Umgebaut und aufgestockt

Vom 70er-Jahre Bestandsbau zum eleganten Einfamilienhaus

Fassaden

SOLINGEN (ABZ). - Was die Architekten auf einem reizvollen Grundstück in Solingen antrafen, war ein typisches Wohnhaus aus den 1970er Jahren: Eingeschossig, winkelförmig, dabei alles andere als elegant und zeitgemäß.

Der Bauherr wünschte sich mehr Wohnraum und Großzügigkeit. Doch war das mit diesem Haus überhaupt möglich? Die Planer beantworteten diese Frage mit einem fein austarierten Konzept für eine Erweiterung, das mit wenigen gezielten Eingriffen überraschende Qualitäten schuf.

Beim ersten Blick auf den eher schwerfällig erscheinenden, gedrungenen Bestandsbau, der als flacher Körper deutlich die Horizontale betonte, hätten wohl mancher Architekten spontan an Abriss und Neubau gedacht. Vor allem, da sich die Bauherren nicht nur mehr Fläche, sondern auch ein modernes Haus mit offenem Grundriss am liebsten eine Bauhausvilla wünschten, stand die Frage im Raum, ob nicht ein Neubau die effizientere Lösung wäre. Die Berliner Architekten von archequipe entschieden sich jedoch dagegen und versuchten vielmehr, durch ein sensibles Einfühlen in die Besonderheiten des Bestands die Wünsche der Bauherren zu realisieren. Und das mit großen Einschränkungen, da bspw. aufgrund des geltenden Baurechts ein Flachdach nicht möglich war. Wer jetzt das umgebaute Wohnhaus sieht, kann feststellen, dass ihnen der kreative Umgang mit dem Vorhandenen rundum gelungen ist. Durch eine geschickte Aufstockung des in die Jahre gekommenen Eigenheims ist ein gestalterisch kohärentes, großes Ganzes entstanden, das zwar die baulichen Dimensionen der benachbarten Einfamilienhäuser respektiert, gleichwohl aber dem Haus ein vollkommen neues Aussehen verleiht.

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Gestärkt wird dieser Ansatz durch die monochrome Gestaltung mit einer gedämmten Putzfassade (StoTherm Classic) in Anthrazit, die die Teile des Hauses optisch zusammenbindet. Die dunkle, wärmereflektierende Farbe (StoColor X-black) ist inspiriert von den alten, teilweise vollständig mit Schiefer verkleideten Häusern, die typisch für die Region rund um Solingen sind. Auch die direkten Nachbarn bedienen sich teilweise dieses Motivs, jedoch weniger konsequent mittels dunkler Dacheindeckungen und mit Schiefer verkleideter Giebel. Statt eines additiven Zusammenfügens von Alt und Neu entstand ein Haus, das wie aus einem Guss erscheint und längst nicht mehr den Eindruck erweckt, als wäre es rund vierzig Jahre alt. Während die kleineren Nachbarbauten, die überwiegend auch aus den 1970er Jahren stammen, noch den Charme einer längst vergangenen Epoche versprühen, hat die Erweiterung das Wohnhaus in die Gegenwart geholt: In seiner ebenso klaren wie reduzierten Architektursprache, in den raumhohen Fenstern und dem stringenten Rhythmus der Vierkantstützen, die das Thema der Vertikalen betonen, wurden zwei kleinere Volumen zu einem Haus mit zwei Giebeln verbunden. Mit seinen gereihten Stützen, die an den Archetypus eines Portikus erinnern, wirkt das Gebäude nun beinahe klassisch und zeitlos modern.

Um die Körnung und Maßstäblichkeit dieses Ortes zu wahren, entsprechen die beiden Giebelflächen, die sich selbstbewusst zur Straße präsentieren, nahezu denen der Nachbarbebauung. Nur in dieser baukörperlichen Differenzierung kann sich das zuvor schon vergleichsweise große Haus in seinen baulichen Kontext integrieren. Entscheidend für den Entwurf ist aber der spürbar neue Habitus: Aus dem ehemals horizontal geprägten Körper entstand durch die Aufstockung eine deutlich elegantere Architektur. Die gewählten Mittel und die klare Formensprache unterstützen diesen Ansatz.

Erweitert haben die Architekten das Gebäude nach Süden in Richtung der angrenzenden Straße. Den dahin orientierten Wohnraum ergänzten sie durch eine Veranda. Diese stellt sich als halboffener, lediglich von Vierkantstützen gefasster Raum, wie ein optischer Filter vor die eigentliche Fassade. Vor dem Essbereich endet die Stützenreihe, hier öffnet sich das Haus nach Süden großzügig zum Garten. Auch im Inneren wird deutlich, dass es sich bei dem Umbau nicht nur um ein Face-Lifting handelt. Das zeitgenössisch-moderne Erscheinungsbild im Erdgeschoss kontrastierten die Architekten im Innern mit einer überraschend neuen Raumfigur. Den Wunsch nach einem offenen Grundriss haben sie mithilfe einer eingestellten Möbelbox, genau im Zentrum des 270 m² großen Hauses umgesetzt. Um diese markant bordeauxrote Box, die den Kamin, die Garderobe, Einbauschränke sowie die bestehende Treppe ins Untergeschoss aufnimmt, arrondieren sich die Haupträume und ermöglichen so eine großzügige, offene Struktur. Die spürbare Offenheit des Grundrisses vermittelt zusammen mit den raumhohen Fenster, die viel Tageslicht nach innen lassen, ein vollkommen neues Raumgefühl.

Der zwei Stufen tiefer liegende Wohnraum empfängt die Besucher und leitet über in den offenen Essbereich in der südöstlichen Ecke des Hauses. Auf der gegenüberliegenden Seite des Entrees befinden sich die eher privateren Räume, zu denen ein Schlafraum, ein Bad und eine kleine Bibliothek zählen.

Schon im Windfang führt eine einläufige Treppe ins Obergeschoss. Dort haben die Architekten eine separat nutzbare Gästewohnung entworfen, die über eine eigene Dachterrasse verfügt. Insgesamt ist den Architekten damit nicht nur ein aus der individuellen Situation entwickeltes Haus gelungen, sondern ein durchweg überzeugendes Plädoyer für den Umgang mit vorhandener Bausubstanz.

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