Tunnelfertigung nach Maß

Neue Anbindung für Verkehrsdrehscheiben in Stuttgart entsteht

Ulma Schalungstechnik
Mit der Verlängerung der U6 in Stuttgart von der derzeitigen Endhaltestelle Fasanenhof Schelmenwasen nach Süden werden aktuell die wichtigen Verkehrsdrehscheiben Flughafen und Landesmesse an das Stadtbahnnetz der Landeshauptstadt angebunden. Bei einem unterirdischen Teilabschnitt von der neuen Haltestelle Messe West bis zur Endhaltestelle Flughafen/Messe wurde ein von der Ulma Construction GmbH individuell auf den veränderlichen Tunnelquerschnitt zugeschnittener Tunnelschalwagen MK für den Bau der Tunneldecke eingesetzt. Der Schalwagen kann elektrisch verfahren und hydraulisch abgesenkt werden. Foto: Ulma Construction

Stuttgart (ABZ). – Derzeit sind der Flughafen und die Messe Stuttgart mit dem öffentlichen Personennahverkehr von der Stuttgarter Innenstadt aus lediglich mit der S-Bahn erreichbar. Um eine zusätzliche Anbindung an das Liniennetz des Verkehrsverbunds Stuttgart zu erreichen, wird die bestehende Stadtbahnlinie U6 im Auftrag der Stuttgarter Straßenbahn AG um etwas mehr als 3 km von der Endhaltestelle Fasanenhof bis zum Flughafen/Messe verlängert.

Hierfür wird die neue Trasse teilweise entlang der Bundesstraße B 27 in Richtung der Haltestellen Messe West und Flughafen/Messe geführt. Ab der Haltestelle Messe West senkt sich die oberirdische Trasse über ein 140 m langes Rampenbauwerk ab und mündet schließlich in einen 375 m langen, in offener Bauweise erstellten Tunnel, der sich bis zur neuen Haltestelle Flughafen/Messe erstreckt. Die Haltestelle befindet sich in einem 100 m langen, U-förmigen Trog und ist zweigleisig mit einem 10 m breiten Mittelbahnsteig ausgeführt. Die Endhaltestelle ist somit für einen verdichteten Takt und erhöhten Veranstaltungsverkehr ausgelegt. Der zunächst zweigleisig verlaufende Tunnel weitet sich im Verlauf auf 12 m Breite auf, um einem dritten Gleis Platz zu bieten. Das zusätzliche Gleis dient als Kehr- und Breitstellungsanlage für bis zu zwei Doppeleinheiten an Stadtbahnwagen. Der Baubeginn für diesen insgesamt knapp 700 m langen Teilabschnitt in offener Bauweise erfolgte im Juli 2018 durch die Ed. Züblin AG, Stuttgart. Die Fertigstellung des Teilabschnitts ist für Juni 2020 geplant.

Der als WU-Konstruktion ausgeführte Tunnels im Bereich der Haltestelle Flughafen/Messe wurden in offener Bauweise hergestellt. Im Rahmen eines aufgelösten Verfahrens wurden nacheinander die 1,05 m starke Bodenplatte, die 90 cm dicken Wände und die rund 1,05 m starke Decke gefertigt. Nach Fertigstellung der größtenteils einhäuptig, als vorlaufende Takte gegen Verbau betonierten Wände wurde die Tunneldecke mit einem von Ulma Construction individuell auf den veränderlichen Tunnelquerschnitt zugeschnittenen, elektrisch verfahrbaren und hydraulisch absenkbaren Tunnelschalwagen hergestellt. "Die in Stuttgart eingesetzte, aus dem Ingenieurbaukasten MK konzipierte Schalungslösung besteht aus zwei gekoppelten Segmenten", erläutert Thomas Fiebig, Leiter Technik bei Ulma Construction, die für das Infrastrukturprojekt in Stuttgart nach Maß konzipierte Schalungslösung.

