Unfallprävention am Bau

Jeder Mitarbeiter ist gefordert

Arbeitssicherheit
Im "Unfallbuch" am Schwarzen Brett werden alle Unfälle eingetragen. Foto: Jan Westphal

Illertissen (wes). – Die Statistik spricht eine deutliche Sprache. Mehr als 21.000 Sturz- und Absturzunfälle registrierte die BG Bau im vergangenen Jahr. Von den 88 tödlichen Arbeitsunfällen waren knapp die Hälfte Absturzunfälle. Gerüste und Leitern erwiesen sich oftmals als tückische Gefahrenpunkte. "Wer ein Risiko erkennt, muss ,Stopp!' sagen, bis die Gefahrenquelle beseitigt ist", sagt Wolfgang Schrapp. Der Geschäftsführer der Schrapp & Salzgeber GmbH & Co.KG aus dem bayerischen Illertissen kämpft gemeinsam mit seiner Tochter Stephanie und den anderen Sicherheitsbeauftragten seiner Firma tagtäglich für Prävention. Schrapps Maxime: "Der verhinderte Unfall ist unser Ziel."

Aber auch jeder einzelne Mitarbeiter in Schrapps Unternehmen ist aufgefordert, mit offenen Ohren und wachen Augen den Arbeitsalltag zu meistern, um dann sicher im Feierabend anzukommen. Seit Jahrzehnten gab es bei dem 50-Mitarbeiter-starken Dachdecker- und Zimmereibetrieb keine größeren Arbeitsunfälle.

Ralf Eiben, Aufsichtsperson der BG Bau, berät die Mitgliedsbetriebe in der Region Ulm, wenn es um Prävention geht. So war Wolfgang Schrapp von seiner Tochter Stephanie informiert worden, dass die Standfestigkeit der im Betrieb eingesetzten Plattformleitern verbesserungswürdig ist. Nun demonstriert der Firmenchef dem BG Bau-Mann, was Sache ist. "Der Handlauf vermittelt zwar Sicherheit, aber bei seitlichen Bewegungen auf größerer Höhe und bei verändertem Schwerpunkt, könnte die Leiter kippeln", kritisiert Wolfgang Schrapp. Dann erklimmt Ralf Eiben die Leiter, streckt die Arme zur Seite und nach vorn und schaut nachdenklich. "Ja, Sie haben recht. Ich werde Ihre Bedenken prüfen lassen und einen Vorschlag erarbeiten, wie die Standfestigkeit bei seitlichen Bewegungen verbessert werden könnte. Aber immerhin ist die Plattformleiter eine zumindest sichere Alternative gegenüber vielen herkömmlichen Leitern", gibt er zu bedenken.

Anschließend, bei einem gemeinsamen Baustellenbesuch im benachbarten Aufheim, erkennt der kritische BG Bau-Mitarbeiter, wie ernst es dem Unternehmen ist, präventiv zu agieren. Die soeben per Kran auf den Rohbau gehievten, konfektionierten Dachelemente sind ein Beitrag konstruktiver Arbeitssicherheit: Sie bestehen aus dem Lattensystem, der Dämmung und sind an der Unterseite holzverkleidet. Durch den Einsatz dieser vorgefertigten Elemente lasse sich der Umfang gefährlicher Dacharbeiten deutlich reduzieren. "Als Praktiker muss man immer Lösungsansätze haben und dies ist ein aktiver Beitrag zur Absturzsicherung", erklärt Schrapp. Abgesehen davon hätten Sicherheitsaspekte oft zusätzliche wirtschaftliche Vorteile. Auf guten Gerüsten und sicheren Treppen lasse sich schneller schaffen.r

Vor 30 Jahren hatte Zimmerermeister Wolfgang Schrapp ein Schlüsselerlebnis: Bei einem Arbeitsunfall auf dem Dach verunglückte sein Freund tödlich. Das schärfte seinen Sinn für wirksamen Arbeitsschutz. Permanent setzt er sich seitdem dafür ein, dass im Arbeitsalltag wichtige Regeln und Vorschriften mit Leben erfüllt werden. Seine Mitarbeiter sind sensibilisiert, sich im Baustellenalltag vorausschauend-präventiv zu verhalten.

An der Infotafel auf dem Gang zu den Sozialräumen hängt das "Unfallbuch". In diese Liste trägt der Betroffene im Falle eines Falles alles ein, was passiert ist. Ja, eigenverantwortliches Handeln steht in diesem Betrieb hoch im Kurs. Die Mitarbeiter sollen sich nicht nur als Empfänger von Sicherheitsregeln und Vorschriften sehen, sondern müssen selber erkennen und entsprechend handeln.

Auf der Fachmesse "Bau 2017" in München unterschrieb das Unternehmen im Rahmen der Veranstaltung "Bau auf Sicherheit. Bau auf Dich" der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) eine "Betriebliche Erklärung für Sicherheit auf dem Bau". Wie die BG Bau erklärt, können Unternehmen der Bauwirtschaft "Betriebliche Erklärungen" vereinbaren, in denen Beschäftigte und Betriebsleitungen lebenswichtige Regeln zu typischen Gefahrenquellen wie Absturzkanten, herabfallenden Lasten oder unsicheren Verkehrswegen anerkennen. Die hierfür erforderlichen Unterlagen stellt die BG Bau bereit.

Technische Innovation, bessere Organisation und höhere Qualifikation der Berufstätigen wirkten sich über lange Zeit positiv auf die Unfallstatistik aus. Wie die BG Bau hervorhebt, lasse sich Prävention jedoch nicht nur auf verbesserte Arbeitsmittel beschränken. Vielmehr sei jeder Mitarbeiter gefragt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ca. 80 % der Unfälle verhaltensbedingte Ursachen haben. Arbeitsschutz heißt deshalb mitdenken. Und Wolfgang Schrapp ergänzt: "Eigentlich sollte das Thema Arbeitssicherheit im Rahmen der Berufsausbildung ein Prüfungsfach sein."

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