U-Bahnhof "Unter den Linden"
"Kathedrale des Verkehrs" umgesetzt
"Ab durch die Mitte" – so heißt es jetzt bei der Berliner U-Bahn. Der Streckenneubau der U5 in der Innenstadt schließt die Lücke zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz und beendet die Geschichte der Stummel-U-Bahn-Linie U55, der sogenannten "Kanzler-U-Bahn". Neben den beiden, jeweils 1,6 km langen Tunnelröhren wurden auch die Bahnhöfe "Rotes Rathaus", "Museumsinsel" und "Unter den Linden" gebaut. An der "Museumsinsel" fahren die Züge derzeit noch durch. Der Bahnhof ist noch nicht ganz fertig.
Seit Ende 2020 fertig ist dagegen der U-Bahnhof "Unter den Linden". Er befindet sich direkt unter dem Berliner Prachtboulevard. Der neue Kreuzungs- und Umsteigebahnhof verläuft über drei Ebenen. In der obersten Ebene fährt die U-Bahnlinie 6 in nord-südlicher Richtung. Die mittlere Ebene ist eine Verteilerebene, über die zwischen beiden Linien umgestiegen werden kann. In der untersten Ebene fährt die U-Bahnlinie 5 in Ost-West Richtung. Geplant wurde die helle und großzügige "Verkehrskathedrale" von den Architekten Ingrid Hentschel und Prof. Axel Oestreich. Zuvor hatten sie bereits den U-Bahnhof "Brandenburger Tor" gestaltet. Daher werden die gleichen Materialien verwendet: Bayerischer Muschelkalk für die Wände, weißer Terrazzo für die Fußböden und dazwischen schwarze, tragende Säulen.
Da der Berliner Senat zwei der neuen Bahnhöfe – darunter auch den Bahnhof "Unter den Linden" – zu werbefrei gestalteten Themenbahnhöfen erklärt hatte, übernahm die Humboldt Universität als direkte Nachbarin des Bahnhofs die Gestaltung der Hintergleiswände. Die Hochschule bespielt sie mit einer Ausstellung zu den Wechselwirkungen von Mensch und Natur. Die Hauptbauarbeiten für den neuen Kreuzungsbahnhof "Unter den Linden" begannen bereits im August 2012. Die rund 64.000 m³ Baugrube für den U-Bahnhof wurde in Wand-Sohle-Deckel-Bauweise errichtet. Nachdem im November 2017 der Bahnhofs-Rohbau abgeschlossen werden konnte, haben die Verantwortlichen unmittelbar danach mit dem Einbringen von Schotter und dem Verlegen von Gleisen begonnen. Anschließend erfolgte die vom Architekten geplante Innengestaltung für Böden, Wände und Beleuchtung. Neben Sichtbeton setzten die Planenden in vielen Bereichen auf Terraplan-Boden.
Das monolithische Betonbodensystem ist dem klassischen Terrazzo sehr ähnlich. Das liegt unter anderem an der feinen und ebenen Oberfläche und an den großen fugenarmen Feldern. Das langlebige Bodensystem eignet sich laut Hersteller besonders gut für stark frequentierte Flächen in öffentlichen Gebäuden oder wie hier an öffentlichen Plätzen. Das Material für den Betonboden wird im Transportbetonwerk gemischt und im Fahrmischer auf die Baustelle gebracht. Dort lässt es sich mithilfe moderner Maschinentechnik schnell und wirtschaftlich einbauen. Nach dem Einbringen und Glätten härtet der Boden aus, anschließend erfolgt der Schliff mit speziellen Maschinen. In Berlin wurde der Terraplan-Boden in einer Konstruktionshöhe von 8 cm eingebaut. Eine besondere Herausforderung habe darin bestanden, das Material über drei Stockwerke zu pumpen und auf den rund 130 m langen Bahnsteigen zu verteilen. Gefordert waren zudem große Felder mit wenigen Fugen. Zum Einsatz kam ein Beton der Festigkeitsklasse C35/45. Um die angestrebte Helligkeit des gesamten Raumes zu unterstützen, wurde der Boden auf Basis von Dyckerhoff-Weiss hergestellt. Bei dem weißen, den Boden prägenden Farbton kam Perlweiß in einer Korngröße 0 bis 8 mm zum Einsatz, ebenso wie weiß-schwarz gesprenkelter Granitsplitt. Für die schwarzen Streifen, welche die Bahnsteige gliedern, arbeiteten die Ausführenden dagegen mit einem schwarzen Pigment. Die Oberfläche wurde feingeschliffen ausgeführt. Der gesamte Einbau des Terraplan-Bodens auf der etwa 5000 m² großen Fläche erfolgte von Juni 2018 bis März 2020. Verantwortlich dafür zeichnete die Firma R. Bayer Betonsteinwerk aus Blaubeuren.
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