ausgangslage optimal lösen zu können, nahm von Haebler Kontakt zu Pier Petzinger auf, Leiter der Anwendungstechnik beim Entwässerungsspezialisten Gutjahr. Gemeinsam entschieden sie sich für den Einsatz des dünnschichtigen Epoxidharz-Drainmörtels MorTec DRAIN und des kapillarpassiven Stufendrainagesystems AquaDrain SD von Gutjahr. Auf dem 96 m² großen Zwischenpodest sollte die Flächendrainage AquaDrain EK verlegt werden. Denn die Experten waren sich einig, dass Drainmörtel allein die Treppe nicht vor neuen Schäden schützen würde. Das bestätigt auch eine aktuelle Untersuchung des SKZ-Technologie-Zentrums Würzburg. In einem Versuchsaufbau wurden Treppenaufbauten mit Drainmörtel alleine und mit Drainmörtel plus Stufendrainage verglichen. Abgesehen davon, dass bei Aufbauten ohne Stufendrainage der Bereich der Stellstufen schnell durchfeuchtet war, ist mit Stufendrainage die Entwässerungsleistung um ein Vielfaches höher als ohne.

AquaDrain SD stelzt den Belag komplett auf. Dadurch bilden die Drainkanäle einen definierten Hohlraum von 8 mm, durch den Wasser deutlich schneller und effektiver abfließen kann als ohne diese Zusatzmaßnahme. Gleichzeitig wandert Stauwasser auf der Abdichtungsebene nicht über die Bettungsschicht zurück in die Belagskonstruktion. Das vermeidet Ausblühungen, Frostschäden und auch lang anhaltende Feuchteflecken am Belag besonders wirksam.

Ebenfalls wichtig: Die Stufendrainage hat eine niedrige Aufbauhöhe. "Die Stufen mussten in Auftritt und Höhe gleichmäßig aufgebaut werden, um in der Norm zu bleiben. Gleichzeitig musste die letzte Stufe oben schlüssig an die sich anschließende schräge Ebene heranführen. Das waren zwingende Rahmenvorgaben", erläutert von Haebler. "Durch die 1 cm höheren Betonwerksteinplatten und die starke Drainmörtelschicht kamen wir oben schon höher heraus als bei der abgetragenen Konstruktion. Daher war die geringe Aufbauhöhe von AquaDrain SD sehr hilfreich, um die Treppe unten und oben passend an die vorhandenen Ebenen anschließen zu können. Ansonsten wären erhebliche Stolperfallen entstanden", so der Bauingenieur weiter.

Dazu trug auch die Wahl des Drainmörtels bei. Ein zementärer Drainmörtel schied aus, denn auf Drainagen verlegt benötigt er mindestens 50 mm Schichtstärke. MorTec DRAIN, ein Drainmörtel auf Epoxidharzbasis, lässt sich hingegen bereits ab einer Schichtstärke von 25 mm verarbeiten.

So konnte bei der Treppenanlage des Kongresszentrums zusammen mit dem Drainagesystem AquaDrain SD ein niedriger, aber gleichzeitig sicherer Aufbau realisiert werden.

Sicherer Aufbau

Mit der Verlegung des neuen Belags war das Dresdner Unternehmen Schubert Steinmetz- und Steinbildhauer GmbH beauftragt worden. Der Zufall wollte es, dass der mit dem Firmeninhaber Sven Schubert befreundete Steinmetzmeister Hans-Jörg Schitthof noch vor dem Beginn der Arbeiten eine Hausmesse bei einem Lieferanten in der Nähe von Dresden besuchte. Die beiden Steinmetzmeister hatten vor vielen Jahren zusammen die Meisterschule in Mainz besucht und tauschten sich nun über das Projekt in Dresden aus. Der auf die Sanierung und Verlegung von Treppen spezialisierte Hans-Jörg Schitthof schaute sich die Freitreppe des Kongresszentrums an und man verabredete ein gemeinsames Treffen auf der künftigen Baustelle mit dem Bauherrn, dem Bauingenieur und Pier Petzinger von der Gutjahr-Anwendungstechnik. Nach einer Probeöffnung der Treppe wurde beschlossen, das Projekt gemeinsam anzugehen.