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Montagearbeiten am Tunnelschalwagen: Die Baustelle musste während der gesamten Bautätigkeiten von oben angedient werden. Foto: R. Winter, Ulma Construction

"Durch die Verwendung eines 8,21 Meter sowie eines 4 Meter breiten Systemelements konnten wir den für den Bahnhofsbereich erforderlichen Querschnitt von 12,21 Meter sowie den im übrigen Leistungsbereich geforderten Querschnitt von 8,21 Meter optimal bedienen", so Fiebig weiter. Um ein sicheres, einwandfreies Ausschalen des Betons zu ermöglichen, könen beide Schalwagen hydraulisch abgesenkt werden. Sie wurden im Rahmen der Baumaßnahme über ein System von Bahnschienen verfahren. Während die 8,21 m breite Ausführung einen eigenen elektrischen Antrieb hat, um den Schalwagen selbständig von einem Betonierabschnitt zum nächsten zu verfahren, wurde das kleinere Koppelelement mit Baustellenmitteln bewegt. "Das Konzept des Ulma-Schalwagens hat uns von vornherein überzeugt", so der bei der Ed. Züblin AG, verantwortliche Bauleiter Wolfgang Heiko Wagner. Der Aufbau sei sehr filigran und auf die erforderlichen Querschnittswechsel optimal abgestimmt. Zudem könnten die Systemelemente sehr leicht hydraulisch nach oben und unten verstellt und gut verfahren werden. "Insgesamt hat uns das Handling auf der Baustelle sehr überzeugt", so Wagner weiter. Darüber hinaus verfügt der Schalwagen über eine gut dimensionierte Durchfahrtsmöglichkeit, mit der es notfalls möglich gewesen wäre, mit dem Mischer durch den Schalwagen zu fahren. Diese Option kam jedoch nicht zum Tragen.

Die Betonage der 36 für die Erstellung des Tunnels erforderlichen 10 m langen Blöcke erfolgte vorwiegend im Wochentakt, beginnend mit dem breiten Querschnitt im Bereich der Endhaltestelle Flughafen/Messe, um sich dann in Richtung Rampenbauwerk vorzuarbeiten. Der aus Brandschutzgründen im gesamten Tunnel verwendete PP-Faserbeton wurde lagenweise in einer Stärke von 30 bis 45 cm gleichmäßig und symmetrisch eingebaut. Dabei galt es, eine horizontale Verschiebung der Betonmasse und damit eine Überlastung der Struktur zu vermeiden. "Beim Betoneinbau haben wir zunächst im Wochentakt gearbeitet", erläutert Wagner. "Hierfür haben wir freitags betoniert und am darauffolgenden Montag ausgeschalt. Diesen Takt konnten wir im Verlauf der Arbeiten jedoch um einen Arbeitstag reduzieren, was einem beschleunigten Baufortschritt zugutekam", so Wagner weiter.

Im Rahmen des individuell auf die Baustellensituation in Stuttgart zugeschnittenen Schalungskonzepts wurde die Schalwagenkonstruktion auf Basis der Verwendung von MK-Riegeln von Ulma so ausgeführt, dass ein sicherer Abtrag der Lasten aus der Schalung in die Sohle über jeweils zwei Reihen von vertikalen Stützen erfolgt. Diese Stützen sind in Längsrichtung des Schalwagens ausgesteift, um die Gesamtkonstruktion zu stabilisieren und die längs verlaufenden Lasten aufzunehmen. Die vertikalen Lasten werden über die Fahrträger in die Gründung abgeleitet. Während des Betoniervorgangs erfolgt die Lastableitung über Hydraulikzylinder und Titan-Absenkkeile, während des Verfahrens über die Rollen des Schalwagens. "Um ein höchst mögliches Maß an Arbeitssicherheit zu garantieren, wurde der Schalwagen bereits in Rödermark zu transportfähigen Einheiten vormoniert", erläutert Fiebig einen weiteren wesentlichen Vorteil des Ulma-Schalwagenkonzepts. "Dies hatte den Effekt, dass die untere Arbeitsebene und damit eine Absturzsicherung bereits zum Beginn der Betonage vollumfänglich zur Verfügung stand", so Fiebig weiter.

Der neue Streckenabschnitt soll Ende 2021 in Betrieb genommen werden. Dann erschließt die Endhaltestelle Flughafen/Messe neben dem Osteingang der Messe auch den Flughafen Stuttgart und die daran angeschlossene Airport City. Zudem besteht Anschluss an den geplanten Filderbahnhof, den Fernbusbahnhof und die S-Bahn.

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