Trotz "Achterbahnreise" 2012

Wacker Neuson knackt erstmals Umsatzmilliarde

Wacker Neuson Bauwirtschaft
Die Elektrohämmer EH 100 und EH 75 überzeugen im Einsatz: Für den Profibedarf hat Wacker Neuson den Elektrohammer EH 75 entwickelt. Der EH 75 verfügt über große Leistungskraft bei einem geringen Gewicht von 25 kg. Der EH 100 ist ein extrem kraftvoller Abbruchhammer, der auch dem Vergleich mit Lufthämmern standhält. Fotos: Wacker Neuson
Wacker Neuson Bauwirtschaft
Cem Peksaglam: Wir haben im vergangenen Jahr unsere Prognose erreicht und erstmals in der Geschichte des Unternehmens die Milliardenumsatzgrenze überschritten.

Das vergangene Geschäftsjahr von Wacker Neuson SE verglich der Vorstandsvorsitzende Cem Peksaglam mit einer "Achterbahnreise". Trotz nachlassender Konjunktur konnte das Unternehmen seinen Konzernumsatz 2012 kräftig steigern. Darüber und über die Weltmesse bauma 2013 sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung, mit dem Manager.

ABZ: Herr Peksaglam, Ihr Unternehmen hat Ende des vergangenen Jahres die Zurückhaltung der europäischen Bauwirtschaft zu spüren bekommen. Haben Sie trotzdem das Jahresziel, die Umsatzmilliarde zu knacken, erreicht?

Peksaglam: Lassen Sie mich mit den Jahren 2010 und 2011 beginnen. Nach der Krise haben wir unseren Umsatz um 66 % gesteigert. Wir sind von 600 Millionen Euro auf knapp eine Milliarde Euro (922 Millionen) gewachsen. Auch das erste Quartal 2012 konnten wir mit einem Umsatzwachstum von 28 % gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2011 abschließen. Leider haben wir dann auch die Finanzkrisen in Europa zu spüren bekommen. Im vierten Quartal hat sich diese Situation wieder verbessert. Trotz dieser "Achterbahnreise" haben wir im vergangenen Jahr unsere Prognose erreicht und erstmals in der Geschichte des Unternehmens die Milliardenumsatzgrenze mit 1091,7 Millionen Euro (plus 10 %) überschritten.

ABZ: Wie ist die Situation auf den Märkten, auf denen Wacker Neuson präsent ist?

Peksaglam: Da gibt es natürlich regionale Unterschiede, die von Volatilität und Unsicherheiten geprägt werden. Davon ist der chinesische Markt mit etwa minus 40 % besonders betroffen. Dagegen konsolidiert sich und wächst der amerikanische Markt. Dort herrscht sehr viel Optimismus vor, da zum Beispiel der Wohnungsbau wieder eine Rolle spielt und endlich Geld in die Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur fließen soll. In Europa werden aus Russland und aus der Türkei hervorragende Ergebnisse gemeldet. Dort kann die Wirtschaft auf ein zweistelliges Wachstum verweisen. Ergebnisse, von denen Spanien nur träumen kann – der spanische Markt existiert fast nicht mehr. Keiner weiß, wann er anfängt sich zu rekuperieren. Dann haben wir ganz unterschiedliche Szenarien in Europa, mit denen man natürlich auch zu recht kommen muss.

ABZ: Die bauma in München gilt allgemein als "Konjunkturbarometer". Mit welchen Erwartungen geht Wacker Neuson auf die weltgrößte Baumaschinenmesse?

Peksaglam: Es ist leider so, dass die Vorhersagen in der Branche einem Blick in die berühmte Glaskugel entsprechen. Eine Prognose zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist auch für andere Baumaschinenhersteller sehr schwierig. Wir als Wacker Neuson haben natürlich ehrgeizige Ziele und wollen auch 2013 an unserem Wachstumspfad festhalten. Das gilt vor allem für den europäischen Markt, auf dem wir 70 % unseres Umsatzes erwirtschaften. Ich sagte es bereits, Amerika als Wachstumstreiber stimmt uns ebenfalls sehr optimistisch.

ABZ: Welche Highlights können die Fachleute in den Sparten "Light Equipment" und "Compact Equipment" während der Messetage von Wacker Neuson erwarten?