Unebener Betonuntergrund

Die große Herausforderung für die Verarbeiter bestand in dem sehr unebenen und haftungsfeindlichen Betonuntergrund. "Der Beton wurde selbst angefräst nicht richtig griffig. Er musste mit Hochdruck gestrahlt werden, um überhaupt einen Haftverbund herstellen zu können.

Gutjahr Modernisierung und Sanierung
Auf der Südseite des Gebäudes führt eine breite Freitreppe zum Eingang und auf die langsam ansteigende Terrasse des Kongresszentrums.

Die Unebenheiten beim Untergrund beanspruchten nicht nur viel Zeit, sondern auch große Mengen an Material. "Teilweise mussten wir extrem viel aufspachteln, an anderen Stellen dagegen Beton abtragen, weil die aufgetragene Drainmörtelschicht sonst nicht gereicht hätte." Ein Vermessungsbüro markierte mehrere Tausend Messpunkte. Daraus wurde der bestmögliche Mittelweg zwischen Aufspachteln und Abtrag ermittelt. Verarbeitet wurde schließlich die stolze Menge von 58 t Drainmörtel.

Da war es ein großer Vorteil, dass Hans-Jörg Schitthof bestens mit den Gutjahr-Produkten vertraut war: "Ich arbeite nur mit Produkten von Gutjahr. Speziell von den Stufendrainagen AquaDrain SD und dem Epoxidharz-Drainmörtel MorTec DRAIN bin ich begeistert, denn es funktioniert. Seitdem wir damit arbeiten, hatten wir noch nie einen Schaden."

Nach dem Rückbau der alten Treppe bis auf die Rohkonstruktion konnte ein gemischtes Team der beiden Steinmetz-Betriebe aus Dresden und Seibersbach im Juli 2018 mit dem Auftragen der Ausgleichsschichten und den Verlegearbeiten beginnen. Der Umfang der Arbeiten auf der Baustelle war gewaltig. Die 58 t Drainmörtel MorTec DRAIN wurden vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag nonstop im Zwangsmischer mit Epoxidharz angerührt – teilweise bis sich die Mörtelkübel des Mischers unter der mechanischen Belastung auflösten, wie sich Bauingenieur von Haebler erinnert. Dazu wurden mehr als 2000 Stufendrainagesysteme AquaDrain SD verbaut.

Auch das Problem der neuen Elektroheizung konnte von den Experten gelöst werden – mit einer Sonderkonstruktion. Die Heizungsschleifen liegen jetzt auf einer Gittermatte und mussten ganz vom Drainmörtel MorTec DRAIN umschlossen werden, damit sie nicht durchbrennen. Außerdem durfte das Trägergewebe die Drainwasserableitung im Drainmörtel nicht verschließen und nicht trennend auf die Drainmörteleinbettung wirken. Diese musste weiterhin einen einwandfreien Haftkontakt zur Belagsrückseite gewährleisten.

"Für Außenbereichsheizungen mit angemörtelten Bodenplatten existieren keine Normen. Deshalb mussten wir überprüfen, inwieweit Regelungen für Flächenheizungen im Innenbereich mit der geplanten Ausführung im Außenbereich konform sind. Dazu waren wir in ständigem Kontakt mit dem planenden Bauingenieur und dem Elektroheizflächenhersteller", erklärt Gutjahr-Experte Pier Petzinger.

Hitze als Herausforderung

Die Elektroheizmatten wurden auf der Baustelle auf einer Fläche von fast 83 m² verlegt.

"Das hat auch deshalb so gut funktioniert, weil die Firma Gutjahr bei der Entwicklung und dem praktischen Einsatz solcher Treppensysteme ganz weit vorne liegt", hebt Bauingenieur von Haebler hervor.

Die größte Herausforderung für alle Beteiligten war jedoch die enorme Hitze im Sommer 2018. Im Winter wurden die Arbeiten unterbrochen, von Ende März bis Mitte April 2019 konnten sie schließlich erfolgreich abgeschlossen werden.

Das Ergebnis ist eine perfekt sanierte, sicher entwässernde und im Winter beheizte Betonwerkstein-Freitreppe, die die Besucher zum Kongresszentrum führt – und der man die Herausforderungen während der Sanierungsarbeiten nicht mehr ansieht.

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