Peksaglam: Die bauma ist für uns die bedeutendste Leitmesse unserer Branche. Sie ist nicht nur ein Treffpunkt mit unseren internationalen Kunden, sondern wir wollen dort auch unsere Produkte präsentieren und für die Besucher erlebbar machen. Natürlich sind wir auch gespannt, was unsere Mitwettbewerber alles zu bieten haben. Wenn Sie so wollen, gilt die bauma längst im positiven Sinne als Pflichttermin für die Branche. Wacker Neuson wird auf dem Messegelände seinen Kunden neue und innovative Produktlösungen präsentieren, welche das Arbeiten auf Baustellen noch effizienter, komfortabler und sicherer machen. Dazu gehört die ferngesteuerte, weltstärkste Vibrationsplatte, die DBU 130, die so stark ist wie ein 7 t Walzenzug. Die Leute, die damit arbeiten, sind begeistert. Natürlich hat dieses Gerät auch seinen Preis. Dementsprechend braucht die DBU 130 auch Zeit, um auf dem Markt noch bekannter zu werden. Im vergangenen Jahr haben wir uns mit dieser Innovation in einem Wettbewerb gegen starke Konkurrenz durchsetzen können und dafür den "Innovationspreis der deutschen Wirtschaft" erhalten. Ich bin überzeugt, das wird zur bauma ein Highlight auf unserem Messestand sein. Dazu gehört auch der EZ28, der mit dem optionalen Vertical-Digging-System ausgerüstet ist. Damit ist es möglich, auf engstem Raum zu arbeiten, ohne der Standsicherheit Abbruch zu tun. Keine andere Maschine kann durch die stufenlose Oberwagenkippung bis zu 15° Steigung und Gefälle bis zu 27 % ausgleichen. Durch exakt vertikales Graben sparen Anwender bis zu 25 % an Material und Zeit beim Ausheben und Verfüllen. Außerdem wird durch die aufrechte Sitzposition des Anwenders der Rücken entlastet, und dadurch werden gesundheitliche Probleme vermieden. Hier macht sich die Ergonomie bezahlt. Zu den Weltneuheiten, die an unserem Stand präsentiert werden, gehört auch ein 800-kg-Bagger, mit dem Abbrucharbeiten in geschlossenen Räumen ohne Emissionen vollzogen werden können. Ein weiteres Highlight, was ich nennen möchte, ist der weltstärkste Elektro-Abbruchhammer EH 100. Er verfügt über eine extrem hohe Abbruchleistung mit 100 Joule Einzelschlagenergie. Sein gutes Leistungsgewicht macht ihn gleichzeitig transportabel und kosteneffizient. Dieses Gerät ist für den bauma-Innovationspreis nominiert. Eine weitere Innovation ist der Lichtmast Light Tower LTN 6LV, der durch seine neue Mastkonstruktion in kürzester Zeit einsatz- oder transportbereit ist. Am ausgefahrenen Mast können die Leuchten per Tastendruck um 360° gedreht werden. Aus unserem "Feuerwerk an Investitionen" möchte ich noch die Grabenwalze RTSC2 erwähnen, die auch ein Bestseller in unserem Hause ist. Während bislang für die Verdichtung von sehr schmalen Gräben der Einsatz von schmalen Bandagen notwendig war, können Anwender bei der neuen Walze die neu konzipierten Anbaubandagen abmontieren und damit die Arbeitsbreite von 82 cm auf 56 cm reduzieren. Darüber hinaus möchte ich noch das Thema Telematik ansprechen. Wir bieten jetzt zu sehr günstigen Konditionen Telematik-Module ab Werk an. Sie sind auch für den Einsatz in Fremdmaschinen geeignet. So können Informationen über Aufenthaltsort, Betriebszeiten, Wartungsintervalle und vieles mehr über Computer oder Smartphone vom Fuhrpark abgerufen werden. Wir sind einer der wenigen Hersteller, der Kompaktmaschinen mit diesen Telematik-Modulen anbietet.

ABZ: Die Maschinen für die Landwirtschaft sind ein "festes Standbein" im Portfolio von Wacker Neuson. Wie groß ist der Anteil an der Gesamtproduktion?

Peksaglam: Die Landwirtschaft ist für uns ein wichtiger Markt. Grund dafür ist, dass wir von der enormen Volatilität – der Achterbahn der Bauwirtschaft – wegkommen wollen. Denn die Landwirtschaft unterliegt einer eigenen Konjunktur. Das bringt natürlich Stabilität in unsere Unternehmen. Mittlerweile machen die Maschinen für die Landwirtschaft rund 15 % vom Gesamtumsatz des Konzerns aus. Neben der Eigenmarke Weidemann sind wir auch erfolgreich mit der Marke Kramer. "Back to the roots" würde ich sagen. Kramer stellte bereits 1925 die ersten Mähdrescher her. Heute umfasst die "Grüne Linie" Radlader und Teleskopen. Beide Marken haben sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Dazu bilden wir mit Claas eine strategische Allianz. Unter diesem Namen werden erfolgreich unsere Teleskopen vermarktet.

ABZ: Welche Investitionen haben Sie in den vergangenen Jahren getätigt oder sind gegenwärtig aktuell?

Peksaglam: In den vergangenen sechs Jahren hat Wacker Neuson 470 Millionen Euro in das Unternehmen investiert – auch während der zwei Krisenjahre. Das sind vor allem Investitionen in Fertigungsstätten. Es gibt heute kein Baumaschinenwerk in unserem Konzern mehr, das älter als sechs Jahre ist. Die letzte Investition ist das Werk Linz-Hörsching. Auf 170.000 m² Grundstück entstand eine Produktionshalle von fast 50.000 m², wo auch fünf verschiedene Modelle von Kompaktmaschinen für Caterpillar gefertigt werden. Das allein war eine Investition von 65 Millionen Euro. Dieses Werk ist das modernste seiner Art in der Branche. Allein in den vergangenen zwei Jahren hat der Konzern 215 Millionen Euro investiert. Das ist enorm für ein Unternehmen unserer Größe. Daran sehen Sie, wie sehr wir an den Erfolg unserer Arbeit, an unsere Produkte glauben und wie wichtig für uns Innovationen sind.

ABZ: Sie sind mit über 30 Tochtergesellschaften weltweit vertreten. Planen Sie noch weiter zu expandieren?

Peksaglam: Wir sind von unseren Wurzeln her ein deutsch-österreichisches Familienunternehmen. Der Schwerpunkt unserer Fertigung liegt natürlich in diesen Ländern. Wir haben auch seit vielen Jahren zwei Werke in den USA, die sehr erfolgreich sind und bei denen wir im Verlauf der vergangenen Jahre in Erweiterungen investiert haben. So wie in die deutschen und österreichschen Werke auch, werden wir künftig in die Fertigung vor Ort investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gilt ebenso für unser Werk auf den Philippinien. Gerade auf dem asiatischen Markt kann man nicht ausschließen, dass wir noch weitere Werke brauchen, um die künftigen Wachstumsmärkte zu beliefern. Dazu zähle ich auch den chinesischen Markt. Das trifft auch auf die osteuropäischen Länder mit Russland an der Spitze zu. Darüber hinaus gewinnt der türkische Markt für Wacker Neuson an Bedeutung. Wenn wir glauben, es rechtfertigt sich zu lokalisieren und ein Werk oder eine Montage aufzubauen, ohne ein Risiko einzugehen, dann werden wir die Entscheidung für neue Standorte auch treffen.

ABZ: Wie schätzen Sie die Bedeutung der einzelnen Märkte für Wacker Neuson ein?

Peksaglam: 70 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir gegenwärtig in Europa. Hier gibt es natürlich für uns noch jede Menge Potenzial, die Durchdringung der Märkte auszubauen. Es existieren auch heute noch Regionen in Europa, wo ich mir vorstellen kann, die eine oder andere Tochtergesellschaft aufzubauen. Ich denke da unter anderem an den Balkan. Auf dem amerikanischen Kontinent machen wir ein Viertel unseres Umsatzes. So werden wir in Nordamerika das Angebot von Kompaktmaschinen noch erhöhen, da diese immer mehr gefragt sind. Besondere Bedeutung hat für uns Südamerika. Dort haben wir seit vielen Jahren Gesellschaften in Brasilien und in Chile. Auch Peru ist für uns sehr interessant. Ist die Nachfrage vorhanden, könnte ich mir vorstellen, dass die eine oder andere Tochtergesellschaft noch dazu kommt. Die ganz große Herausforderung für uns als mittelständisches Unternehmen ist natürlich Asien. Zukunftsforscher prognostizieren, dass mehr als die Hälfte des zukünftigen Wirtschaftswachstums aus dieser Region vor allem aus China, aber auch aus Indien kommen soll. Wir als Wacker Neuson wollen natürlich an diesem Wachstum auch partizipieren. Unser Werk auf den Philippinen sehe ich als ersten Schritt an. Ebenso sind wir mit Verkaufsbüros in Singapur, Malaysia und mit einer Gesellschaft in Thailand seit Jahren präsent. Für diese Regionen müssen wir jedoch Produkte anbieten, die den Märkten entsprechen. Denn die gesetzgeberischen Regulatoren sind ganz anders als in Europa. Ich denke da nur an die Emissionsregelungen. Deshalb haben wir auf der vergangenen bauma in Schanghai eine neue Baugeräteserie vorgestellt, mit der wir zum Beispiel Platten oder Generatoren anbieten, die speziell für China und Asien entwickelt und gebaut wurden. Das Interesse der Kunden ist vorhanden, und wir sind damit auf diesen Märkten wettbewerbsfähig.

ABZ: Herr Peksaglam, die diesjährige bauma soll auch Jugendliche anlocken, um sie für die Maschinentechnik zu begeistern. Welchen Anteil hat Ihr Unternehmen daran?

Peksaglam: Wir unterstützen die Initiative "Think Big" des VDMA in Kooperation mit der Messe München und dem LandBauTechnik Bundesverband. So zeigen wir in Halle B0 als eines von zwölf Unternehmen, wie die Arbeit an und mit Baumaschinen aussehen kann. In der "Werkstatt live" arbeiten Auszubildende unseres Unternehmens an einem Radlader, mit der Grabenwalze RT 82 und der Vibrationsplatte DPU 6555. Die Jugendlichen können erfahren, wie unsere Azubis zu ihrem Beruf gekommen sind und was sie bei der Arbeit mit Baumaschinen begeistert. Ich bin sicher, dass sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler für unsere Branche begeistern werden – eine spannende Veranstaltung.

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